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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Gleichgewicht, und seine magische Ausstrahlung half ihm, ein halbwegs sicheres Plätzchen für sich und das Kind zu finden.
    Er hatte allerdings nicht die geringste Ahnung, was er mit der Kleinen machen sollte. Es der Mutter zurückzugeben, erschien ihm sinnlos, da diese so voller Beeinflussungsmagie steckte, dass er selbst einen starken Zauber hätte sprechen müssen, um diesen Bann zu brechen. In ihrer religiösen Inbrunst aber würde sie das Kind erneut verlieren, und dann war womöglich niemand mehr zur Stelle, der es retten konnte. Khaton überlegte schon, ob er es nicht mit einem Versteinerungszauber versehen in seinen Turm versetzen sollte. Doch bis er sich wieder daran erinnerte, konnten viele Jahre vergehen, und die Mutter wäre längst gestorben.
    Da das kleine Mädchen hungrig wurde, schaute er sich um und entdeckte eine Frau mit einem Säugling. Zu seiner Überraschung schien diese weniger beeinflusst zu sein als die anderen Leute und folgte eher mehreren Bekannten, die unbedingt nach Gamindhon wollten. Er schob sich zu ihr hin und legte ein wenig Überzeugungskraft in seine Stimme. »Gute Frau, wollt Ihr Euch nicht auch der Kleinen hier annehmen? Sie trinkt nicht viel und nimmt daher Eurem Sohn nichts weg.«
    Die Frau, die ihrer Tracht nach eine Bäuerin aus Pondaan war, sah ihn zunächst missmutig an, doch ein Blick auf das Kind weckte ihre mütterlichen Instinkte, und sie entblößte ihre Brust, um es zu stillen. Khaton dankte ihr mit Worten und mit ein wenig Heilmagie, die sowohl ihr wie auch den beiden Kindern Kraft für die nächsten Tage gab.
    ☀ ☀ ☀
    Die Dörfer und Städte zu beiden Seiten des Bärenflusses glitten vorbei, ohne dass der Steuermann irgendwo länger anhielt, als für eine hastige Mahlzeit notwendig war. Am liebsten hätten die Leute sogar darauf noch verzichtet, um schneller nach Gamindhon zu gelangen.
    Khaton ärgerte sich über diese Eile, denn sie verhinderte, dass er sich in den Herbergen und Schenken am Fluss umhören konnte. Drüben auf der linken Seite lag nun Tanfun, doch außer einigen Bewaffneten, die von einem Hügel aus den Fluss im Auge behielten, war von den Bewohnern dieses Landes nichts zu sehen. Die Boote und Flöße mit den Wallfahrern hielten sich am rechten, dem grünen Ufer, wie sie es nach der Farbe der anliegenden Länder nannten, und mieden das gelbe Reich, als wäre dort die Seuche ausgebrochen.
    Während der Fahrt auf dem Fluss bemerkte Khaton zufrieden, dass der Mutterinstinkt der Bäuerin stark genug war, um der Beeinflussung aus Gamindhon zu widerstehen. Auch steckte er ihr ein paar Münzen zu, die er allerdings mit einem Bann versah, so dass die Frau sie nicht in die Sammelschale eines Predigers oder Priesters werfen konnte. Sie würde sich erst dann an diese Gabe erinnern, wenn sie wieder auf ihrem eigenen Grund und Boden stand. Mit dem Geld konnte sie ein paar Äcker und Wiesen kaufen, die sie für die Erziehung des kleinen Mädchens entschädigen würden.
    Je weiter Khaton sich Gamindhon näherte, umso stärker erfasste ihn das Gefühl von Gefahr. Er spürte eine ungewohnte Ausstrahlung grüner Magie, die wie eine dichte Wolke über dem Land lag und eine unangenehme Unterschwingung besaß. Als die Stadt in der Ferne auftauchte, konnte er die Quelle der magischen Strahlung wahrnehmen. Sie wurde von der alten Kristallsäule erzeugt, die seit Jahrhunderten auf dem Marktplatz der Stadt stand und bisher kein Anzeichen magischer Aktivität aufgewiesen hatte. Nun leuchtete sie in einem kalten Grün, das die Leute um ihn herum in Entzücken versetzte.
    Khaton kniff die Augen zusammen und versuchte, die in dem Kristall wohnenden Kräfte abzuschätzen. Die Säule strahlte ein einfaches Muster aus, das menschliche Gemüter jedoch stark beeinflusste. Bei dieser Feststellung packte ihn eine unbändige Wut. Welcher Magier hatte es gewagt, an dieser Stelle ein Artefakt aufzustellen, das die Menschen von weither zusammenrief und sie so begeisterte, als sei Gott Tenelin in eigener Gestalt erschienen?
    Es ist wirklich an der Zeit, dass wir Evari uns wieder auf unsere Aufgaben besinnen, dachte er, als das Floß ein Stück außerhalb der Stadtmauern anlegte und die Flößer ihre Passagiere aufforderten, an Land zu gehen.
    Als Khaton wieder festen Boden unter den Füßen hatte, streifte sein Blick die Mauern von Gamindhon, die in der letzten Zeit noch einmal erneuert und aufgestockt worden waren. Auch die Stadtburg, die sich auf einem Hügel innerhalb der Mauern

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