Sternchenhimmel

Juste-Toussaint hatte, dem haitianischen Gentleman, dessen Konterfei auf der Taxilizenz abgebildet war. Der männliche Fahrgast befahl Skink, rechts ranzufahren und sie aussteigen zu lassen.
    »Moment noch. Wir sind fast da«, erwiderte Skink.
    »Halten Sie das Scheißtaxi an, sonst trete ich Ihnen gehörig in den Hintern.«
    »Wohl kaum.«
    Er bog in die James-Scott-Wohnsiedlung ab und parkte neben einem Basketballplatz, wo ein munteres Spiel im Gange war. Der Platz hatte einen sonnengebleichten Betonbelag, Ketten an den Korbringen und Dreipunktelinien zu bieten, die von Hand mit Farbe aufgesprüht worden waren.
    Die Fahrgäste des Gouverneurs stürzten Hals über Kopf aus dem Taxi; die Frau zückte ihr Handy, um die Polizei zu rufen. Augenblicklich wurde das Basketballspiel unterbrochen, da dies nun wirklich keine Touristengegend war. Jetzt war nur noch das rhythmische Dotzen des Basketballs zu hören, den ein schlaksiger junger Schwarzer in einem Cleveland-Cavaliers-Trikot und alten Air-Jordan-Schuhen vor sich aufspringen ließ.
    Zu dem Mann in der Lederjacke sagte Skink: »Hier kriegen Sie was ganz Besonderes zu sehen. Diese Jungs können echt spielen.«
    »Finden Sie das vielleicht witzig?«
    »Versuchen Sie, sich gut zu benehmen, dann geht schon alles gut.«
    »Diese verschissenen Heat-Tickets haben mich pro Stück hundert Dollar gekostet.«
    »Sie haben recht. Wäre eine Schande, die verfallen zu lassen.« Der Gouverneur pflückte dem Kerl die Tickets aus den Fingern und schrie aus dem Fenster: »Yo! Wer will D-Wade einnetzen sehen?«
    Er wählte die beiden Kleinsten auf dem Spielfeld aus und fuhr sie zur Arena, wo er ihnen zusätzlich zu den Tickets des Arschlochs noch ein wenig Bargeld gab, damit sie sich nach dem Spiel für den Nachhauseweg ein richtiges Taxi nehmen konnten.
    Von einem gewaltigen Stau aufgehalten, kroch und rollte er langsam nach South Beach zurück und fing an, das Marriott zu umkreisen, auf der Suche nach einem Parkplatz mit Aussicht.
    Bei der dritten Runde erblickte er Ann die Schauspielerin. Sie trug ein sittsames, schlecht sitzendes Kleid, schien jedoch ansonsten wohlauf zu sein. Der Mann an ihrer Seite war eher klein und stämmig; er hatte eine Baseballkappe auf dem Kopf und einen leuchtend weißen Verband an der einen Hand. Die andere war in einer dunklen Tasche verborgen, die er an die Brust drückte.
    Die schlechte Nachricht war, dass sie gerade ins Hotel hineingingen, nicht herauskamen. Der Gouverneur fluchte und heulte wie ein angeschossener Wolf. Es war nicht sicher, Annie ins Hotel zu folgen, nicht nach der Sache mit dem verbrannten Koffer. Das Management des Marriott hatte mit Sicherheit die Wachtruppe aufgestockt.
    Das lang gezogene Dröhnen eines Drucklufthorns ließ Skink zusammenfahren, und im Rückspiegel sah er einen Linienbus an seiner Stoßstange kleben. Er nahm seinen sandigen Schuh vom Bremspedal und rollte die Straße hinunter, während er versuchte, sich einen neuen Schachzug auszudenken.
    Ann DeLusia staunte, dass jemand in einem Hotelzimmer einen Revolver abfeuern konnte, ohne dass auch nur ein einziger Gast beim Empfang anrief, um sich wegen des Krachs zu beschweren. Aber dreh mal für zwanzig lausige Minuten Radiohead so richtig auf, während du in der Badewanne liegst, und die fahren ein verdammtes SWAT -Team auf.
    »Es gibt keine Gerechtigkeit«, stellte sie fest, während sie barfuß auf einem Stuhl balancierte. Bang Abbott hielt ihre Knöchel fest, während sie mit einer Handvoll Toilettenpapier die blutigen Überreste seines Zeigefingers von der Decke pflückte.
    »Mein Abdrückfinger!«, maunzte er wieder und wieder.
    Unmittelbar nach dem Schuss war er blass und zittrig geworden und hätte beinahe gekotzt, doch er hatte sich zusammengerissen und ihr den Colt weggenommen. Er hatte selbst versucht, die Fingerspitze herunterzuholen, doch Stuhl Nummer eins war unter seinem Gewicht zu Bruch gegangen.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte Ann, nachdem sie mit dem zerfetzten Gewebebatzen vom Stuhl gehüpft war.
    »Um Gottes willen, halten Sie es warm!«
    »Halten Sie’s selbst warm, Claude.«
    Also stopfte er den nässenden Papierklumpen in die zweitfeuchteste Spalte seines Körpers, bis sie eine kubanische Klinik ausfindig machten, die am Sonntag aufhatte. Dort eröffnete ihm ein junger Assistenzarzt, dass das, was von dem abgetrennten Zeigefinger übrig war, zu stark beschädigt sei, um wieder angenäht zu werden.
    »Erzählen Sie mir nicht so was.« Bang