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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Beeinflussung aufbrachten als Leute mit besonderen Fähigkeiten, machte die Strahlung der Säule Einheimische wie Pilger zu ergebenen Sklaven des geheimnisvollen Fremden.
    Laisa drehte sich zu ihrem Gastgeber um und musterte ihn. Er war ebenso wie seine beiden verbliebenen Anhängerinnen magisch stärker als der Rest der hier versammelten Leute und schien sich dem fremden Willen instinktiv zu widersetzen.
    Erneut blickte Laisa auf den von Menschen wimmelnden Platz hinab. Die Pilger versuchten, zur Säule zu gelangen, um diese umfangen und küssen zu können. Einige wenige Stadtbüttel versuchten, eine gewisse Ordnung aufrechtzuerhalten, doch sie wurden von den größeren und kräftigeren Pilgern einfach beiseitegeschoben. Hier wurde der Keim für eine Abneigung gelegt, die schon bald in offene Feindschaft umschlagen konnte.
    »Du hast von Tenelian gesprochen, das deine Stadt schon mehrfach erobern wollte. Könnte es sein, dass diese Leute hinter diesem Pilgerzirkus stecken, um Gamindhon auf diese Weise in die Hand zu bekommen?«, fragte sie Elawhar, ohne sich zu ihm umzudrehen.
    »Das glaube ich nicht. Es sind zwar einige Tenelianer unter den Pilgern, doch die meisten stammen aus Urdil, Pondaan und Halondil. Auch etliche Thilier sind hierhergekommen. Aber in Tenelian hat König Tenealras seinen Untertanen bei Strafe verboten, dem Ruf des Propheten zu folgen, und die Grenzen gesperrt.«
    Die Antwort war nicht unbedingt die, die Laisa erwartet hatte. Also schien die Sache noch komplizierter zu sein. Warum war die Kristallsäule, die ihrem Gastgeber zufolge jahrhundertelang nichts anderes getan hatte, als einfach nur hier zu stehen, plötzlich zum Leben erwacht? Weshalb roch ihr magisches Grün genauso wie das des Propheten? Noch während Laisa darüber nachsann, entdeckte sie etwas, das ihr bislang entgangen war. Die beeinflussende Kraft wurde zwar von der Säule ausgestrahlt, ihre Quelle befand sich jedoch zu deren Füßen unterhalb des Kopfsteinpflasters, welches den Marktplatz bedeckte.
    Es gab nur einen Schluss: Der Prophet hatte dort etwas vergraben, das den großen Kristall als magischen Verstärker benutzte. Da ihre Müdigkeit jedoch immer stärker wurde, beschloss Laisa, über dieses Problem erst wieder nachzudenken, wenn sie sich frischer fühlte. Sie kehrte dem Fenster den Rücken zu und sah Elawhar hoffnungsvoll an. »Du könntest mir sagen, wo ich mich hinlegen darf.«
    Eine der beiden Frauen bat sie mit leiser Stimme, ihr zu folgen, und führte sie in eine kleine, mit Bett, Schrank, Tisch und zwei Stühlen vollgestopfte Kammer. Auf dem Tisch lag noch ein angefangener Text, der, wie Laisa beim Überfliegen erkannte, eine Hymne an Tenelin darstellte. Bei der Schreibfeder, die daneben lag, war die Spitze abgeknickt und die Tinte eingetrocknet. Es war, als sei der Autor beim Schreiben gestört worden, hätte dabei vor Überraschung die Feder zu stark auf das Papier gedrückt und diese dann einfach liegen gelassen.
    »Gehörte diese Kammer einem der Priester, die jetzt dem Propheten nachlaufen?«, fragte Laisa ihre Begleiterin.
    Die junge Frau nickte. »Ja, meinem Bruder! Er war kurz davor, in das Gremium der Neun aufgenommen zu werden, und er hat es unserem verehrten Oberpriester Elawhar mit Verrat gedankt.«
    Ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen. Laisa hätte sie gerne getröstet, doch die ungewohnte Müdigkeit lähmte bereits ihre Gedanken. Mit einem gemurmelten Dankeswort verabschiedete sie die Gamindhonerin und legte sich auf das Bett. Fast im selben Augenblick war sie eingeschlafen und tauchte in einen wüsten Alptraum ein.
    Sie war in einem mit Silber durchflochtenen Netz gefangen und wurde von Booten umringt, deren Besatzungen sie nur wie durch einen Schleier erkennen konnte. Verzweiflung und Ärger erfüllten sie, dann erlosch sie wie eine Kerze im Wind. Fast im selben Augenblick war es, als liege sie wie zu Stein erstarrt in einer engen Kiste und fühlte eine tiefe Wut in sich, die ihr selbst und ihrer Dummheit galt, weil sie blindlings in die Falle getappt war.
    ☀ ☀ ☀
    Obwohl Khaton in seinem versteinerten Zustand handlungsunfähig war, so bemerkte er doch das Erscheinen fremder, magischer Präsenzen. Eine davon hätte er für eine weiße Eirun halten können, doch dafür war ihre Ausstrahlung zu sanft. Zwei weitere weiße Geschöpfe begleiteten diese Frau, von denen er eines für einen Bärenmenschen hielt. Doch aus dem zweiten wurde er nicht schlau. Im ersten Augenblick erschien ihm

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