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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Idee!«, sagte Tavuk und zog eine Miene, als wolle er sich selbst auf die Schulter schlagen.
    ☀ ☀ ☀
    Je länger Laisa die Männer beobachtete, desto mehr ekelte sie sich vor ihnen. Diese Leute stanken so fürchterlich, dass es ihr bei jeder Annäherung den Atem verschlug. Der Mann, den sie als den Anführer ausgemacht hatte, war ihr besonders zuwider, und das steigerte sich noch, als er eine schwarze Papierrolle zur Hand nahm.
    Er zerriss das Ding, und prompt hatte sie das Gefühl, ihre Haarspitzen würden glühen. Im ersten Schrecken wälzte sie sich am Boden, um das vermeintliche Feuer zu löschen.
    Dieser Vorfall verleidete ihr das Land, welches so ekelhafte Bewohner aufwies, und sie hätte der Gruppe am liebsten den Rücken gekehrt, um in eine andere Richtung zu ziehen. Aber der Geruch des Katzenmenschen hielt sie in der Nähe der Schwarzen fest, wie sie die Fremden instinktiv nannte.
    Daher folgte Laisa den beiden Wagen trotz ihres Ekels und vergaß vor lauter Beobachten und Wittern sogar, sich eine Mahlzeit zu jagen. Kurz vor der Abenddämmerung hielten die Fremden auf einer ebenen Fläche neben der Straße an, stellten die Wagen hintereinander auf und ließen ihre Zugtiere fressen. Sie selbst entzündeten ein Lagerfeuer, und während ein Teil von ihnen das Abendessen zubereitete, versammelte sich der Anführer samt dem Rest seiner Leute am ersten Wagen. Die Männer redeten leise miteinander und lachten spöttisch, während sie eine Seitenwand des Kastens öffneten.
    Laisa sah, wie zwei der Kerle ein Fellbündel herauszogen, das einen eisernen Ring mit einer Kette um den Hals trug und an Händen und Füßen gefesselt war. Es handelte sich um einen männlichen Katling, der höchstens halb so alt war wie sie. Man hatte den Kleinen schlecht behandelt, denn sein Fell klebte vor Schmutz, und er fiepte vor Schwäche leise vor sich hin. Einer der Kerle steckte ihm ein Stück Brot in den Mund, an dem der Katling verzweifelt kaute, und der Anführer versetzte ihm lachend einen Schlag.
    In diesem Augenblick hätte Laisa allen sechzehn Männern vor Wut die Kehle aufschlitzen können. Es waren aber zu viele, um in einem offenen Kampf mit ihnen fertig zu werden. Grom hatte sie nicht ohne Grund gelehrt, ihren Zorn im Zaum zu halten. Wenn sie etwas für den Katzenjungen tun wollte, musste sie ruhig und planvoll zu Werke gehen.
    Ganz auf den Katling fixiert übersah Laisa, dass noch weitere Gefangene aus dem Wagen geholt wurden. Erst als eine Menschenfrau ihren Blick auf den Katzenjungen verdeckte, wurde sie aufmerksam. Die Frau war klein, zierlich und ebenso verdreckt wie der Katling. Trotzdem konnte Laisa ein für menschliche Verhältnisse hübsches Gesicht erkennen und lange Haare von blauer Farbe. Sie schüttelte verwundert den Kopf. So weit, sich leuchtende Farbe in die Haare zu schmieren, waren die Kaufleute trotz aller Eitelkeit nie gegangen.
    Das ist wirklich eine seltsame Welt, dachte sie, als sie die weiteren Gefangenen betrachtete. Das zweite weibliche Wesen war jünger als die Blauhaarige, etwas größer und hatte Augen, die in der Sonne wie violette Glasstückchen funkelten. Die gleiche Farbe besaß auch ihr Haar, das nicht künstlich gefärbt zu sein schien, und ihr ganzer Leib roch ein wenig violett.
    Im Gegensatz zu ihren Schicksalsgefährten ließ die violette Frau nicht alles apathisch mit sich geschehen, sondern spuckte dem Mann, der ihr ein Stück Brot in den Mund stecken wollte, ins Gesicht und überschüttete ihn und seine Kumpane mit einer Flut von Beschimpfungen. Laisa zuckte vor Überraschung zusammen, denn die Frau sprach zwar einen in ihren Ohren arg verzerrten, aber halbwegs verständlichen Dialekt, so dass sie die meisten Worte verstand.
    »Linirias soll euch holen und den großen Schlangen der Wüste zum Fraß vorwerfen, Flussmaulgesindel! Ihr seid widerlicher Abschaum, Auswurf aus den Kloaken Giringars und nicht wert, auf dieser Erde zu leben. Ihr …«
    Bevor die Frau sie weiter beschimpfen konnte, packte einer der Männer sie beim Genick und der, den sie angespuckt hatte, stopfte ihr das Brot wie einen Knebel in den Mund. Dann stießen sie die Violette lachend zu Boden und wandten sich dem nächsten Gefangenen zu, einem großen, kräftigen Mann mit schwarzer Gesichtsfarbe und Armen, die eher hellbraun gefärbt waren.
    »Na, du Held? Bald wirst du zeigen können, wie tapfer du wirklich bist!«, höhnte einer der Männer, die Laisa nun nach dem Vorbild der violetten Frau mit dem Begriff

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