Stern der Rebellen
Militärschulen besucht. Ich weiß also, wovon hier geredet wird. Und ich kann dir flüstern, dass wir dort noch ganz andere Sachen gelernt haben als das, was sie uns hier eintrichtern wollen, während wir versuchen, ein bisschen zu schlafen.«
»Militärschulen? Hat die Garde denn nicht so etwas wie eine Akademie, nur für Offiziere?«
Gregor sah etwas verlegen aus. »Ja, schon, aber mein Alter … Ich fand, es ist besser, wenn ich alles von der Pike auf lerne. Du weißt schon, damit man später die Truppen, die man befehligt, besser versteht.«
»Mmmh.«
»Und drittens: Ab und zu suchen sie sich einen herausragenden Rekruten aus und zeichnen ihn aus. Direkt aus der Grundausbildung.«
»Und derjenige wirst du sein?«
»Wer denn sonst? Sieh dich doch um. Such dir einen aus.«
Sten ließ seinen Blick über die Rekruten schweifen, die sich in ihre Uniformen zwängten.
»Wie Lanzotta schon sagte: Die sind lediglich Kanonenfutter. Ich will damit nicht sagen, dass ich toll bin, aber ich sehe hier nicht viel Konkurrenz. Außer … dir vielleicht.«
Sten lachte. »Ich doch nicht, Gregor. Ich nicht. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass man unbedingt den Kopf einziehen muss, wenn man nicht gleich von den dicken Dingern erwischt werden will.«
Die Tür flog auf. »ALLES HERHÖREN. KLEINE VERÄNDERUNG IM TRAININGSPROGRAMM. DRAUSSEN WIRD ES ZIEMLICH KALT, FAST ZWANZIG GRAD. WIR WERDEN ALSO EIN WENIG DRILLEN. UNIFORM DES TAGES IST HEUTE WINTERZEUG.«
Gregors Mund stand offen. »Winterzeug? Es ist mitten im Sommer!«
Sten riss seine Spindtür auf und fingerte eine Schneeuniform heraus.
»Ich dachte, du hättest bereits kapiert, was Lanzotta zum Thema Rekruten und Denken gesagt hat.«
Gregor nickte resigniert und fing an, sich umzuziehen.
»Rapport!«
»Sten. Rekrut in Ausbildung.«
Lanzotta lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Immer mit der Ruhe, Junge. Das hier ist bloß Routine.
Wie du weißt, legt das Imperium großen Wert darauf, dass seine Soldaten ordentlich behandelt werden.« »Jawohl, Sir!« »Aus diesem Grunde werde ich dir einige Fragen stellen.
Sie werden an die Rechtskommission weitergeleitet. Erste Frage: Hast du seit deiner Ankunft auf Klisura irgend etwas gesehen, was auf körperliche Misshandlung hindeuten könnte?«
»Ich verstehe nicht recht, Sir.«
»Hast du gesehen, dass jemand aus dem Korps einen Rekruten misshandelt hat? Das ist eine ernstzunehmende Anklage.«
»Nein, Sir!«
»Warst du jemals Zeuge, dass ein Angehöriger des Korps in herabwürdigendem Ton mit einem Rekruten gesprochen hätte?«
»Nein, Sir!«
»Fühlst du dich wohl hier bei uns, Rekrut?«
»Ja, Sir!«
»Entlassen.«
Sten salutierte, drehte sich auf dem Absatz um und trabte hinaus. Lanzotta kratzte sich nachdenklich am Kinn und blickte Halstead an. »Er?« »Bin mir noch nicht sicher. Könnte sein.«
Kapitel 19
Der Attentäter ging methodisch vor.
Gedächtnisvermerk: Sten. Thoresen. Zeit … Die Zeit ist ein unsicherer Faktor. Thoresen noch mehr. Motiv: persönlich. Mögliche Gefahr – nein, eher wahrscheinliche Gefahr für mich selbst. Erfüllung fraglich, es sei denn …
»Da ist noch etwas hinsichtlich der Bezahlung«, sagte der Attentäter schließlich.
»Das haben wir bereits geklärt. Sie werden gut bezahlt.«
»Ich werde immer gut bezahlt. Es ist eine Frage der Übergabe. Äh … mein Hintertürchen?« »Vertrauen Sie uns nicht?«
»Nein.«
Der Baron sank in seinem Sessel zurück und schloss die Augen.
Er entspannte sich einfach und genehmigte sich noch ein wenig mehr UV-Strahlung.
»Mir scheint viel mehr, dass momentan weniger Ihr Hintertürchen als Ihr Wissen zum Problem werden könnte.«
»Mein Wissen?«
»Richtig. Wenn Sie die Vereinbarung nicht akzeptieren sollten … nun, Sie müssen sich im klaren darüber sein, dass Sie einen großen Einblick in sehr viele Dinge erhalten haben. Muss ich noch deutlicher werden?«
Der Attentäter langte lässig über den Schreibtisch und nahm einen antiken Füllfederhalter zwischen die Finger. »Wenn Sie einen dieser Alarmknöpfe auch nur ansehen, stoße ich Ihnen diesen Stift ins Gehirn.«
Der Baron erstarrte einen Moment, dann zog sich ein Grinsen über sein Gesicht.
»Haben Sie bereits an etwas Bestimmtes gedacht?«
»Selbstverständlich«, antwortete der Attentäter. »Wenn ich die Aufgabe also erfüllt habe, gibt es eine Bank in …« Thoresen winkte gelangweilt ab. »Erledigt. Wie auch immer, das ist erledigt.« »Es
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