Stern der Göttin
diese Person magisch nicht besonders stark zu sein, dann hatte er das Gefühl, als würde sie einen Teil ihrer Kräfte vor der Welt verbergen.
Noch verwunderlicher fand der Evari die beiden schwächeren magischen Wesen, die zusammen mit den drei Weißen in die Stadt gekommen waren. Eines war violett und auf eine primitive Art ausgebildet, das andere aber strahlte in einem so klaren Blau, dass die Luft in seiner Nähe zu knistern schien.
Khaton konnte sich das Erscheinen dieser seltsamen Schar erst erklären, als er seinen müden Gedanken die Erinnerung an den magischen Hilferuf abrang, den er ausgestrahlt hatte. Diese Leute hatten ihn anscheinend gehört und ihre Schritte hierher gelenkt. Damit aber hatte er sie in höchste Gefahr gebracht. Salavar war kein Gegner, den man unterschätzen durfte. Ungewarnt würden die Fremden in die Gewalt des Schwarzlandmagiers geraten.
Verzweifelt versuchte Khaton, magischen Kontakt zu den Fremden aufzunehmen. Doch entweder war der mickrige Rest an magischer Kraft, über den er noch verfügen konnte, zu schwach, oder die Leute waren diese Art des geistigen Hörens nicht gewohnt. Dies wunderte ihn, denn zumindest die starkmagische weiße Frau hätte seinen Ruf empfangen müssen.
Schon nach kurzer Zeit korrigierte er sich. Die Frau musste etwas bemerkt haben, denn sie blieb beim Fluss zurück. Anhand ihrer Bewegungen im Wasser begriff er, dass es sich um eine Nixe handeln musste. Hätte sein versteinerter Körper es vermocht, ihm wären die Tränen gekommen. Ausgerechnet eines dieser friedlichen, harmlosen Wesen war seinem Ruf gefolgt. Ein kleiner Junge mit einer Steinschleuder konnte mehr gegen Salavar ausrichten als sie.
Mit aller Kraft kämpfte Khaton gegen die magischen Bande an, die seinen Körper wie seinen Geist gefangen hielten, und richtete all seine Gedanken auf die Nixe. »Flieh! Gefahr!« Noch während er die Warnung sendete, bemerkte er, dass sich mehrere schwarze Präsenzen der Nixe näherten. Es waren keine richtigen Schwarzländer, sondern Menschen im Schutz schwarzer Abschirmartefakte. Noch während er hoffte, die Nixe würde diese bemerken und Fersengeld geben, schloss sich der Ring um sie, und er musste hilflos miterleben, wie sie gefangen, betäubt und an Bord eines Bootes gezogen wurde.
Keine Stunde später fühlte er, wie sich die Aura seines Erzfeindes dem Keller näherte, in dem er gefangen lag. Mehrere Männer trugen die wehrlose Nixe herein und legten sie auf den Boden. Danach erfüllte die Ausstrahlung eines mit grüner Magie gefüllten Artefaktes den Raum, und der Körper der Nixe verwandelte sich in harten Stein, in dem nur noch ein winziger Rest ihres Geistes wach genug blieb, um ihr Schicksal beweinen zu können.
»Hast du es mitbekommen, Evari?«
Salavars lautlose Gedankenstimme riss Khaton aus seinem dumpfen Sinnieren heraus.
»Was willst du von mir?«, antwortete er gequält.
»Ich habe eben ein weiteres Beutestück gebracht, das fast noch wertvoller ist als du, nämlich eine weiße Nixe. Ich muss sagen, du hast mir mit deinem dilettantischen Versuch, um Hilfe zu rufen, sehr geholfen. Seit tausend Jahren ist kein Magier des Schwarzen Landes mit solchen Trophäen zu Giringar zurückgekehrt.«
»Ersticke daran!«, gab Khaton zurück.
Er wusste jedoch, dass es nur ein frommer Wunsch war, denn die Begleiter der Nixe waren magisch einfach zu schwach, um sich gegen einen der Hochmagier aus dem Osten behaupten zu können.
☀ ☀ ☀
Laisa wachte mit Kopfschmerzen auf, die ihr schier die Augen aus den Höhlen pressten. Zuerst glaubte sie, jemand hätte ihr einen harten Schlag verpasst, doch als sie sich vorsichtig umsah, begriff sie, dass sie auf einem weichen Bett lag und in der letzten Stunde niemand die Kammer betreten hatte. Noch während sie darüber nachdachte, ob vielleicht die fremde Kost für ihren Zustand verantwortlich sein konnte, erinnerte sie sich an ihren Alptraum und schreckte hoch. Irgendetwas war geschehen! Doch als sie sich die Traumbilder wieder ins Gedächtnis rufen wollte, griff sie ins Leere. Das schlechte Gefühl aber blieb.
Schwankend stand sie auf und blickte sich durstig um. Ein Nachteil, wenn man in Häusern übernachtete, war der Umstand, dass man nie wusste, wo man frisches Wasser bekam. Vorher aber wollte sie das Fenster öffnen und frische Luft schnappen. Doch als sie es tat, schlug ihr der Geruch des Weihrauchs entgegen, den die Gläubigen tonnenweise auf dem Marktplatz verbrannten. Ihr wurde davon übel, und
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