Stern der Rebellen
bauchige Glasflasche mit der Säure aus dem Regal. Wahrscheinlich blieben ihm nicht mehr als zehn Minuten, bis sie erkannt hatten, dass sie die Ratte herausscheuchen mussten.
Unten rumpelte ein Karren vorbei. Ideal. Sten ließ die Flasche vorsichtig hinunterfallen, mitten auf die trockene Getreideladung des Karrens. Dann zielte er … die Hand folgte dem Rhythmus des schwankenden Karrens … und feuerte.
Das Glas zersprang. Rauch kräuselte auf, und der Karren ging in Flammen auf.
Rufe. Schreie … überall Rauch auf der Straße.
Besser hätte er es nicht treffen können.
Sten stopfte die Zipfel seines Gewands hinter die Schärpe, schleuderte die Sandalen von den Füßen und schwang sich auf das Fensterbrett. Dann ließ er sich außen an der Wand hinunter und sprang.
Unten angekommen, ließ er sich flach zu Boden gleiten. Der Fensterladen flog laut scheppernd auf, und direkt über ihm fuhr ein Schuss in die Lehmwand. Sten kam hoch … drei hastige Schritte quer über die Straße, und er hechtete durch das offene Fenster.
Drinnen rollte er sich ab, zog den Abzug seines Gewehrs auf Dauerfeuer durch und bestrich die Innenseite der Fensterwand mit einer Salve.
Drei M’lan fielen gurgelnd zu Boden, der zweite holte pfeifend Luft durch seine zerfetzte Kehle. Sten schickte einen zweiten Treffer in die Stirn des Mannes und war schon zur Hintertür unterwegs. Er rannte hinaus und fluchte. Ein typischer Kaninchenbau mit einer baufälligen Treppe, die vorbei an beengten Elendsquartieren der Fal’ici hinunterführte. Sten sprang über das Geländer und landete mitten unter ihnen. Rufe, Geschrei. Dann vereinzelte Schüsse von der Straße her.
Sten machte sich deswegen keine Gedanken. Die Fal’ici gaben keine Informationen an die M’lan weiter, nicht einmal, wenn man sie mit vorgehaltener Pistole dazu zwang.
Endlich kam er aus dem Gewirr der schmalen Gassen wieder auf eine Straße hinaus. Hervorragend. Ein Glücksfall. Marktgedränge. Unübersehbares Geschiebe. Darunter auch eine Doppel-Patrouille der M’lan. Jemand musste ihnen einen Tipp gegeben haben. Kaum hatten sie die rennende Gestalt erblickt, machten sie sich auch schon an die Verfolgung.
Sten setzte über einen Schubkarren und die Deichsel eines Karrens, dann drehte er sich um und warf H’mids Broschen hoch in die Luft. Kaum ließ die Sonne das blanke Gold aufblitzen, herrschte auf der Straße ein unbeschreibliches Tohuwabohu. Die Leute kamen aus Öffnungen in den Mauern gequollen, die Sten bisher noch nicht einmal bemerkt hatte.
Mittendrin in dieser brodelnden Menge waren die M’lan. Sten hielt es für nicht unwahrscheinlich, dass der eine oder andere Fal’ici sich im allgemeinen Durcheinander vom Gold abwenden und die Chance nutzen würde, einige Zentimeter geschaffenes Glas in den Hals eines dieser Söldner zu rammen.
Er zwang sich, etwas langsamer zu gehen, zog sein Gewand wieder herunter und schritt jetzt lässig, aber bestimmt aus. Einer Blumenverkäuferin warf er eine Münze zu und zog die größte Blume aus ihrem Karren. Er steckte die Nase in die Blüte und marschierte weiter.
Wie epi …? Epi … verflucht noch mal! Er musste sich unbedingt im Versteck bei Doc danach erkundigen.
Sten ließ über eine Stunde vergehen, um sicherzugehen, dass er nicht verfolgt wurden. Er hielt nicht allzu viel von den Geheimdiensttruppen der Q’riya, doch es liefen mehr als genug von ihnen herum, um eine erfolgreiche Razzia durchzuführen.
Er schien jedoch sauber zu sein und ging die Straße hinauf, bis er vor dem Tor des unauffälligen Hauses, das dem Team der Sektion Mantis als Basis diente, angekommen war. Dann verschwand er dahinter.
Drinnen herrschte noch größeres Chaos. Alle möglichen Ausrüstungsgegenstände wurden hastig mit tausendmal geübten Handgriffen in Taschen und Rucksäcken verstaut. Alex stand mit schussbereiter Willygun neben der Tür. Sten erfasste die Lage sofort.
»Sind wir aufgeflogen?«
»Genau, Kumpel«, sagt Alex. »Die Bürogehilfin, die Vinnettsa anwerben wollte, hat Schiss gekriegt und wurde geschnappt.«
»Hat sie geredet?«
»Garantiert. Angeblich bringen die sogar Grabsteine zum Reden.«
»Jemand hat H’mid den Kopf abgeschlagen und ihn so platziert, dass ich ihn bestimmt finde«, sagte Sten. Er ging zum Tisch hinüber und packte den Weinspender. Mit dem Daumen auf dem Deckel hob er die Tülle an den Mund und trank. Nachdem er abgesetzt hatte, fiel sein Blick auf den etwa einen halben Meter großen Teddybären, der
Weitere Kostenlose Bücher