Stern der Riesen
nehmen.
Sobroskin hatte kein Indiz dafür entdecken können, daß Verikoff irgend etwas über den US-Kanal wußte, von dem Norman Pacey gesprochen hatte. Sobroskin hatte daraus geschlossen, daß trotz des ausgetüftelten jevlenesischen Überwachungssystems zumindest dieses Geheimnis nicht herausgekommen war.
Sobroskin hatte sich überlegt, daß der erste Schritt zur Zerstörung des jevlenesischen Netzes die Unterbrechung dieser Verbindung in Connecticut sein müsse. Das mußte schnell passieren, solange noch niemand über seine Enttar-nung Bescheid wußte und die Jevleneser daher unvorbereitet und verwundbar waren. Das konnte nur mit Hilfe aus Washington geschehen, und da niemand, nicht einmal Verikoff selbst, den vollen Umfang des Netzes kannte oder wußte, wer dazu gehören könnte, konnte nur Norman Pacey als Helfer in Frage kommen. Sobroskin hatte ›Ivan‹
in der russischen Botschaft angerufen und ihm mit einer Reihe von vorher verabredeten harmlosen Sätzen die Nachricht mitgeteilt, die an Pacey weitergegeben werden sollte.
Mit einem Anruf, der acht Stunden später vom State Department bei einer dienstlichen Stelle in Moskau ankam und in dem mitgeteilt wurde, daß die Hotelzimmerreservie-rungen für eine Gruppe russischer Diplomaten erledigt seien, wurde der Empfang der Botschaft bestätigt.
»Noch fünf Minuten bis zur Landung«, meldete die Stimme des Piloten aus einem Lautsprecher in der Dunkelheit über ihren Köpfen. Ein sanftes Licht ging in der Kabine an, und Sobroskin und die anderen Offiziere begannen, die Zigarettenschachteln, Papiere und die anderen Dinge, die über das Flugzeug verteilt worden waren, einzusam-meln. Danach zogen sie sich in Vorbereitung auf die Kälte draußen schwere arktische Mäntel über.
Minuten später senkte sich das Flugzeug langsam aus der Dunkelheit herab und landete weich in der Mitte eines Kreises aus trübem Licht, der den Landeplatz der amerikanischen Forschungs- und Wetterstation in der Arktis beleuchtete. Ein Transporter der US Air Force stand mit lau-fendem Motor auf einer Seite im Schatten, und um ihn herum drängte sich eine kleine Gruppe von dick vermummten Gestalten. Die Tür vor der Kabine ging auf, und eine Treppe schob sich auf den Boden. Sobroskin und seine Begleiter stiegen sie herunter und gingen mit schnellen Schritten über das Eis, wobei Verikoff und die beiden Offiziere, die ihn bewachten, den Mittelpunkt der Gruppe bildeten. Sie blieben kurz vor der Gruppe von wartenden Amerikanern stehen.
»Sehen Sie, so lange hat es doch nicht gedauert«, sagte Pacey zu Sobroskin, als sie sich mit ihren dicken Hand-schuhen die Hände schüttelten.
»Es gibt viel zu erzählen«, sagte Sobroskin. »Diese Sache reicht weiter, als Sie sich das in Ihren wildesten Träumen vorstellen könnten.«
»Wir werden ja sehen«, sagte Pacey grinsend. »Wir waren auch nicht unbedingt untätig. Vielleicht haben wir für Sie auch einige Überraschungen.«
Die Gruppe begann einzusteigen, während hinter ihnen der Motor der sowjetischen Militärmaschine aufheulte und das Flugzeug wieder in der Nacht verschwand. Dreißig Sekunden später startete die amerikanische Transportmaschine ebenfalls und richtete ihre Nase auf den Kurs, der sie über den Pol und das östliche Kanada nach Washington führen sollte.
Es war spät am Abend in McClusky. Die Basis war ruhig.
In der Nähe der Reihe von geparkten Flugzeugen, die im gelbroten Schein der in Abständen am Begrenzungszaun aufgestellten Lampen still vor sich hinbrüteten, standen Hunt, Lyn und Danchekker und starrten in Richtung auf das Sternbild Taurus in den Himmel.
Sie hatten diskutiert, gebettelt und protestiert, hatten erklärt, die Angelegenheit sei für die Erde ebenso wichtig wie für irgend jemand anders, und wenn Garuth und Eesyan sich in Gefahr begaben, dann verlangte es die Ehre und die Gerechtigkeit, daß auch die Menschen von der Erde mitmachten, um die möglichen Konsequenzen zu teilen, aber all das hatte nichts genützt. Calazar war hart geblieben und hatte darauf bestanden, daß das Perzeptron dort bleiben müsse, wo es stand. Sie hatten es nicht gewagt, eine der höheren Autoritäten wie etwa die UN oder die Regierung der USA zu Hilfe zu rufen, weil sie nicht wissen konnten, wer dort vielleicht für die Jevleneser arbeitete. Es blieb ihnen daher nichts anderes übrig, als sich mit Hoffen und Warten zufriedenzugeben.
»Es ist einfach verrückt«, sagte Lyn nach einer Weile.
»Sie haben in ihrer ganzen
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