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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Bord fiel, wurden die übrigen Männer unruhig. Ihr Anführer und mehrere Kameraden waren umgekommen, ohne dass der Prophet es hatte verhindern können.
    Salavar merkte, wie sich die Stimmung der Männer gegen ihn wandte, und sprach kurzerhand einen Verwirrzauber, der die Augen seiner Verfolgerin trüben sollte. Wenn diese Katze nichts mehr sah, konnte sie auch nicht mehr schießen. Um ganz sicher zu sein, legte er auch noch einen Unsichtbarkeitsschirm um das Boot. Damit die beiden Zauber ihre Wirkung entfalten konnten, musste er sein eigenes Schutzfeld für kurze Zeit abschalten, aber das nahm er in Kauf. Die Artefaktwaffen würden ihn nicht verraten, denn sie waren nicht so stark, dass sie auf größere Entfernung bemerkt werden konnten. Nun ärgerte er sich, weil er sie aus übergroßer Vorsicht nicht gleich beim Ablegen eingesetzt hatte. Dann aber zuckte er mit den Achseln. Noch war nichts passiert, was ihm geschadet hätte. Ob ein paar Freistadt-Ratten mehr oder weniger draufgingen, kümmerte ihn nicht.
    Die Blindheit traf Laisa mitten im Sprung von Baum zu Baum. Instinktiv streckte sie die Arme nach vorne und erwischte einen Ast, der kräftig genug war, um sie zu tragen. Mehrere Herzschläge lang blieb sie auf dem Ast hocken und rieb sich die Augen, ohne dass es half. Sie fauchte zornig und wurde gleichzeitig von tiefer Verzweiflung gepackt, denn so konnte sie ihren Freunden nicht mehr helfen. Sollte sie sich beim Zielen nur auf ihren Geruchssinn verlassen? Aber dabei bestand die Gefahr, dass sie daneben schoss und ihre Gefährten verletzte.
    Da bemerkte sie, dass sie ihre Umgebung dennoch wahrnahm. Das Wasser des Flusses zeichnete sich vor ihrem inneren Auge wie ein schwaches Band ab, in dem sich die drei Farben der westlichen Stromseite miteinander vermischten. Der gamindhonische Wald schimmerte in einem leichten Grün, während das tanfunische Ufer jenseits des Flusses gelbes Licht verströmte. Deutlicher als ihre Umgebung war das Boot zu erkennen, das jetzt auf sie zuhielt. Es war von dem kalten Grün erfüllt, mit dem der Prophet sich tarnte, doch mitten in diesem Grün befand sich eine schmale, schwarze Erscheinung, die eben einen Arm in ihre Richtung ausstreckte.
    Laisa riss ohne nachzudenken den Bogen von der Schulter, legte einen Pfeil auf die Sehne und schoss. Dann ließ sie sich fallen, um den Waffen des Feindes zu entkommen.
    Der Pfeil traf Salavar völlig unvorbereitet. Noch während das weiße Geschoss in seine Brust einschlug, wusste er, dass es jetzt um sein Leben ging, denn es hatte sein Herz durchbohrt. Er konnte nichts anderes mehr tun, als all seine Kraft aufzuwenden, um sich magisch zu erhalten. Ein Teil seiner selbst warf ihm höhnisch vor, dass er die Katze erneut unterschätzt hatte. Gleichzeitig packte ihn die Angst, er könnte tatsächlich auf eine so lächerliche Weise umkommen, obwohl er zu den mächtigsten Magiern das Schwarzen Landes gehörte. Er sah noch, wie ihn die restlichen Freistädter entsetzt anstarrten und dann aus Angst vor den Pfeilen der Katzenfrau ins Wasser sprangen, um das andere Ufer zu erreichen. Die steuerlose Barke drehte sich einmal um die eigene Achse und lief dann knirschend auf einer Sandbank unweit des Ufers auf.
    Salavar wurde durch den Aufprall zu Boden geschleudert und stöhnte vor Schmerzen auf. Trotzdem bekam er mit, wie eine der Planen, die seine Leute über die gelähmten Gefährten der Katzenfrau geworfen hatten, sich hob. Eine unnatürlich schmale, lange Hand kam zum Vorschein und schob das Segeltuch ganz beiseite. Die Tivenga war mittlerweile erwacht und hatte sofort damit begonnen, ihre magischen Fähigkeiten einzusetzen, die ihr ein hohes Maß an Körperbeherrschung und eine gewisse Veränderlichkeit gaben. Kaum war es ihr gelungen, ihre Hände und Füße so schmal werden zu lassen, dass sie aus den Fesseln schlüpfen konnte, suchte sie nach einer Waffe, um ihrem Entführer endgültig den Garaus zu machen.
    Salavar verfluchte sich in Gedanken, weil er nicht daran gedacht hatte, dass die violette Frau diese spezielle Art der Körperbeherrschung besitzen konnte, die in ihrem Volk von Zeit zu Zeit vorkam.
    Beinahe hoffte er, sie würde ihn töten, damit wenigstens seine Seele nach Osten zu Giringar gehen und auf eine Wiedergeburt hoffen konnte. Der Blick, mit dem sie ihn jetzt betrachtete, zeigte ihm jedoch, dass sie ihren ersten, brennenden Hass überwunden hatte. Sie würde ihn am Leben lassen und seinen Feinden als Gefangenen übergeben. Dazu

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