Sternchenhimmel
Verlangen, die ganze Geschichte zu hören.
»Hallo«, sagte Chemo, ohne aufzublicken.
Ned Bunterman brach den Versuch des Händeschüttelns ab. »Ich bin Cherrys Dad.«
»Super. Geben Sie ihm was.«
»Was?«
Chemo ruckte mit seinem einen Daumen in Richtung des Pagen, der mit Ned Buntermans Koffer und einer Schlüsselkarte in der Tür wartete.
»Ach ja«, sagte Ned Bunterman und gab dem Mann einen Zehner.
Maury Lykes und die Larks waren bereits anwesend und sprachen mit gedämpften Stimmen in ihre Handys. Nachdem sie ihre Telefonate beendet hatten, setzten sich alle, um zu besprechen, was man Cherry Pye über das Fotoshooting erzählen würde. Eine der Lark-Schwestern überlegte laut, ob der Paparazzo nicht vorgeben solle, von Maxim zu sein anstatt von Vanity Fair. Die andere Lark-Schwester meinte, das spiele keine Rolle.
»Sie macht sich wirklich nicht viel aus Modezeitschriften«, stimmte Janet Bunterman zu.
»Oder ganz allgemein aus Zeitschriften«, setzte Cherrys Vater hinzu. »Kids in dem Alter lesen nicht viel.«
Chemo schielte über seine Sarah-Palin-Brille hinweg. »Das Etikett auf einem Pillenfläschchen kann sie verdammt gut lesen.«
»Kein Grund, gleich ausfallend zu werden«, sagte Ned Bunterman, obwohl niemand ihm beipflichtete.
Maury Lykes fand, es wäre nett, eine Zeitschrift auszusuchen, von der Cherry tatsächlich schon einmal gehört hatte.
»Oh, von der Vanity Fair hat sie gehört«, versicherte ihre Mutter. »Der Lindsay-Lohan-Artikel? Oh mein Gott!«
Die Larks nickten. »Cherry hat vollkommen am Rad gedreht«, meinte eine von ihnen. »Sie hat sich in den Fuß gebissen und nicht mehr losgelassen.«
»Sechs Stiche«, erinnerte sich Janet Bunterman.
Maury Lykes lächelte. »Perfekt. Sagen Sie ihr, sie kommt aufs Cover, genau wie Lindsay.«
»Sie kann sich selbst in den Fuß beißen?«, fragte Chemo.
Ein Teil des Plans machte Ned Bunterman Sorgen. »Irgendwann wird sie dahinterkommen, dass das Ganze nicht das war, was man sie hat glauben lassen.«
»Sie meinen, wenn sie die Glotze anmacht und Billy Bush davon reden sieht, wie sie mit vorgehaltener Waffe entführt und als Geisel festgehalten worden ist?« Maury Lykes zog die Luft durch die Nase. »Ja, sie könnte zwei und zwei zusammenzählen. Aber Sie und Ihre Frau werden sich mit ihr unterhalten, ehe wir die Story vom Stapel lassen, okay? Sagen Sie ihr, es ist alles in bester Ordnung. Sorgen Sie dafür, dass sie mitspielt.«
»Natürlich«, versicherte Ned Bunterman. »Aber manchmal …«
»Schaltet sie auf Durchzug? Ja, das wissen wir«, sagte eine der Larks. »Deswegen macht sie auch nur ein Medieninterview vor der Tournee. Wir haben da an Larry King gedacht.«
»Oder vielleicht Mario Lopez«, warf die andere Zwillingsschwester ein.
Für Ned Bunterman hörte sich das nach einem guten Plan an. Er und Janet würden das Coaching ihrer Tochter den Larks überlassen, die waren auf unsichere Kantonisten spezialisiert. »Wo steckt sie denn?«, fragte er.
»Ich geh sie holen«, sagte Chemo und stand auf.
Ned Bunterman unterdrückte ein Aufkeuchen; der Mann war die reinste Giraffe.
»Was gibt’s denn da zu glotzen?«, fauchte der Bodyguard und stakste auf das Schlafzimmer zu.
Gleich darauf kam er wieder heraus, Cherry Pye im Schlepptau. Sie trug ein auf links gedrehtes Schlauchtop, karierte Pyjamahosen und schwarze Lammfell-Ugg-Boots voller Teppichfusseln. Ihr Haar war zu einem schlaffen Pferdeschwanz zusammengebunden und gab das scheußliche Tattoo an ihrem Hals frei. Ihr Vater gab sich alle Mühe, sein Entsetzen zu verbergen; in natura sah die Tätowierung viel schlimmer aus als im Internet.
»Knuffel, du bist ein Anblick für die Götter«, gurrte er.
»Hi, Daddy.« Sie ließ sich von ihm auf die Wange küssen, ehe sie auf die Couch sackte.
Maury Lykes wandte sich an Janet Bunterman. »Ich lasse Ihnen die Ehre.«
Cherry setzte eine finstere Miene auf. »Was denn jetzt? Krieg ich irgendwie mal wieder Ärger?«
»Überhaupt nicht«, beteuerte ihre Mutter. »Wir haben für morgen was ganz Großes geplant.«
»Aber Tanny und ich gehen ins Seaquarium.«
»Wer ist Tanny?«, wollte Ned Bunterman wissen.
»Der Schauspieler, mit dem sie rumvögelt«, unterrichtete ihn Maury Lykes. »Spielt im neuen Tarantino-Film mit. Den nekrophilen Surfer.«
»Ich schwimme mit Killerwalen«, fuhr Cherry fort. »Tanny macht ein Video und stellt’s bei YouTube ein.«
Cherrys Mutter gluckste. »Ein andermal, Schatz. Du hast ein Fotoshooting
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