Stern der Rebellen
teuer.«
Lester lächelte und klopfte dem Tech anerkennend auf die Schulter. Der Mann stammelte vor sich hin; Tränen rollten über seine Wangen. Lester beugte sich näher heran, um ihn besser verstehen zu können. Nur Babygebrabbel. Nichts, woraus er hätte schlau werden können.
Es war ziemlich einfach, dachte Lester. Leichter, als er es sich vorgestellt hatte. Er arbeitete schon seit einem halben Dutzend Zyklen an diesem Tech. Andeutungen hinsichtlich Geld, einer neuen Identität sowie lebenslangem Wohnrecht auf irgendeiner Spielwelt, absolut schuldenfrei. Der Mann war zwar interessiert, hatte jedoch zuviel Angst vor Thoresen, als dass er sich zu mehr bereit erklärt hätte, als zuzuhören und Lesters Freibier zu trinken. Eines Tages war er jedoch soweit. Beinahe hysterisch hatte er bei Lester um einen sofortigen Besuch gebeten.
Ein schrecklicher Unfall sei passiert, erzählte er Lester, wollte jedoch auch auf verstärktes Nachfragen nicht mehr preisgeben. Er schüttelte nur den Kopf. »Nein, der Baron …« Lester wusste sofort, dass er es jetzt wagen musste.
Er stellte sich neben den Mann, drückte ihm ein Hypo auf den Nacken, und einen Augenblick später hatte er einen lallenden Idioten vor sich. Allerdings einen Idioten, der Lester alles erzählte, was er wissen wollte. Lester half dem Mann zum Bett hinüber. Er würde eine Zeitlang schlafen und dann mit einem ausgewachsenen Narkobierkater aufwachsen. Der Techniker würde sich an nichts mehr erinnern.
Jetzt musste sich Lester nur noch mit Mahoney in Verbindung setzen. Was er ihm über Projekt Bravo mitzuteilen hatte, würde Thoresens Karriere zu einem abrupten Ende verhelfen.
Plötzlich ertönte ein lautes Krachen; Plastik splitterte. Lester wirbelte herum und erstarrte, als er den Baron, begleitet von zwei Wachmännern, durch seine eingetretene Zimmertür hereinkommen sah. Thoresen warf einen Blick auf den schlafenden Tech und grinste.
»Kleine Party, Lester?«
Lester antwortete nicht. Was hätte er auch sagen sollen? Thoresen gab den Männern einen Wink. Sie packten den Tech und trugen ihn zwischen sich hinaus.
»Jetzt weißt du wohl Bescheid?«
»Ja«, erwiderte Lester.
»Jammerschade. Ich mochte dich eigentlich ganz gerne.« Thoresen machte einen Schritt auf den alten Mann zu und packte ihn an der Kehle. Lester rang nach Luft und spürte, wie sein Kehlkopf zerquetscht wurde. Es vergingen einige Minuten, bis der Baron Lesters Leichnam fallen ließ. Er drehte sich erst um, als einer der Wachmänner zurückkehrte. »Sieh zu, dass es gut aussieht«, sagte Thoresen. »Eine plötzliche Krankheit, et cetera , et cetera . Und mach dir keine Gedanken wegen seiner Familie. Das übernehme ich.«
Kapitel 26
Sten pfiff tonlos vor sich hin und schlug die Tür mit dem Absatz hinter sich zu. Um H’mids abgetrennten Kopf auf dem Tresen summten bereits die Fliegen.
Sten bückte sich und tippte mit dem Finger in die Blutlache, die sich um den Leichnam ausgebreitet hatte. Noch klebrig … also kaum länger als eine Stunde her. Sten untersuchte den Rücken und zog das winzige W-Stück heraus, das zwischen seinen Schulterblättern klemmte.
Dann schlich er in geduckter Haltung hinter dem Tresen entlang und rannte geräuschlos die Treppen zur Wohnung des Ladenbesitzers hinauf. Auch dort war alles verlassen. Keinerlei Anzeichen einer Durchsuchung oder Plünderung. Schlecht, sehr schlecht sogar. Vorsichtig spähte er aus einem der Fenster hinaus und zog den Kopf sogleich wieder zurück.
Zwei Dächer entfernt lagen drei Q’riya flach auf den Bäuchen und beobachteten die Straße unter sich. Und unten … stand noch einer, direkt auf Stens Fluchtweg. Sehr schlecht getarnte, auf Hochglanz gewienerte Stiefelspitzen schauten unter den gestreiften Gewändern hervor.
Wollten sie ihn jagen oder saß er bereits in der Falle? Sten versuchte es erneut. Sie wollten ihn holen. Die Fensterläden des gegenüberliegenden Lebensmittelgeschäfts waren geschlossen.
Sehr ungewöhnlich zu dieser Tageszeit. Drinnen hielt sich wahrscheinlich eine Gruppe von M’lan auf – die private Schlägertruppe des Q’riya-Stamms.
Sten lehnte sich an die Wand … einatmen, dabei bis auf vier zählen, ausatmen ebenfalls bis auf vier, Atem anhalten bis auf sechs. Das Ganze zehnmal. Der Adrenalinspiegel sank. Sten versuchte, sich einen Ausweg einfallen zu lassen. Er nahm von H’mids Arbeitstisch eine Handvoll Broschen, in die noch keine Edelsteine gesetzt waren; dann holte er die
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