Stern der Liebe ueber Sizilien
eilig, meine Liebe. Wer weiß? Wenn unsere Affäre ein paar Wochen länger gedauert hätte, wäre es mir womöglich noch in den Sinn gekommen, dich und dein uneheliches Balg finanziell zu unterstützen.“ Er wandte sich um und griff nach seinen Kleidern.
„Was tust du?“
„Ich gehe. Was sonst?“
Sie sprang vom Bett und lief auf ihn zu. So durfte es nicht enden, sie würde es nicht zulassen. Er hatte sie missverstanden, sie musste es ihm besser erklären!
Verzweifelt packte sie ihn beim Arm. „Antonio, Liebster! Bitte hör mich an! Das Baby ist wirklich von dir, ich schwöre es. Ich liebe dich und würde dich nie belügen.“
Er schüttelte sie ab. „Hör auf damit! Du hast deine Karte ausgespielt und verloren. Die Partie ist vorbei.“
„Das ist kein Spiel! Ich bin schwanger, und du bist der Vater. Willst du dein Kind denn nicht?“
Den Bruchteil einer Sekunde erschien etwas wie Hass in seinen Zügen, dann drehte er sich brüsk weg.
Betäubt sah sie ihm zu, wie er das Hemd zuknöpfte und das Jackett anzog. Er ging in den Flur, und sie folgte ihm. Beim Hinausgehen warf er einen Blick auf den festlich gedeckten Tisch und presste die Lippen zusammen. An der Wohnungstür blieb er noch einmal stehen.
„Du kannst beruhigt sein, von mir erfährt dein Vater nicht, dass du schwanger bist. Es würde ihn umbringen. Wenn du es ihm selber sagen willst – bitte. Aber erzähle ihm nicht, das Kind sei von mir, sonst bekommt er die Wahrheit zu hören. Ich lüge nicht, nur um dich in Schutz zu nehmen.“
Zorn überschwemmte sie wie eine heiße Woge. Nach dem, was er gerade getan hatte, wagte er, ihr Vorschriften zu machen? „Ich sage meinem Vater, was ich für richtig halte. Das Kind ist von dir, und wenn du es noch so oft abstreitest.“
„Das ist nicht wahr.“
Die Erkenntnis, dass er ihr wirklich nicht glaubte – und somit, dass er sie nicht liebte, nicht so wie sie ihn –, traf sie mit voller Wucht. „Dir ging es nur um den Sex, nicht wahr?“
„Um was denn sonst?“
Sie schwieg. Seine Worte brachen ihr das Herz, sie konnte sich kaum noch aufrecht halten. Als er die Tür hinter sich zuzog, stürzte sie ins Bad, und übergab sich.
Während Elisa nebenan im Bett lag, saß Antonio mit einem Glas Scotch im Salon der Hotelsuite auf der Couch. Wie sie kämpfte auch er mit seinen Erinnerungen.
Ein Jahr war seit dem tragischen Verlust des Babys verstrichen, aber ein Blick auf ihr blasses Gesicht genügte, um zu wissen, dass sie noch immer sehr darunter litt. Und daran war nur er schuld, mit seinem Misstrauen und seinen Beschimpfungen.
Müde rieb er sich die Stirn, als könne er damit das Schreckensbild wegwischen, das er überdeutlich vor Augen hatte – Elisa in einer Blutlache auf ihrem Bett. Würde er es jemals vergessen? Er bezweifelte es.
Nach jener verhängnisvollen Nacht, in der sie ihm mitteilte, dass sie ein Baby von ihm erwartete, brach er jeden Kontakt zu ihr ab. Er konnte ihr nicht verzeihen, dass sie ihn der Vaterschaft bezichtigte. Wenn sie anrief, antwortete er nicht. Als sie nach Mailand kam, weigerte er sich, sie zu sehen. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Dann, als sein Zorn verraucht war und er wieder klar denken konnte, fragte er sich, ob sie nicht doch die Wahrheit gesagt hatte. So unwahrscheinlich es ihm auch vorkam, vielleicht war das Baby wirklich von ihm. Er gestand sich ein, dass eine Geschichte aus seiner Jugend und eine zufällige Bemerkung ihres Vaters seine Einstellung ihr gegenüber bestimmt hatten.
Aber Elisa hatte ihm niemals Anlass gegeben, an der Echtheit ihrer Gefühle für ihn zu zweifeln. Sie hatte keine Augen für andere Männer, es war, als lebe sie nur für ihn. Und ohne Francescos Behauptung, seine Tochter sei das Ebenbild ihrer Mutter, hätte er sogar geglaubt, dass sie bei ihrer ersten intimen Begegnung noch unberührt gewesen war. So wie sie es ihm in jener furchtbaren Nacht immer wieder versichert hatte.
Nach einem Monat gab er sich geschlagen. Er vermisste sie, wie er noch nie einen Menschen vermisst hatte. Vergeblich versuchte er, sich durch Arbeit abzulenken, denn die Idee, mit anderen Frauen auszugehen, gab er sofort wieder auf. Die Frage, weshalb sie so hartnäckig versuchte, ihn von der Vaterschaft des Kindes zu überzeugen, verfolgte ihn Tag und Nacht. Was, wenn sie die Wahrheit sagte? Selbst wenn sie log – war es nicht ein Beweis ihrer Liebe für ihn? Sie schwor, dass sie ihn liebte. Das bedeutete, sie wollte ihn nicht verlieren.
Liebe
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