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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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sie schloss das Fenster rasch wieder.
    Noch bevor Laisa den Raum verlassen konnte, klopfte es unten an die Tür.
    Die junge Frau, die sie ins Zimmer geleitet hatte, stürmte aus der Küche. Als sie die Haustür öffnete, stieß sie einen überraschten Ruf aus. »Ildo, du?«
    Ein junger Mann trat ein und sah sich neugierig um, bevor er sich der Frau zuwandte. »Der erhabene Prophet schickt mich, um die Fremden, die in dieses Haus gekommen sind, zum Abendessen einzuladen. Er ist entsetzt über den Aufruhr am Hafen und will sich bei der weißen Dame in Katzengestalt vielmals dafür entschuldigen.«
    Die Frau lachte hart auf. »Das hat er auch nötig! Und sein Oberschleimer Kedrok auch, denn der wollte nicht einmal vor einer weißen Nixe haltmachen. Der Kerl sollte sich was schämen – und du und der Prediger mit dazu.«
    Anscheinend handelte es sich bei dem jungen Mann um den Bruder der Priesterin. Er war jetzt als Laufbursche in das Haus zurückgekehrt, in dem er einst hoch aufsteigen hätte können. Laisa beobachtete ihn aus dem Dunkel des Flures heraus und fand, dass ihr die Schwester besser gefiel. Der Bursche war irgendwie zu weich, um Menschen ein Vorbild sein zu können. Da er nach ihr gefragt hatte, verließ sie die Kammer und trat auf ihn zu.
    Ihre Kopfschmerzen ließen sie harscher reagieren als sonst. »Du kannst deinem Herrn sagen, dass ich seine Einladung annehme. Er sollte sich aber etwas einfallen lassen, mit dem er meinen Unmut besänftigen kann. Ich bin immer noch empört über das, was heute Mittag geschehen ist.«
    Der junge Bursche zuckte zusammen, denn so deutlich wie Laisa hatte noch nie jemand Kritik an seinem Idol geübt. Er öffnete schon den Mund, um dem Katzenwesen zu erklären, welche Ehre es sei, dass der große Prophet überhaupt Kenntnis von ihr nahm und sie sich für diese Einladung eigentlich kniefällig bedanken müsste, erinnerte sich dann aber wieder an seinen Auftrag und behielt diese Worte für sich.
    »Verzeiht, edle Dame, aber die Einladung des erhabenen Propheten schließt Eure Begleiter mit ein.«
    Laisa überlegte kurz, bevor sie Antwort gab. Sie hätte Rongi und Ysobel ungern allein in der Stadt zurückgelassen. Auch Borlon war durch seine fremdartige Erscheinung unter all diesen Fanatikern gefährdet. Doch würde dies bei dem Propheten nicht ebenso der Fall sein? Sie misstraute dem Mann in einer Weise, die sie sich selbst nicht erklären konnte. Trotzdem war sie bereit, das Risiko einzugehen und ihn aufzusuchen.
    »Richte deinem Herrn aus, dass wir kommen. Doch wehe, auch nur einer schaut meinen blauen Begleiter Rongi schief an. Meine Krallen sind scharf, und ich reagiere schnell!«
    Der Bote verneigte sich sichtlich widerwillig vor ihr und verließ das Haus ohne Gruß.
    »Stoffel!«, rief seine Schwester hinter ihm her. Dann wandte sie sich Laisa zu. »Glaubt Ihr wirklich, dass es klug ist, zu diesem Propheten zu gehen? Was ist, wenn er auch Euch mit seinem Unsinn beschwatzt und Ihr in Eurem Katerchen plötzlich einen Feind seht?«
    »Das werde ich zu verhindern wissen«, behauptete Laisa und fragte dann, ob die andere wüsste, was sie gegen ihre quälenden Kopfschmerzen unternehmen könnte.
    »Warte, ich bringe Euch etwas.« Die Frau verschwand und kehrte rasch mit einem Fläschchen zurück, das, als sie es öffnete, einen stechenden Geruch von sich gab, der Laisa beinahe die Nase verbrannte. Sie nieste fürchterlich, merkte dann aber, dass ihr das Mittel half. Trotzdem bat sie die junge Priesterin, das Fläschchen wieder zu verschließen.
    »Hat es Euch etwa geschadet? Das wollte ich wirklich nicht!«, rief die Frau erschrocken.
    Laisa hob beschwichtigend die Hand. »Es geht mir schon besser. Nur ist das eher eine Medizin für stumpfnasige Menschen und nicht für Katzenleute wie mich. Aber sie tut meinem Kopf trotzdem gut.«
    »Es ist bedauerlich, dass sie Eurer Nase schadet. Sagt, könnt Ihr wirklich so gut riechen, wie man sich erzählt? Es heißt, der Geruchssinn der Katzenmenschen wäre beinahe so gut wie der von Hunden.«
    »Er ist weitaus besser!«, antwortete Laisa beleidigt. »Hunde sind Tiere ohne Verstand. Wir hingegen wissen, was wir riechen, ohne dass man uns einen stinkenden Fetzen vor die Nase halten muss.«
    Die Priesterin lachte bei der Vorstellung, wurde aber sofort wieder ernst. »Lasst Euch bitte nicht von diesem Propheten beeinflussen. Er hat Kräfte, sage ich Euch …«
    »Die bei mir gewiss nicht anschlagen werden!« Laisa gab sich zwar

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