Stern der Liebe ueber Sizilien
gelungen, ausfindig zu machen, wo sie sich damals versteckt hielt.
Elisa fuhr im Bett hoch. Jemand hatte geschrien. Dann wurde ihr klar, dass sie es gewesen war. Ihr Herz trommelte zum Zerspringen, und das Nachthemd klebte ihr schweißfeucht an der Haut.
Sie tastete nach der Lampe auf dem Nachttisch – und berührte einen Arm.
„ Cara? Ist alles in Ordnung?“
Antonio? Wieso saß er an ihrem Bett? Dann erinnerte sie sich wieder: Er war ihr Leibwächter, bis die Auktion vorbei war.
„Ja“, erwiderte sie abweisend. „Es war nur ein Traum, kein Grund zur Beunruhigung.“ Dennoch bebte sie am ganzen Körper.
„Dann muss es ein Albtraum gewesen sein. Du hast von dem Baby geträumt, nicht wahr?“
„Woher weißt du das?“ Konnte er jetzt auch schon ihre Träume lesen?
„Dein Schreien hörte sich an wie damals, als du es verloren hast.“
„Ach! Ich hatte keine Ahnung, dass man Schreie wiedererkennt.“
„Diesen werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“
„Ich auch nicht.“ Zitternd holte sie Atem.
„Es tut mir so leid.“
Sie fragte nicht, was ihm leidtat. Es war auch nicht nötig. Bei einem seiner Besuche nach der Fehlgeburt hatte er gesagt, dass er sich für den Verlust ihres Babys die Schuld gab. Ihr Baby. Nicht seins, nicht unseres – nur ihres. Und das konnte sie ihm nicht verzeihen.
„Mir auch. Du kannst jetzt wieder gehen, mir geht es gut.“
Im Stillen hoffte sie, er würde bleiben, doch er stand auf und verließ wortlos den Raum.
Deprimiert kroch sie unter die Bettdecke. Er hatte nur getan, was sie von im verlangte. Warum fühlte sie sich dann so verlassen?
Ein paar Minuten später kam er zurück. Die Tür zum Salon ließ er offen, sodass etwas Licht in das finstere Schlafzimmer drang.
Er reichte ihr ein Glas mit einer warmen Flüssigkeit. Wortlos nahm sie es und nippte daran, dann verschluckte sie sich und fing an zu husten. „W…was ist das?“
„Angewärmter Kognak. Damit du besser schläfst.“
Vorsichtig leerte sie das Glas.
„Hattest du diesen Traum schon öfter?“
Am Anfang jede Nacht. „Nein“, sagte sie laut. „Nur, als ich im Bett lag, fiel mir alles wieder ein, und da …“
„Ich habe auch daran gedacht.“
Sie sah auf. „Es war nicht deine Schuld.“
„Wirklich nicht?“ Er trat ans Fenster, schob den Vorhang zur Seite und starrte in die Nacht. „Der Arzt erklärte mir damals, dass eine Fehlgeburt durch seelische Belastung verursacht werden kann. Und die hattest du … Meinetwegen.“
Das ließ sich nicht leugnen, doch für den Verlust des Babys konnte er nichts. Niemand konnte etwas dafür. Was sie ihm nicht verzieh, war, dass er glaubte, sie hätte ihn betrogen und ihm das Kind eines anderen aufhalsen wollen.
„Vielleicht war es gut, so wie es kam.“
Er fuhr herum. „Was soll das heißen?“
„Ich weiß, wie es ist, wenn man nicht als Wunschkind zur Welt kommt.“ Wer wusste das besser als sie? Sosehr sie sich auf das Baby gefreut hatte, der Gedanke, dass es vaterlos aufwachsen würde, hatte sie von Anfang an bedrückt.
„Aber du wolltest das Kind!“
„Ich schon, aber du nicht. Früher oder später hätte es nach seinem Vater gefragt. Wie sollte ich ihm verständlich machen, dass er es nicht wollte? Ich sage das jetzt nicht, damit du dich schuldig fühlst, nur damit du verstehst, dass alles im Leben seinen Grund hat. Auch Tragödien.“
„Wenn es mein Kind gewesen wäre, dann hätte ich es gewollt.“
Womit sie wieder beim alten Thema wären, aber zum Streiten hatte sie keine Energie mehr. Der Kognak tat seine Wirkung, und jetzt wollte sie schlafen.
Doch Antonio war noch nicht fertig. „Glaubst du, dein Vater liebt dich nicht, nur weil du damals … äh … unerwünscht warst?“
„Nein, das glaube ich nicht, aber unser Verhältnis zueinander ist nicht einfach. Ich bin der lebende Beweis für den einzigen Fehlschlag in seinem Leben. Und dann … Ich bin nicht so, wie er sich eine Tochter vorstellt, nicht sizilianisch genug, wenn du verstehst, was ich meine. Ich passe nicht in seine Familie, ich bin anders als Annemarie. Jedes Mal, wenn ich ihn besucht habe, bekam ich das zu spüren. Ich war immer die Außenseiterin.“
Er setzte sich auf den Bettrand. „Und das tut weh.“
Sie nickte – warum sollte sie es leugnen? „Ja.“
„Und deine Mutter?“
„Shawna ist keine Mutter, sie wollte nie eine sein. Aber sie war zu stolz, um Francesco das Sorgerecht für mich zu überlassen. Den größten Teil meiner Kindheit habe
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