Stern der Rebellen
Schon am nächsten Tag war ihr Bettzeug zusammengerollt, die Pritschen verlassen.
Sten konnte nicht verstehen, wie man damit Probleme haben konnte. Carruthers hatte recht. Draufhalten, abdrucken, treffen. Jedes Mal.
Als das Gewehrtraining beendet war, hatte sich Sten für die nächste Stufe qualifiziert: SCHARFSCHÜTZE.
Das brachte ihm zehn Credits im Monat mehr ein, sein erstes Ehrenband und noch mehr Training.
Carruthers kniete neben ihm nieder.
»Hast du das Ziel?«
Sten spähte durch die Zielvorrichtung des Gewehrs. »Jawohl, Corporal.«
Carruthers drückte auf den Kontrollkasten neben Sten. Das Ziel ruckte seitlich weg, außerhalb von Stens Blickfeld hinter eine Steinmauer, vielleicht tausend Meter entfernt.
»Gut. Jetzt konzentriere dich auf die Wand. Das Fadenkreuz wird unscharf, stimmt’s? Nimm den ersten Knopf auf der Vorrichtung und drehe ihn, bis die Sicht wieder klar und deutlich wird.«
Sten folgte ihren Anweisungen.
»Hast du’s? Jetzt nimm den Knopf unterhalb der Vorrichtung und drehe ihn so lange, bis das Fadenkreuz dort ist, wo du das Ziel vermutest. Hast du’s? jetzt probier einen Schuss.« Sten betätigte den Abzug.
Sein Scharfschützengewehr aus dem vierzigsten Jahrhundert war letztendlich ziemlich einfach konstruiert. Die Munition bestand nach wie vor aus den ummantelten AM 2 -Partikeln. Doch statt des Lasers war als Beschleuniger der Ladung ein modifizierter Linearbeschleuniger am Lauf angebracht. Die Zielvorrichtung berechnete die exakte Entfernung zum Objekt, und wenn das Rad zur Fixierung des unsichtbaren Ziels gedreht wurde, versetzte der Beschleuniger der Kugel einen solchen »Drall«, dass sie, wenn nötig, einen Winkel von bis zu neunzig Grad ausführte.
Es war ein Gewehr, das um die Ecke schießen konnte.
Sten hörte die Explosion und sah, wie die Mauer zusammen fiel.
»Treffer.«
Carruthers schlug Sten krachend auf die Schulter.
»Wenn du so weitermachst, dann kriegt die 1. Garde bald einen neuen Soldaten.«
Warum auch immer, aber Sten war plötzlich sehr stolz auf sich.
Sten warf die Mülltonne auf den Haufen und drehte sie dann um. Sauber genug. Er steckte die Mündung des Ultraschallputzers bis auf den Boden der Tonne und drückte auf den Auslöser. Dann knallte er die Tonne noch einige Male auf den Betonboden und trug sie in die Kantine zurück. Die meisten der niedrigen Arbeiten wurden bei der Garde entweder von Zivilisten oder Zeitsoldaten aus den Wehrpflichtbataillonen erledigt. Mit Ausnahme der wirklich widerlichen Tätigkeiten. Die reservierte die Garde für Strafaktionen. Dabei machte Sten das nicht einmal viel aus. Es war immer noch besser als jeder Schichtdienst auf Vulcan.
Außerdem hatte er keine Idee, wie er sich davor hätte drücken können.
Er hatte ganz zufrieden im Sand gesessen und dabei zugesehen, wie Halstead auf Lanzottas Befehle hin Haltung annahm.
»Wir formen hier keine Techniker«, hatte Lanzotta gesagt. »Das wisst ihr bereits. Wir schaffen Killer. Wir brauchen Leute, die sich nach dem Geräusch sehnen, wenn die Augäpfel ihrer Feinde zerplatzen, Leute, die sehen wollen, was geschieht, wenn man jemandem die Kehle mit den Zähnen rausreißt.«
Sten blickte in die Runde der Rekruten. Die meisten sahen einigermaßen schockiert aus. Sten schaltete ab. Er erinnerte sich nur zu gut daran, vielen Dank, Sergeant.
»Wir brauchen einen Freiwilligen.«
Schweigen. Die Kompanie hatte inzwischen gelernt, dass Freiwillige immer die Dummen waren. Dann sagte jemand: »Corporal Sten.«
Sten konnte sich gut vorstellen, dass es Gregor war, doch er machte sich keine weiteren Gedanken darum. Er bemühte sich ernsthaft darum, völlig unsichtbar zu werden. Lanzotta hatte die Stimme auch gehört.
»Sten. Antreten.«
Sten grunzte, sprang auf die Füße und rannte los.
»Jawohl, Sergeant.«
Halstead vollführte eine rasche Bewegung. Nicht schlecht, analysierte Sten. Trotzdem bleiben seine Arme viel zu lange unten.
»Corporal zur Ausbildung Sten. Dieser Mann ist Ihr gefährlichster Feind. Ihr Auftrag lautet, ihn aufzuspüren und zu vernichten!«
Sten schlenderte auf ihn zu und hob die Hände. Das sah, wie er hoffte, wie eine plumpe Attacke aus; dann lag er auch schon in der Luft. Sten drehte sich im Flug, zog sich zusammen und bremste den Stoß ab, als seine Füße den Gegner berührten. Statt dessen ließ er sich kopfüber in den Sand fallen.
Das müsste reichen. Doch er hörte Lanzottas Flüstern dicht an seinem Ohr.
»Sie tun nur so als
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