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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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folgte, traf sie auf den Dung, den eines der Tiere hinterlassen hatte. Er bestand aus faustgroßen Ballen und verriet ihr, dass er von Grasfressern stammte. Jetzt bekam sie auch die Witterung der Leute in die Nase. Es handelte sich um Menschen, die aber ganz anders rochen als die Glatthäutigen in ihrer Heimat. Dann stieg Laisa etwas in die Nase, das sie wie vom Blitz getroffen erstarren ließ: Eine feine Duftspur hatte ihr die Anwesenheit eines Katzenmenschen verraten.
    Einen Augenblick zögerte Laisa noch, weil sie sich gerne den Ort angesehen hätte, an dem das Feuer gebrannt hatte, doch dann entschied sie, dass ein Artgenosse in jedem Fall wichtiger war, und folgte kurz entschlossen dem Geruch.
    Da die Wagen ein strammes Tempo vorlegten, dauerte es länger, als Laisa erwartet hatte, bis sie die kleine Karawane zu Gesicht bekam. Es handelte sich um zwei recht große Wagen, die sich stark von denen unterschieden, die sie kannte. Mannshohe Räder trugen einen wuchtigen, schwarz bemalten Kasten, der mit Eisenbändern verstärkt worden war.
    Der Witterung zum Trotz, die Laisa aufgenommen hatte, wurden die beiden Wagen nur von Menschen begleitet, die so unangenehm rochen, dass sie instinktiv eine heftige Abneigung gegen diese Leute fasste. Daher beschloss sie, den Wagenzug erst einmal heimlich zu beobachten, bevor sie entschied, was sie tun sollte.
    Sie sprang wieder auf einen Baum und kletterte lautlos durch das ineinander verwobene Geäst des Waldes, bis sie die Wagen überholt hatte und die Gruppe auf sich zukommen sah. Je vier große, schwarz schimmernde Tiere waren vor die Fuhrwerke gespannt. Anders als Ochsen besaßen sie keine Hörner, mit denen sie zustoßen konnten, dafür aber einen kurzen Schwanz, aus dem sehr lange Haare wuchsen, und eine ähnliche Behaarung auf Stirn und Hals. Auf dem Kutschbock jedes Wagens hockten vier Männer, und weitere vier standen auf einer Plattform, die am Heck der Wagen angebracht war. Sie alle hielten angespannt Ausschau und griffen immer wieder nervös nach ihren Waffen.
    Das ließ Laisa vermuten, die Leute würden entweder Dinge tun oder planen, die anderen Menschen verborgen bleiben sollten, oder sie fürchteten sich vor Räubern. Aber Laisa konnte im weiten Umkreis keinen Hinweis auf andere Menschen entdecken. Die sechzehn Männer und sie selbst schienen die einzigen denkenden Lebewesen in dieser Gegend zu sein.
    Sofort korrigierte Laisa sich, denn ihr stiegen Gerüche in die Nase, die aus den beiden Wagen stammen mussten. Obwohl sich die Männer große Mühe gemacht hatten, jegliche Witterung mit verschiedenen Essenzen zu übertönen, stellte Laisa nun fest, dass sich in jedem der Wagen drei oder vier Leute befanden – und einer von ihnen roch unzweifelhaft kätzisch. Das waren wohl Gefangene dieser unangenehmen Leute, und deswegen sah Laisa sich die Männer gründlicher an.
    Alle trugen schwarze, aber ausgewaschen wirkende Kleidung, die aus weiten Hosen, einem Hemd und einer eng anliegenden Weste bestand. Außerdem schleppten sie so viele Waffen mit sich herum, als wollten sie in den Krieg ziehen. Laisa zählte mehr Bögen, Pfeilköcher und Speere als Männer. Daneben besaß jeder von ihnen ein gebogenes Schwert und hatte mehrere Messer und Dolche im Gürtel stecken. Einige von ihnen führten dazu noch Gegenstände mit, die widerwärtig und geradezu giftig nach der Farbe Schwarz rochen.
    Diesen Kerlen, beschloss Laisa, würde sie sich besser nicht offen zeigen, sondern ihnen folgen und sich in der Nacht darum kümmern, wer oder was in den Wagenkästen gefangen war.
    ☀ ☀ ☀
    Obwohl Tavuk vom dritten Turm in Flussmaul sich nicht zum ersten Mal in dieser Gegend aufhielt, fühlte er sich so angespannt wie noch nie. Es kribbelte in seinem Nacken, als würden Dämonen oder Ungeheuer durch diese Wälder schleichen, um sich auf ihn und seine Männer zu stürzen. Nun schlug auch noch das Wachartefakt an, das sie vor unliebsamen Begegnungen warnen sollte. Er fluchte, weil es ihm nicht verriet, wer ihm und seinen Männern folgte. Es gab genug Leute, denen seine Aktionen ein Dorn im Auge waren, und andere, die ihn liebend gerne als Konkurrent ausschalten würden.
    »Was meldet das Ding?«, fragte einer seiner Männer, der ebenfalls auf das Glimmen des Kristalls aufmerksam geworden war.
    »Ich weiß es doch nicht!«, fuhr Tavuk ihn an.
    Er ärgerte sich über die Störung, denn er musste erst selbst herausfinden, was hier vorging. Nun war er froh, dieses Artefakt mitgenommen zu

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