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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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wenig Beeinflussungsmagie aufwenden müssen, um sie von diesem Ziel abzubringen. Da er gut zahlte, war sie mit ihm als Mieter zufrieden, doch sie fand immer etwas an ihm zu kritisieren.
    »Ihr habt eine neue Sendung Bücher aus Edessin Dareh erhalten, Herr Professor. Ich frage mich nur, wo Ihr die alle unterbringen wollt. So groß ist Euer Wohnzimmer doch nun auch wieder nicht.«
    »Da passen schon noch einige Bücher hinein«, antwortete Khaton und drängte ungeduldig an ihr vorbei ins Haus.
    Seine innere Unruhe, so vermutete er, musste mit dieser Sendung zusammenhängen. Zwar handelte es sich zumeist um Bücher, die er im großen weißen Tempel von Edessin Dareh hatte kopieren lassen, doch auf diesem Weg erreichten ihn auch die Berichte seines dortigen Helfers. Es handelte sich um einen Schüler seines zweiten Jahrgangs, den er hier ausgebildet und für seine Zwecke als geeignet befunden hatte. Der Mann war gut, doch Khaton hätte hundert seiner Sorte brauchen können. Zu seinem Leidwesen besaß sein Helfer nicht das geringste magische Talent, welches ihm ein längeres Leben als das eines normalen Menschen verliehen hätte, und deswegen durfte er nicht versäumen, ihn rechtzeitig zu ersetzen.
    »Soll ich Euch Tee aufsetzen? Gegessen habt Ihr sicher auch noch nichts«, sagte die Witwe, um sich wieder in Erinnerung zu bringen.
    Letzteres stimmte zwar, doch als Magier konnte Khaton tagelang fasten, ohne körperlichen Schaden zu nehmen. Da er seinen weiblichen Quälgeist jedoch kannte, nickte er. »Bringt mir eine Schale Eintopf in mein Wohnzimmer, gute Frau. Statt Tee hätte ich jedoch gerne einen Krug Thilierwein.«
    »Dass Ihr immer dieses ausländische Zeug trinken müsst!« Frau Ketah schnaubte, denn sie war stolz auf ihre Tees, deren Kräuter sie persönlich in ihrem Garten zog. Außerdem war sie der Ansicht, einem Professor der altehrwürdigen Weißen Universität von Thelan könne ein wenig Enthaltsamkeit nicht schaden, denn schließlich sollte er ein Vorbild für die Schüler sein.
    Khaton war viel zu begierig zu erfahren, was sein Informant aus Edessin Dareh zu melden hatte, um auf den Einwand seiner Hauswirtin einzugehen. Ohne sie weiter zu beachten, öffnete er die Tür in sein eigenes Reich und trat ein. Die Einrichtung stammte noch von Frau Ketahs verstorbenem Ehemann. Khaton hatte kaum etwas verändert, denn der bequeme Lesesessel und das umfangreiche Bücherbord passten gut zu dem Bild eines Lehrers an der hiesigen Hochschule. Sein eigentliches Reich begann erst unter der Falltür, die in einen Teil des Turmes führte, der seiner Vermieterin durch einen magischen Schirm verborgen blieb. In seiner offiziellen Wohnung gab es nur noch ein Schlafzimmer, in dem neben zwei Kleidertruhen ein längeres Bett als früher stand.
    Er zog seinen Professorentalar aus weißer Kammwolle aus und legte ihn über den Sessel. Sein Blick streifte dabei das in wasserdichtes Leder eingehüllte Paket, das auf dem Tisch lag. Er konnte sich denken, dass die Witwe sich den Inhalt gerne angesehen hätte. Um zu verhindern, dass sie sich unter einem Vorwand so lange in seinen Räumen aufhielt, bis er das Paket geöffnet hatte, nahm er es an sich, hob die Falltür an und warf es hinab. Ein wenig Levitationsmagie hemmte den Fall und ließ das Paket weich wie eine Feder auf den Boden sinken.
    Als die Witwe mit einem Tablett hereinkam, auf dem ein Teller mit Eintopf, etwas Gebäck zum Nachtisch und ein kleiner Krug mit thilischem Wein stand, war Khaton scheinbar in die Aufgaben der Schüler vertieft.
    Er tat so, als würde er aufschrecken, und lächelte ihr dann zu. »Danke, Frau Ketah! Stellen Sie es auf den Tisch. Ich werde gleich essen. Ich muss nur noch diese eine Aufgabe bewerten.«
    Als Witwe eines Lehrers wusste die Frau, dass sie niemals bei der Benotung irgendwelcher Aufgaben stören durfte. Daher setzte sie das Tablett ab und kehrte zur Tür zurück. Dort blieb sie noch einmal stehen. »Aber rufen Sie mich ruhig, wenn Sie etwas benötigen, Herr Valgrehn.«
    »Natürlich!«, antwortete Khaton freundlich.
    Erleichtert sah er, dass die Witwe die Kammer verließ. Sofort flog das Papier, das er in der Hand hielt, zurück auf den Stapel mit den anderen Aufgaben. Während der Weinkrug hochschwebte und seinen Becher bis fast an den Rand füllte, überzeugte Khaton sich, dass die magische Abschirmung, die er zum Schutz seiner Räumlichkeiten aufgebaut hatte, noch immer fehlerfrei funktionierte. Dann öffnete er mit einer Handbewegung

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