Stern der Riesen
Geschichte noch keinen einzigen Krieg ausgefochten, und jetzt wollen sie mit einem Kommandounternehmen einen ganzen Planeten erobern.
Ich hatte keine Ahnung, daß die Ganymeder so sein können. Glauben Sie vielleicht, Garuth ist übergeschnappt oder so etwas?«
»Er will nur noch ein einziges Mal sein Schiff fliegen«, murmelte Hunt und schnaubte freudlos. »Man sollte eigentlich meinen, daß es ihm nach fünfundzwanzig Millionen Jahren allmählich reicht.« Hunt war auch schon der Gedanke durch den Kopf gegangen, daß Garuth sich entschlossen hatte, wie der sprichwörtliche Kapitän mit seinem Schiff unterzugehen. Er erwähnte davon aber nichts bei den anderen.
»Trotzdem eine noble Geste«, sagte Danchekker. Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl. Ich vermag nicht einzusehen, warum das Perzeptron hierbleiben soll. Das hat wie eine Ausrede geklungen. Selbst wenn wir im technischen Bereich nichts beizutragen vermögen, könnten wir doch unseren Beitrag leisten, der Garuth und seinen Freunden fehlen mag, wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Lyn.
»Ich dachte, das läge auf der Hand«, antwortete Danchekker. »Wir haben es doch erlebt, wie verschieden die Ganymeder und die Menschen denken. Die Jevleneser mögen vielleicht ein gewisses Talent für Intrigen und Täu-schungen haben, aber sie sind in dieser Kunst nicht die Meister, für die sie sich halten. Man braucht aber einen menschlichen Blick, wenn man ihre Fehler erkennen und ausnutzen will.«
»Sie hatten es bisher nur mit Ganymedern zu tun«, sagte Hunt. »Wir hingegen haben schon einige tausend Jahre Übung im Umgang miteinander.«
»Genau das meine ich.«
Es folgte eine kurze Stille, und dann sagte Lyn zögernd:
»Wissen Sie, was ich gerne erleben möchte? Wenn diese Jevleneser sich für so superschlau halten, dann möchte ich einmal sehen, wie es ist, wenn sie auf wirkliche Profis treffen und herausbekommen, was Täuschung wirklich sein kann. Und wenn wir VISAR auf unserer Seite haben, sind wir dafür auch richtig ausgerüstet.«
Hunt sah sie an und runzelte die Stirn. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich weiß es eigentlich selbst nicht genau.« Sie dachte einen Moment lang nach und zuckte dann die Achseln.
»Ich hatte mir überlegt, nachdem JEVEX jahrelang all die Informationen erfunden und an die Thurier weitergegeben hat, wäre es doch irgendwie nur gerecht, wenn wir so etwas auch mit ihnen machen würden – einfach nur so.«
»Wenn wir was mit ihnen machen würden?« fragte Hunt, der noch immer nicht verstand.
Lyn sah mit einem abwesenden Gesichtsausdruck wieder zum Nachthimmel hoch. »Also stellen Sie sich zum Beispiel folgendes vor: JEVEX hat doch sicher all die erfun-denen Geschichten über Bomben und Waffen und was weiß ich noch, irgendwo in seiner Erinnerung gespeichert, oder? Und irgendwo anders in seinem Speicher muß er auch die echten Informationen über die Erde haben, die er mit seinem Überwachungssystem gesammelt hat – mit anderen Worten, die Wahrheit über die Erde. Woher aber weiß er, was Lüge und was Wahrheit ist? Woher weiß er, welche Berichte richtig und welche verfälscht sind?«
»Ich weiß es nicht.« Hunt zuckte die Achseln und überlegte eine Sekunde lang. »Ich nehme an, sie sind unter verschiedenen Codes eingespeichert.«
»Das habe ich mir auch überlegt«, meinte Lyn und nickte. »Nehmen wir aber jetzt einmal an, VISAR schafft es, in JEVEX einzudringen und diese Codes zu vertauschen, ohne daß JEVEX das bemerkt. Er müßte doch dann eigentlich glauben, all diese Geschichten seien wirklich wahr. Stellen Sie sich einmal vor, was los ist, wenn er anfängt, davon zu erzählen. Broghuilio und seine Bande würden die Wände hochgehen. Verstehen Sie, was ich meine –das wäre doch ein interessantes Schauspiel.«
»Was für eine herrliche Vorstellung«, murmelte Danchekker interessiert. Ein boshaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er sich das innerlich ausmal-te. »Es ist wirklich Pech, daß wir davon Calazar gegenüber nichts erwähnt haben. Krieg oder nicht, da könnten die Ganymeder einfach nicht widerstehen.«
Hunt lächelte in sich hinein, während er darüber nachdachte. Mit der Idee ließ sich noch weit mehr anfangen, als Lyn sich das vorstellte. Wenn VISAR tief genug in den Erinnerungsspeicher von JEVEX eindrang, um die Codes vertauschen zu können, wäre es kein großer Schritt mehr, zusätzlich noch eigene
Weitere Kostenlose Bücher