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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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fand, dass die Abneigung der magischen Farben gegeneinander ihr Wohlbefinden zu stören begann.
    Borlon hatte dem Wein, den Elawhar ausschenken ließ, schon ein wenig zugesprochen und fand ihren Einwand eher belustigend. »Solange wir durch kein Reich der schwarzen Farbe reiten, kann es uns beiden egal sein. Außerdem werden wir unterwegs genug Herbergen antreffen, in denen auch unsere beiden Freunde von drüben etwas zu beißen finden. Nach dem letzten Krieg wurden viele Sklaven von der anderen Seite den Bärenfluss hochgeschafft. Daher wissen die Wirte, was man solchen Leuten zu essen geben darf.«
    »Sklavenfraß kann ich auch drüben bei uns bekommen. Nur schmeckt er dort besser«, antwortete Ysobel bissig.
    Laisa fauchte genervt. »Jetzt streitet euch nicht, sondern sagt mir lieber, was ihr von der Sache haltet, die hier vorgeht!«
    »Es ist so, wie ich mir den Westen vorgestellt habe: unangenehm, gefährlich und ohne jede Zivilisation«, erklärte Ysobel schnippisch.
    »Das Fehlen von Zivilisation bestreite ich vehement. Allerdings war ich zu lange in Tedenrhols Festung eingesperrt, um mir ein genaues Urteil über die Situation in den grünen Ländern erlauben zu können«, antwortete Borlon.
    Elawhar legte ihm erregt den Arm auf die Schulter. »Ihr kennt diesen verderbten Magier, der unserer edlen grünen Farbe zur Schande gereicht?«
    »Kennen? Wir haben ihn ausgeschaltet und seine Gefangenen befreit!« Laisa blickte den klein gewachsenen Mann betont von oben herab an, so als wolle sie ihm sagen, dass jemand, der mit dem grünen Magier und seinem Kampfmonster fertig geworden war, sich vor den Fanatikern in dieser Stadt nicht zu fürchten brauchte.
    Vor Staunen blieb Elawhar der Mund offen stehen. »Aber das ist unmöglich! Nicht einmal Rhondh, der grüne Evari, hat es gewagt, den Magier in seiner Festung herauszufordern.«
    »Aber wir haben es!« Laisa gab dem Mann einen kurzen Bericht, verschwieg dabei aber, dass sie die Festung unter dem Berg nicht freiwillig aufgesucht hatte, sondern als Gefangene dorthin gebracht worden war.
    Der Oberpriester stellte ihr ein paar Fragen, auch bezüglich der Rolle, die sie und ihre Freunde in Punjis Kampf um sein Königreich gespielt hatten.
    Laisa antwortete, so gut sie vermochte. Obwohl sie ihre Taten nicht über Gebühr herausstellte, flößte sie ihrem Gastgeber nicht nur Achtung, sondern auch ein wenig Furcht ein. Gleichzeitig aber keimte in dem alten Mann die Hoffnung, die Katzenfrau könne ihm bei den Schwierigkeiten behilflich sein, mit denen er in letzter Zeit zu kämpfen hatte.
    »Seht ihr«, begann er, »Gamindhon ist ein kleines Land ohne bedeutende Stimme im Konzert der großen Reiche. Von unseren Nachbarn auf dieser Seite des Stromes unterscheidet uns weniger die Farbe, denn auch Urdil und Tenelian zählen zu Tenelins Völkern. Allerdings gehören wir zum Menschenschlag der Terinon und sind damit Verwandte der Tanfuner, während unsere grünen Nachbarn zum Volk der Malvenon zählen, denen die Götter zwar eine höhere Gestalt, aber auch weniger Verstand geschenkt haben.
    Unser Ruf beruht nicht auf besonderer Frömmigkeit wie der von Tenelian, und wir gelten nicht gerade als große Krieger, auch wenn wir unsere Nachbarn in der Vergangenheit schon ein paar Mal zurechtgewiesen haben. Wir sind Zuckerbäcker und Konditoren, und das Konfekt aus Gamindhon ist weit über unsere Grenzen hinaus berühmt.«
    Um seine Worte zu beweisen, stand Elawhar auf und holte eine Schale aus grün bemaltem Porzellan, in der etliche Kunstwerke aus Backwerk, Zuckerguss und kandierten Nüssen lagen.
    »Bedient euch!«, sagte er und hielt die Schale Laisa hin. Diese schnupperte daran und wählte ein Stück Honigkuchen, das sie sich genüsslich auf der Zunge zergehen ließ.
    Borlon bediente sich doppelt und trank ein winziges Schlückchen Thilierwein dazu. Seine Augen wurden dabei blank wie weiße Murmeln. »Da ist Honig aus meiner Heimat drin!«, entfuhr es ihm während des Kauens.
    Der Oberpriester nickte stolz. »Wir verwenden nur die besten Zutaten. Probiere du es auch.« Er hielt die Schale Ysobel hin, die es sich erst sehr genau ansah und dann ein leicht grünlich schimmerndes Stück Zuckerwerk nahm. Kaum hatte sie es sich in den Mund gesteckt, entfuhr ihr ein Laut der Überraschung.
    »Das schmeckt gut! Bei Linirias, so etwas Ähnliches habe ich bisher nur einmal kosten dürfen. Aber das hier ist noch viel, viel besser!« Ihr Blick ruhte dabei so hungrig auf der Schale, dass

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