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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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waren draußen, auf der Balkonterrasse ihrer Suite. Cherry trug ein DOG THE BOUNTY HUNTER -T-Shirt und ein himmelblaues String-Bikinihöschen. Die Sonne brannte, also hatte Chemo sein Gesicht mit Lichtschutzfaktor 70 eingeschmiert, wodurch er aussah wie ein zwei Meter großer Pantomime. Er wartete auf seine Besprechung mit Maury Lykes.
    »Voll komisch. Was denn für eine Liste?«, wollte Cherry wissen, und er berührte ihren nackten Schenkel mit dem Ende des Schweinetreibers. Sie gab ein Geräusch von sich wie ein Huhn, das unter die Räder eines Lastwagens gerät, und kippte in ihrem Liegestuhl zur Seite.
    »Jedes Mal, wenn du voll sagst, brenn ich dir eins auf den Arsch«, erklärte er. »Außerdem stehen noch geil, irgendwie, Hammer, abgefahren und krass auf der Liste. Fürs Erste.«
    Nach ungefähr einer Minute hörte sie auf, sich zu winden. Ihre ersten atemlosen Worte waren: »Scheiße, was soll das, Alter?«
    »Das wäre noch eins – Alter. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Aber so rede ich doch immer«, rief sie. »Ich kann doch nicht plötzlich damit aufhören!«
    Chemo schätzte, dass ihre Hirnfunktionen auf demselben schlichten Niveau abliefen wie die von Kühen und Schweinen. »Ein paar von den Wärtern im Knast haben diese Dinger immer dabeigehabt«, erzählte er.
    Cherry sprang auf, nannte ihn ein Monster und befahl ihm, den Schweinetreiber wegzuschmeißen.
    »Reg dich ab. Das Ding hinterlässt keine Narben«, erwiderte er.
    »Scheiße, würdest du da etwa drauf abfahren?«, schrie sie und fuhr dann heftig zurück.
    Der Bodyguard lächelte. »Siehst du, es wirkt schon.«
    »Aber wieso hast du mir keins verpasst?«
    »Weil du das Wort richtig benutzt hast – als Verb, nicht als Adjektiv.«
    Eine Karmeliternonne, mit der Chemo im Gefängnis korrespondiert hatte, hatte ihm einmal ein Buch über die Grundlagen der Grammatik geschickt, das er praktisch auswendig gelernt hatte. Seine eigene Ausdrucksweise war zwar nicht makellos, doch er bemühte sich, die Sprache nicht völlig hinzurichten.
    »Wenn der Satzbau stimmt, fließt auch kein Strom«, sagte er zu Cherry.
    »Ich hasse dich!«
    »Das ist besser. Halt dich an einfache Sätze.«
    »Das sag ich meiner Mutter. Und Maury auch.«
    »Nur zu«, meinte Chemo. »Die werden dir nicht glauben.«
    Er zog das mandarinfarbene BlackBerry aus der Tasche, das den ganzen Tag geklingelt hatte.
    »Hey, mein Handy!«, rief Cherry. »Gib das her.«
    »Das ist nicht deins. Das hast du Abbott geklaut.«
    »Das ist ja so was von totaler Quatsch.«
    »Vorsicht.« Chemo tippte sie zweimal mit dem Schweinetreiber an – einmal für total und einmal für so was von , obwohl das offiziell nicht auf der Liste stand.
    Dann ließ er sie zappelnd auf der Terrasse zurück und ging hinein, um Maury Lykes anzurufen, der versprochen hatte, nach seiner Sitzung mit den Leuten von Ticketmaster noch mal wiederzukommen. Der Promoter meldete sich nach dem ersten Klingeln und sagte, er führe gerade im Fahrstuhl nach oben. Sobald er in die Suite trat, musterte Chemo ihn und meinte: »Ticketmaster, aber sicher doch.«
    Maury Lykes lief dunkelrot an. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Scheiß.« Der Cirque de Soleil gab in der Stadt eine Probevorstellung, und er hatte sich mit zwei tschechischen Artistinnen vergnügt, die zusammen mindestens fünfunddreißig Jahre alt waren. »Wo steckt unsere Kleine?«, fragte er.
    »Macht gerade Pilates auf der Terrasse«, antwortete Chemo.
    »Was haben Sie denn da für ein Ding?«
    »Einen Viehmotivator.«
    Maury Lykes stieß die Luft aus. »Allmächtiger.«
    »Keine Angst. Der hinterlässt keine Spuren.«
    »Mal ganz ehrlich? Alles, was ich nicht zu wissen brauche, will ich auch nicht wissen.« Eilig führte er Chemo in eins der Schlafzimmer und schloss die Tür. »Okay«, fing er an. »Diese Geschichte auf Star Island.«
    »Na, erzählen Sie mal.«
    »Ganz unter uns, ich kann mir keine Überraschungen mehr leisten. All dieses Scheißdrama.«
    »Genau«, meinte Chemo.
    »Unerledigte Probleme, was auch immer. Ich versuche hier, ein Unternehmen zu führen.«
    »Sie haben schon genug, was Ihnen Kopfschmerzen macht«, pflichtete der Bodyguard ihm bei.
    Sie besprachen kurz die Einzelheiten. »Aber das darf sonst niemand wissen«, sagte Maury Lykes.
    »Ich hatte nicht vor, Einladungen zu verschicken.«
    »Wie hört sich fünfzig an?«
    »Als ob Sie mich verarschen wollen.«
    »Fünfundsiebzig«, hielt Maury Lykes dagegen. »Mein letztes Angebot.

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