Stern der Liebe ueber Sizilien
ich in Internaten verbracht.“
„Wie furchtbar.“
Elisa zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Mir war es so lieber.“
„Warum wolltest du nicht zu Hause leben?“
„Weil es kein Zuhause war. Shawna umgibt sich mit Menschen, denen, genau wie ihr, Begriffe wie Treue und Liebe oder ganz einfach Zuneigung unbekannt sind. Ihnen geht es nur um den Sex – mit möglichst viel Abwechslung. Es war nicht schön zuzusehen, wie die eigene Mutter ihre Liebhaber wie Unterhemden gewechselt hat.“
Wenn sie so denkt, warum tut sie es dann auch?, ging es Antonio unwillkürlich durch den Kopf.
„Bist du deshalb von ihr weggezogen und nach Italien gekommen, als du alt genug warst?“, fragte er nach einer Weile.
„Ja.“
„Warum nicht nach Sizilien?“
„Weil mir dann nichts anderes übrig geblieben wäre, als bei meinem Vater zu wohnen, und das wollte ich Theresa und Annemarie nicht zumuten.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Hast du mir nicht zugehört? Wir passen nicht zusammen, der jährliche Urlaub im Sommer ist mehr als genug.“
„Du bist Teil der Familie.“
„Nein“, erwiderte sie resigniert. „Das bin ich nicht.“
Antonio traute seinen Ohren nicht. Die selbstsichere unabhängige Elisa fürchtete sich vor ihrer eigenen Familie!
Diese Erkenntnis beschäftigte ihn immer noch, als er sie am nächsten Morgen zur Arbeit fuhr.
Sie war einsilbig und reserviert, aber die Feindseligkeit vom Tag zuvor war verschwunden, und dafür war er dankbar.
„Hast du die Einladungen für die Auktion schon verschickt?“, fragte er, als er den Wagen vor dem Geschäft parkte.
„Ja. Die ersten Zusagen sind bereits eingetroffen. Ich glaube, wir können großen Zuspruch erwarten.“
„Ich brauche eine Aufstellung der Einladungen und der Zusagen.“
„In Ordnung.“
„Wie bitte? Kein Weigern, kein Widersprechen?“
Sie öffnete die Wagentür. „Für die nächsten zwei Wochen bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Nach der Auktion trennen sich unsere Wege.“ Sie stieg aus und hörte nicht, wie er murmelte: „Das werden wir ja sehen.“
Im Laufe des Tages erkannte Elisa, dass der Weg des geringsten Widerstands steiniger war, als sie geglaubt hatte. Sie tat ihr Bestes, Antonio links liegen zu lassen, doch seine Präsenz war schwer zu ignorieren. Er war kein Mann, der sich einfach beiseiteschieben ließ.
Jetzt war es kurz vor Ladenschluss, sie und er waren allein im Verkaufsraum. Signor di Adamo hatte das Geschäft bereits verlassen, ebenso wie Antonios Angestellte. Sie hatten die Installierung des neuen Systems abbrechen müssen, da es mit den elektrischen Leitungen Schwierigkeiten gab. Und die konnten erst am nächsten Tag behoben werden.
Natürlich war er fuchsteufelswild, aber er konnte nichts dagegen tun. Und das erfüllte sie mit einer gewissen Genugtuung – es ging eben doch nicht alles nach seinem Kopf. Er war nicht allmächtig, auch wenn er sich das einbildete.
Ihrem Vorsatz getreu, ignorierte sie ihn oder tat zumindestens so. Sie stellte sich taub, als er und Signor di Adamo über sie sprachen, als wäre sie nicht im Laden. Sie beteiligte sich nicht an der Diskussion über die Sicherheitsvorkehrungen und schwieg, als Antonio in einem Restaurant, in dem sie früher oft gemeinsam gegessen hatten, einen Tisch für den Abend reservierte. Doch was er jetzt vorschlug, ging dann doch zu weit.
„Ich soll mit einem Ortungsgerät herumlaufen?“ Entrüstet stieß sie seine Hand beiseite, in der er eine kleine goldene Anstecknadel hielt. „Kommt nicht infrage.“
Er zog die Brauen hoch. „Ich dachte, du wolltest mir nicht mehr widersprechen.“
„Und ich dachte, wenn ich den Mund halte, lässt du mich in Ruhe. Anscheinend bringst du das aber nicht fertig.“ Zornig wandte sie sich ab, um das Geschäft zu verlassen.
„Das stimmt.“
Sie blieb stehen, dann wirbelte sie herum. „Warum tust du das, Antonio? Warum quälst du mich so?“
„Es ist nicht meine Absicht, dich zu quälen, aber du gehörst zu mir. Ich lasse dich nicht gehen.“
„Das kannst du nicht im Ernst meinen!“
„Doch. Besser, du findest dich damit ab.“
„Du bestreitest die Vaterschaft unseres Kindes, und jetzt verlangst du, ich soll bei dir bleiben? Nie und nimmer!“
„Es war nicht unser Kind.“
„Richtig, ich hatte ja vor dir eine Affäre mit einem anderen Mann. Wie konnte ich das nur vergessen?“ Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, und all die Bitterkeit, die sie so lange in Schach gehalten hatte, kam
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