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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Elawhar sie ihr ein zweites Mal reichte.
    »Nimm dir am besten gleich mehrere Teile«, riet er ihr und griff nun selbst zu.
    »Ich finde unsere Lebensweise gar nicht so schlecht«, setzte er seine Rede fort, nachdem er ein wenig genascht hatte. »Mögen Thilions Ritter von Ruhm und Schlachten träumen, wir Gamindhoner halten es lieber mit dem Backen. Wenigstens haben wir es getan, bevor dieser unsägliche Prophet hier aufgetaucht ist. Jetzt ist unsere Stadt von Fremden überlaufen, die alle vom Heiligen Krieg gegen die Völker des Ostens reden. Ich frage mich allerdings, was Frauen und kleine Kinder dort zu suchen haben! Bis jetzt wurde nämlich kein einziges Schwert und kein einziger Panzer für ein Invasionsheer geschmiedet. Dabei tut dieser Prophet, als müsse er nur das andere Ufer erklimmen, und der Sieg wäre sein.«
    Laisa beugte sich vor und nahm sich noch eine Leckerei. Bevor sie jedoch aß, sah sie ihren Gastgeber auffordernd an. »Dieser Prophet interessiert mich. Kannst du mir mehr von ihm berichten?«
    »Ich weiß nur, dass er vor ein paar Monaten hier ankam und sofort große Beliebtheit bei den Menschen errang. Meine warnenden Worte wurden in den Wind geschlagen, umso mehr, als Menschen aus den grünen Reichen des Südens in Massen zu uns strömten und viel Geld in die Kassen spülten. Aber das meiste wanderte in die Truhen dieses Propheten. Der Mann muss inzwischen reich wie ein König sein.«
    Während Elawhar davon berichtete, wie der Prophet sich zur unangefochtenen obersten Autorität der Stadt aufgeschwungen hatte, musterte Laisa die Einrichtung des Raumes, in dem sie saßen. Hier war nichts von der steifen Pracht zu sehen, wie sie drüben in Tanfun herrschte. Ein niedriger Tisch mit einer schönen Holzmaserung, bequeme Korbsessel sowie ein grün lackierter Schrank mit mehreren offenen Fächern, in denen Gegenstände des täglichen Bedarfs lagen, sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Der Teppich auf dem Borden leuchtete in verschiedenen hellen Farben und war schon leicht abgetreten. Auch stellten die Bilder an der Wand nicht nur den hier verehrten Gott Tenelin dar, sondern auch einige Landschaftsskizzen, die Laisa in ihren Bann schlugen.
    Bei einem der Bilder war ein steil aufragendes Gebirge zu sehen, zu dessen Füßen ein mächtiger Fluss förmlich aus dem Fels strömte.
    »Was ist das?«, fragte Laisa und zeigte darauf.
    Ihr Gastgeber bemerkte erst jetzt, dass sie seine Bilder bewunderte, und bemühte sich, sie ihr zu erklären. »Dies ist der Ursprung, oder soll ich besser sagen die Quelle, des Toisserech, des Großen Stromes hoch im Norden. Er tritt als mächtiger Fluss aus einer Höhle im Gebirge und ist dort schon breiter als alle seine Nebenflüsse an jenen Stellen, an denen sie sich in ihn ergießen. Es handelt sich um eines der großen Wunder dieser Welt, das noch niemand zu erkunden gewagt hat. In alten Sagen heißt es, dass es im unterirdischen Bett des Großen Stromes gewaltige Grotten geben soll, in denen riesige Schätze liegen. Die hat aber noch keiner mit eigenen Augen erblickt. Dafür sorgt schon Flussmaul. Diese Stadt liegt nur wenig unterhalb des Ursprungs unseres Großen Stromes auf dieser Seite, doch die Stelle wird durch einen Teil des Riegelgebirges abgeschlossen, so dass sich das schwarze Gesindel bis heute auf der goldenen Seite hat halten können.«
    »Dort oben liegt also Flussmaul!« Laisa sprang auf, um das Bild genauer zu betrachten. Zu ihrem Bedauern war die Stadt nicht darauf. In ihrer Phantasie stellte sie sich Flussmaul als finsteren, stinkenden Ort vor, in dem die Bewohner wie Ratten in Löchern hausten und auf Heimtücke sannen. Sie fragte Elawhar danach, doch der konnte ihr nicht mehr über die Stadt berichten, als dass sie in einem sehr schlechten Ruf stände, obwohl ihre Bewohner zumeist Händler und Stromschiffer seien, die auf ihrer Seite die Tempelabgaben in die Heilige Stadt brachten.
    »Dieses Edessin Dareh interessiert mich«, sagte Laisa mit glitzernden Augen.
    »Als Oberpriester meines Landes habe ich das Privileg, jedes dritte Jahr zu den großen Feierlichkeiten im Tempel Tenelins reisen zu können«, begann Elawhar und berichtete von diesen Reisen. Dadurch erfuhr Laisa auch, dass das vielgerühmte Edessin Dareh aus zwei Teilen bestand, in denen es je drei Stadtbezirke für die jeweilige magische Farbe gab.
    Elawhar pries die Größe und Pracht der drei Tempel der eigenen Seite und die stolzen Villen der großen Handelsherren, die die Güter der

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