Stern der Göttin
nur ein paar von deinen Leuten mit. Du wirst mit den anderen hierbleiben und mir mit den Narren folgen, die sich in und um Gamindhon versammelt haben. Keine Sorge, ich lasse dir ein Artefakt zurück, mit dessen Hilfe sie dir wie Schafe gehorchen werden.«
Spontan hatte Salavar beschlossen, die wertvollsten Stücke seiner Beute in Sicherheit zu bringen, und dazu gehörten neben einem durchaus ansehnlichen Schatz und dem versteinerten Evari auch die Nixe und die Katzenfrau mit dem Rest ihrer Gruppe. Auf die versammelten Pilger und die Bewohner Gamindhons, die er als Sklaven nach Osten hatte bringen wollen, konnte er notfalls verzichten.
Während er nachdachte, streifte Salavars Blick Kedrok, und er las ihm die Gedanken förmlich von der Stirn ab. Der Freistädter dachte gar nicht daran, das Kleingeld zurückzulassen, sondern er würde alles zusammenpacken und auf ein zweites Schiff laden. Tatsächlich verstand er den Mann sogar, denn die Kupfermünzen und das kleine Silber waren für sich schon etliche tausend, wenn nicht gar zehntausend Goldfirin wert.
Salavar schüttelte ärgerlich den Kopf, denn er hatte an anderes zu denken als an das weitere Schicksal seines bisherigen Vertrauten. Ihm saß die Angst vor einem kraftvollen Schlag der weißen Seite im Nacken, denn so, wie diese Katze hier auftrat, musste sie eine starke Macht in ihrem Rücken wissen.
☀ ☀ ☀
Je näher Laisa dem Haus des Propheten kam, umso mehr sträubte sich ihr Fell. Das Ganze roch derart nach Falle, dass sie sich am liebsten zurückgezogen hätte. Das Gefühl strömte ihr in doppeltem Weiß entgegen – und eines davon schmeckte nach Naika. Rasch wandte sie sich dem nahen Fluss zu. Normalerweise hätte sie ihre Nixenfreundin als leuchtend weißen Fleck wahrnehmen müssen, doch sie spürte nur noch Reste ihrer Ausstrahlung, so als wäre Naika schon vor einigen Stunden verschwunden. Laisa erinnerte sich an ihren Alptraum am Nachmittag und stieß ein wütendes Fauchen aus.
Rongi stupste sie an. »Ist was?«
»Die ganze Sache ist mir nicht geheuer. Gib also auf alles acht, was geschieht«, gab Laisa flüsternd zurück. »Das gilt auch für Ysobel und Borlon.«
»Glaubst du, sie wollen uns umbringen?«, fragte die Tivenga besorgt.
Laisa zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht in die Köpfe unserer Gegner sehen. Ich weiß nur, dass wir aufpassen müssen.«
Kurz darauf standen sie vor dem Tor des leicht schief wirkenden Bauwerks. Ildo, der ihnen die Einladung überbracht hatte, begrüßte sie und führte sie in einen festlich geschmückten Raum. Der Tisch war bereits gedeckt, und köstliche Düfte zogen ihnen entgegen. Sogar Laisa lief trotz ihrer Anspannung das Wasser im Mund zusammen.
Ysobel entdeckte eine Schale mit Gamindhon-Konfekt und wollte eines davon stibitzen. Laisas Hand war schneller und hielt sie auf. »Vorsicht! Bevor wir hier etwas zu uns nehmen, sollten wir uns alles genau ansehen.« Sie wand Ysobel das Zuckerwerk aus der Hand und schnupperte daran. Es duftete so gut, dass sie am liebsten selbst hineingebissen hätte. Gleichzeitig aber nahm sie einen leicht metallischen Geruch wahr, bei dem sich ihr die Rückenhaare aufstellten.
Es war Flussmaulstaub, der von den vielen Gewürzen so überdeckt wurde, dass selbst Rongi ihn nicht wahrnehmen konnte. Ihr Geruchssinn war zwar besser als der des Katlings, doch war sie ehrlich genug zuzugeben, dass sie das Betäubungspulver nicht bemerkt hätte, wenn sie nicht von Anfang an misstrauisch gewesen wäre.
Ein ganzes Stück unter ihr in einem der Keller richteten zwei hochmagische Geschöpfe den winzigen Rest ihrer magischen Kraft, über die sie noch verfügen konnten, auf Laisa.
»Warum fliehst du nicht und holst Hilfe?«, sendete Khaton und fluchte erbittert, weil die weiße Präsenz nicht reagierte. Dabei wusste er genau, dass jede Hilfe für ihn und die Nixe zu spät kommen würde. Bis jemand erschien, der es mit Salavar aufnehmen konnte, hatte dieser sie bereits auf die rote Seite des Großen Stromes geschafft.
Für einige Augenblicke überlegte Laisa tatsächlich, die Beine in die Hand zu nehmen und zusammen mit ihren Begleitern zu verschwinden. Der Gedanke, dass sie damit wahrscheinlich Naika im Stich lassen würde, brachte sie jedoch dazu, zu bleiben.
Gerade als sie diesen Entschluss gefasst hatte, sprang eine Seitentür auf, und Laisa sah einen schwarzen, von kaltem, grünem Licht umspielten Schatten vor sich. Erst allmählich nahm sie Konturen in Salavars Gestalt
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