Stern der Göttin
zu demütigen Dienern des Propheten machte. Sie selbst verstand so gut wie nichts von Magie und Artefakten, war aber überzeugt, dass die Wirkung der Säule nachlassen würde, wenn sie dieses strahlende Ding unter den Pflastersteinen entfernte.
Mit einem boshaften Kichern wechselte sie die Richtung und kehrte zur Stadt zurück. In der Nähe des Prophetenhauses entdeckte sie Kedrok. Er hielt ein Lähmartefakt in der Hand und ein weiteres Ding, dessen Strahlung Laisa dazu brachte, sich hinter einem Karren zu verstecken. Trotzdem schien Kedrok etwas wahrzunehmen, denn er schickte mehrere Männer in ihre Richtung.
Laisa spürte, dass ihr nur wenig Zeit blieb, und eilte weiter. Die Tore der Stadt waren inzwischen verrammelt, und es standen bewaffnete Posten davor. Doch sie brauchte keine Tür, um hineinzukommen. Sie umrundete die Stadt halb, stieg in den breiten, sumpfigen Graben, der die Mauern umgab, und verfluchte dabei den Propheten, weil der stinkende Moder an ihrem Fell haften blieb. Die Mauer selbst bereitete ihr weniger Schwierigkeiten. Zwischen den Quadersteinen gab es genug Ritzen für ihre Krallen, und sie war blitzschnell oben.
In der Stadt war von der Unruhe draußen noch nichts zu spüren. Die Leute hatten sich in ihren Häusern verkrochen, und so traf Laisa auf ihrem Weg zum Marktplatz keine Menschenseele. Auf dem Platz selbst lagerten etliche Pilger, die kein Quartier mehr gefunden hatten. Sie hatten sich in ihre Umhänge gehüllt und schliefen. Weiter vorne saß eine Gruppe im Schein eines kleinen Lagerfeuers zusammen und redete. Laisa sah, wie eine große Lederflasche die Runde machte, und kümmerte sich nicht weiter um die Leute.
Zum Glück war der Platz direkt um die Säule leer. Sie entdeckte auf Anhieb die Stelle, an der das Artefakt, das die Leute steuerte, verborgen sein musste, und machte sich daran, es auszugraben. Da die Erde um das Ding nicht richtig festgestampft worden war, ging es ganz leicht. Laisa musste nur ein paar Pflastersteine entfernen, dann konnte sie das aus Kristall und Kupfer bestehende Gerät herausziehen.
Als sie es in der Hand hielt, spürte sie, dass es dieselbe kalte Magie ausstrahlte wie der Prophet. Sie erinnerte sich jedoch daran, dass er auf sie bei ihrer Ankunft und auch in seinem Haus wie ein schwarzer Schattenriss gewirkt hatte. Also musste der Mann einer der Magier Giringars sein. Schwarzlandmagie würde auch die Schmerzen in ihrem Schwanz erklären, die sie verspürte, während die Lähmung langsam wich. Schwarz war ihre Gegenfarbe, und sie hatte schon an Ysobel und Rongi gesehen, wie sich Farbfeindschaft auswirken konnte.
»Freundchen, das bezahlst du mir!«, schwor Laisa, während sie sich mit ihrer Beute auf den Weg machte.
Sie kam ungeschoren zur Mauer zurück, stieg hinab und stapfte mit zusammengebissenen Zähnen durch den zähen Schlamm des fast leeren Stadtgrabens. Danach wandte sie sich dem Fluss zu. Dieser war ihrer Meinung nach zwar kein ideales Versteck für das Artefakt, doch es schien ihr immer noch besser, das Ding dem Wasser zu übergeben, als es auf dem Land herumliegen zu lassen, wo es gefunden werden konnte. Weiter mit sich schleppen wollte sie es nicht. Es war zwar nicht viel größer als der Kopf eines Kindes, aber recht schwer und würde sie bei ihren weiteren Aktionen behindern.
Mit aller Kraft schleuderte sie das Artefakt weit in den Fluss hinaus. Auch wenn dieser hier nur träge floss, schob er sofort Kiesel und Sand über das Ding, die es nach kurzer Zeit so weit abdeckten, dass Laisa es nur noch als einen schwachen grünen Fleck wahrnehmen konnte.
Sie wusste nicht, welche Mittel der Prophet besaß, um sein Artefakt wiederzufinden, doch selbst wenn es ihm möglich war, es zu bergen, wollte sie ihm keine Zeit dafür lassen. Bereit, alles zu wagen, um ihre Freunde zu befreien, stieg Laisa ins Wasser und schwamm in Richtung Gamindhon. Zu ihrer Überraschung herrschte im Hafen ein ziemlicher Aufruhr. Leute schrien durcheinander, andere fluchten, und Dritte jammerten zum Steinerweichen. Laisas hörte, dass die meisten sich darüber wunderten, weshalb sie sich in dieser Stadt befanden. Wie es aussah, hatte sie mit dem Raub des Artefaktes den Bann gebrochen, der die Leute zu hirnlosen Knechten des Propheten gemacht hatte.
Obwohl ihre eigene Situation alles andere als rosig war, huschte ein schadenfrohes Grinsen über Laisas Gesicht. Also war der Prophet nicht so allmächtig, wie er sich gab. Noch während sie so vorsichtig am Hafen
Weitere Kostenlose Bücher