Sternchenhimmel
gehalten und mit einer Schusswaffe bedroht worden war. Selbst nach Hollywood-Maßstäben würde seine Agentur mies dastehen, wenn sie versuchte, eine Klientin abzuzocken, die entführt und misshandelt worden war. Mit so einer Schlagzeile wollte man lieber nicht in Variety auftauchen. Darauf würde Ann Marcus hinweisen, falls er beschloss, wütend zu werden.
»Vielleicht gehe ich zurück nach L . A . und schreibe ein Drehbuch«, verkündete sie.
Bang Abbott kicherte höhnisch.
»Was gibt’s da zu lachen?«
»Sie«, antwortete er. »Sie geben mir echt den Rest.« Er legte die Kamera hin und fing an, die Linsen zu putzen. »Was Sie schreiben sollten, wenn das hier vorbei ist, ist Ihr eigener Wunschzettel, verstehen Sie? Die geben Ihnen, was immer Sie wollen, weil ihnen gar nichts anderes übrig bleibt. Und wenn sie zu blöd oder zu geizig sind, um Kohle rauszurücken, dann ziehen Sie eben die Daumenschrauben an. Wie? Überlegen Sie mal – irgendjemand gibt irgendjemandem einen kleinen Hinweis, und ganz plötzlich verbreitet sich das wie ein Lauffeuer: ›Cherry Pye benutzt eine Doppelgängerin!‹ Sie haben doch einen Blog, oder?«
Ann schnippte mit den Fingern. »Das war’s, was in meinem Leben gefehlt hat!«
»Fangen Sie einen Blog an«, riet Bang Abbott. »Seien Sie zuerst vorsichtig, aber machen Sie die Leute auf sich aufmerksam. Und halten Sie mich auf jeden Fall da raus.«
Sie lächelte. »Aber warum denn, Claude?«
Er kniete schwerfällig nieder, packte ihr Kinn und schob sein feuchtes rundes Gesicht bis auf wenige Zentimeter an ihres heran. Ann erschrak.
»Weil niemand diesen Teil der Geschichte glauben wird«, sagte er, »und niemand – nicht eine Menschenseele – wird sie bestätigen. Kapieren Sie denn nicht? Ihr Wort wird gegen meins stehen, und bis dahin hat Cherry meine Bilder gesehen und sich gar nicht mehr eingekriegt, weil sie noch nie so toll ausgesehen hat. Ich werde ein gemachter Mann sein, Prinzessin, und die Larks werden ein Statement in Umlauf bringen, dass Sie bloß …«
»Eine unzufriedene Exangestellte sind«, murmelte Ann durch zusammengebissene Zähne.
»Bingo. Mit emotionalen Problemen.« Sein Atem traf heiß und übelriechend auf ihre Wange. »Sie werden behaupten, Sie hätten die Entführungsstory nur erfunden, um Aufmerksamkeit zu bekommen und Ihrer eigenen lahmen Karriere auf die Sprünge zu helfen. Das wird so hässlich, dass Sie sich nie davon erholen werden.«
Ächzend erhob er sich. »Andererseits«, sagte er, »all die Monate, die Sie als Doppelgängerin hinter den Kulissen verbracht haben, das ist ein echtes Problem für die. Sie kennen bestimmte Daten und Orte, Details, die man anhand der Boulevardblätter nachprüfen könnte – was letzte Woche im Stefano passiert ist, zum Beispiel. Einer von den Pagen hat gesehen, wie die Cherry zum Küchenausgang rausgerollt haben, während sie in einen Eimer gekotzt hat. Glauben Sie, dieser räudige kleine Affe würde seine Story nicht für ein bisschen Taschengeld verkaufen? Und der ist auch nicht der Einzige. Wenn dieser Damm bricht, dann wären Cherry und ihre Crew muy angeschissen. Denken Sie mal darüber nach.«
Ann war widerwillig beeindruckt davon, dass der Paparazzo anscheinend alles bedacht hatte. Sie selbst war nie gut darin gewesen, Blut im Wasser zu wittern. Tief im Innern jedoch sträubte sie sich dagegen, eine schäbige Erpressung zu arrangieren.
»Ich will nur nach Hause und noch mal von vorn anfangen.«
Bang Abbott grinste höhnisch. »Das sagen alle.«
»Wissen Sie was, Claude?«
»Verschonen Sie mich. Ich muss kacken.« Er schlurfte ins Badezimmer und machte die Tür zu.
Ann legte sich auf den Rücken; die Handschellen klirrten gegen das metallene Bein des Bettes. Sie fragte sich, ob der Fotograf wohl ihr Kleines Schwarzes behalten hatte und ob es auch nur den Hauch einer Chance gab, es bis morgen reinigen zu lassen.
»Was ist das denn?«, fragte Cherry Pye.
»Ein Schweinetreiber«, antwortete Chemo. Er hatte das Gerät in einem Landwirtschaftsladen in Kissimmee gekauft, in derselben Woche, in der er auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden war. Es war ein Sabre-Six Hot-Shot mit Fiberglasschaft und vernickelten Kontakten. Er benutzte ihn für Jobs, die für den Rasentrimmer zu delikat waren.
»Sieht irgendwie abartig aus. Wie funktioniert das Teil?« Sie schlürfte einmal mehr ein Red Bull und lackierte sich die Zehennägel.
»Ich hab mir im Kopf eine Liste gemacht«, sagte Chemo.
Sie
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