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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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vor Jahrzehnten vergessen hatte.
    Inzwischen war der Evari zu der Überzeugung gelangt, dass er nicht einfach hier sitzen bleiben und auf die versprochene Hilfe warten durfte. Er musste hinaus in die Welt und sich mit eigenen Augen überzeugen, was dort vor sich ging. Dabei würde er gewiss auch auf die gesuchte Person stoßen. Doch wo sollte er anfangen? Verzweifelt studierte er alte Berichte und die neuen, die er mitgebracht hatte. Die Dämmerlande waren in Aufruhr und hätten dringend jemanden gebraucht, der für Ordnung sorgte. Im Reich Tanfun waren nach dem Tod des letzten Königs Unruhen ausgebrochen. Ein Vetter des verstorbenen Herrschers machte dessen minderjährigen Sohn die Krone streitig. Nur war Tanfun ein gelbes Reich und stand daher unter Tardelons Aufsicht. Doch der gelbe Evari war schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen worden.
    Es juckte Khaton in den Fingern, in Tanfun einzugreifen und die rivalisierenden Kräfte zur Ordnung zu rufen. Aber damit würde er nur die Stimmen verstärken, die ihm Anmaßung und ungerechtfertigte Einmischung vorwarfen, und er musste damit rechnen, dass die Priesterschaft der gelben Farbe scharf dagegen protestieren würde. Auch wenn er die Tempel in Edessin Dareh für ein Konzilium eitler Narren hielt, war er auf die Zusammenarbeit mit ihnen angewiesen.
    Khaton warf den Bericht über Tanfun in eine Ecke und nahm den nächsten zur Hand. Doch in seinen Papieren fand er zwar vieles, das geradezu nach seinem Eingreifen schrie, aber es gab kaum etwas, das er durchsetzen konnte, ohne etliche Herrscher der Dämmerlande oder die Tempel gegen sich aufzubringen.
    Er wollte auch den letzten Bericht schon auf die Erde werfen, las ihn aber doch noch einmal durch. In dem kleinen Stadtstaat Gamindhon war vor kurzem ein Prediger aufgetaucht, dem es gelungen war, innerhalb weniger Wochen zum mächtigsten Mann in der Stadt und den umliegenden Gebieten aufzusteigen. Selbst aus Thilion, dem größten Reich des Westens, dem ebenfalls mächtigen Halondil und dem unmittelbaren NachbarlandUrdil eilten die Menschen nach Gamindhon, das eher für seine Leckereien als für seine Frömmigkeit bekannt war, um diesen Prediger zu hören. Wie es hieß, sollten auch die Spenden reichlich fließen.
    Noch bedrohlicher wurde die Lage, da alle betroffenen Länder zur grünen Stammtafel zählten, und gerade diese waren an dem letzten Angriff auf die Ostseite des Stromes beteiligt gewesen. Ein fanatischer Prophet konnte die Leute dort leicht zu einem weiteren Krieg aufstacheln.
    Khaton wurde beim Lesen klar, dass diese Sache über einen kleinen Konflikt zwischen ein paar Reichen der westlichen Seite des Stromes hinausging und einen Flächenbrand entfachen konnte. Zwar hätte sich eigentlich der grüne Evari Rhondh um das Problem kümmern müssen, aber seit dieser den letzten stromübergreifenden Krieg mit der Beschwörung eines geradezu mörderischen Schreckens beendet hatte, war er nicht mehr aufgetaucht.
    Mit erschreckender Deutlichkeit wurde Khaton bewusst, dass er nicht mehr auf die Empfindsamkeiten der drei westlichen Priesterschaften und der entsprechenden Dämmerlandherrscher Rücksicht nehmen durfte, wenn er noch irgendetwas bewirken wollte. Als einziger verfügbarer Evari der goldenen Seite musste er sich auch um die Angelegenheiten des grünen und des gelben Evari kümmern. Außerdem lag Gamindhon nur wenig mehr als zwei Tagesreisen vom Großen Strom entfernt, und er nahm an, dass es ihm dort gelingen würde, die neuesten Nachrichten von der roten Seite zu erhalten. Auch wurde Gamindhon nur durch den Bärenfluss, an dessen Südufer es lag, von dem gelben Reich Tanfun getrennt, so dass er auch hier ein Auge darauf richten konnte. Weiter sah er die nicht unbeträchtliche Chance, in der großen Ansammlung von Leuten dort auch auf seine geheimnisvolle Helferin zu stoßen.
    Froh, ein lohnendes Ziel gefunden zu haben, machte Khaton sich für die Reise zurecht. Er wählte die schlichte Kleidung eines Heilers, da er in dieser Kunst bewandert war und daher in dieser Verkleidung nicht auffallen würde. Nachdem er seinen Turm sicher versperrt und die direkt vor dem Tor lauernden Dornbäume ein Stück nach hinten verpflanzt hatte, versetzte er sich und erschien am Ufer eines Sees am Mittellauf des Bärenflusses. Von hier aus wollte er mit einem Schiff nach Gamindhon fahren.
    Vor der Versetzung hatte er sich glücklicherweise unsichtbar gemacht, und so bemerkte niemand sein plötzliches Auftauchen. Allerdings

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