Stern der Riesen
waren.
Als Lyn in das Eckzimmer zurückkehrte, stand Sverenssen an einem der hinteren Fenster und sah in die Luft hinaus. Plötzlich wurde das Haus anscheinend aus allen Richtungen von Lärm überflutet. Im gleichen Augenblick senkten sich zwei Luftlandetransporter der Armee von oben ins Blickfeld und landeten auf der Terrasse neben dem Schwimming-Pool. Grüngekleidete Gestalten brachen aus allen Türen heraus, aus dem oberen Teil des Hauses kamen Geräusche von Explosionen und splitterndem Glas, kurz waren Vickers und das Dienstmädchen zu sehen, wie sie von heranstürmenden Soldaten überwältigt wurden, dann erschütterten weitere Explosionen das Haus, und Rauchwolken wallten durch den Gang und versperrten die Sicht.
Lyn riß die Gasmaske aus der Tasche, stülpte sie sich über Gesicht und Augen und schob sich gerade die Halte-rung über den Kopf, als ein Trommelfeuer von Blendgra-naten und Gasbomben durch die Fenster im Erdgeschoß des Hauses hereinprasselte. Alles war nun von Rauch ein-genebelt, Detonationen blitzten auf, Befehle wurden gebrüllt, Glas zersplitterte, Türschlösser brachen unter wuch-tigen Fußtritten auf, und hier und da waren Schüsse zu hören. Einer der Bediensteten erschien in dem Bogen, der zu der Haupttreppe führte, und gestikulierte hektisch nach oben. »Sie sind auf dem Dach! Da kommen Soldaten vom Dach herunter! Sie...« Der Rest wurde durch weitere Explosionen übertönt, und er wurde von hinten von einer Wolke von Rauch und Gas umhüllt.
Sverenssen war vom Fenster zurückgezuckt, und Lyn sah, wie er sich mitten im Raum die Augen rieb und sich zu orientieren versuchte. Sie durfte um keinen Preis der Welt zulassen, daß er jetzt in den Kommunikationsraum ge-langte. Sie begann sich vorsichtig an der Wand entlangzu-drücken, um zwischen ihn und den Gang zu gelangen, der zu dem Flügel mit den Arbeitsräumen führte. Er bemerkte durch den Rauch die Bewegung und kam näher. »Sie!«
Sein Gesicht verzerrte sich zornerfüllt, als er sie erkannte, und die Tränenspuren auf seinem rauchgeschwärzten Gesicht ließen ihn noch grotesker aussehen. Lyn schlug das Herz bis zum Hals, aber sie ging trotzdem weiter auf den Gang zu. Sverenssen bewegte sich durch den Raum schnurstracks auf sie zu.
Dann kamen aus dem Inneren des Hauses, offenbar aus der Richtung des Gästehauses, gebellte militärische Befehle. Sverenssen warf einen Blick über die Schulter und zögerte. Schattenhafte Gestalten kämpften im Gang vor der Küche miteinander, und an der am Schwimmbecken zuge-wandten Seite des Hauses waren weitere Bewegungen auszumachen. Er änderte die Richtung und rannte auf den Flügel mit den Arbeitsräumen zu. Ohne sich ihre Handlung genau zu überlegen, riß Lyn einen Korbstuhl an sich und warf ihn quer durch den Raum gegen seine Beine. Sverenssen stürzte schwer, fiel in seiner ganzen Länge zu Boden und schlug mit dem Kopf gegen die Wand.
Durch den Rauch konnte Lyn erkennen, daß er sich trotzdem noch bewegte. Sie sah sich verzweifelt um, nahm eine schwere Vase von einem Beistelltisch, schluckte schwer, versuchte das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken und zwang sich, näher an ihn heranzugehen. Sverenssen hatte sich inzwischen halb aufgerichtet und hielt sich mit einer Hand den Kopf. Durch seine Finger sickerte ein dünner Blutstrom. Er stützte einen Fuß unter sich ab, streckte einen Arm aus, um sich an der Wand festzuhalten, und begann langsam aufzustehen. Lyn hob die Vase mit beiden Händen über ihren Kopf, aber Sverenssens Beine trugen ihn nicht mehr. Er schwankte eine Sekunde lang, stöhnte auf und brach wieder zusammen. Lyn stand noch wie gelähmt in der gleichen Haltung, als die ersten Gestalten in Kampfanzügen und mit Gasmasken und Sturmgewehren aus dem Rauch um sie herum auftauchten. Eine von ihnen nahm ihr mit leichter Hand die Vase ab. »Wir kümmern uns um ihn«, sagte eine tiefe Stimme zu ihr. »Sind Sie okay?« Sie nickte wortlos, während vor ihr zwei Mitglieder der Spezialeinheit Sverenssen grob auf die Füße stellten.
»Gut gemacht«, verkündete hinter ihr eine Stimme mit einem englischen Akzent. »Wissen Sie was, wenn Sie noch ein bißchen trainieren, wäre es gut möglich, daß Sie in den SAS aufgenommen werden.« Sie drehte sich um und bemerkte Hunt, der sie anerkennend ansah. Shearer stand neben ihm. Hunt kam zu ihr, legte ihr einen Arm um die Hüfte und drückte sie beruhigend an sich. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und hielt sich an ihm fest, während
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