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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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anruft.«
    »Das neue Album ist angeblich totaler Schrott. Skantily Klad, alles mit K? Geht gar nicht.« Marcus Mink hielt sich an die eiserne Regel, um den heißen Brei herumzureden, solange es keine wunderbaren Neuigkeiten zu verkünden gab. »Vergessen Sie bloß nicht, mich während der Tournee anzurufen. Sie werden sicher einiges zu erzählen haben.«
    »Ich gehe nicht mit auf die Tournee. Ich bin fertig mit Cherry Pye«, sagte Ann.
    »Haben die Buntermans Sie etwa rausgeschmissen? Das können die nicht machen!«
    »Ich bin nicht gefeuert worden, Marcus. Ich kündige.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Nicht so wichtig«, meinte Ann. »Sagen Sie mir, was sonst noch zu haben ist.«
    Marcus Mink drehte sich mit seinem Stuhl und schaute aus dem Fenster auf einen leuchtend grünen Streifen des Westwood Village Memorial Park. Das einsame Promigrab, das er von hier aus sehen konnte, war das von Don Knotts; nur die hochrangigen Agenten hatten einen Blick auf Marilyns Gruft. Eines Tages würde Marcus auch so ein Büro haben.
    »Süße, ich fürchte, im Moment läuft nicht viel«, sagte er zu Ann DeLusia. »Ein paar Werbespots, vielleicht eine Soap Opera. Sie sprechen doch immer noch Spanisch, oder? Es ist echt brutal da draußen.«
    »Keine Filme?«
    »Oh, das Übliche.« Marcus Mink blätterte ein paar Drehtagsablaufpläne durch. »Muntere, aber dumme Empfangssekretärin. Dritte Nutte auf Barhocker. Schwangere Vampirtramperin.«
    »Mit Text?«, fragte Ann.
    »Nur ein paar Zeilen. Die Nutte wird auf einer Sonnenbank abgefackelt, also wollen sie einen ordentlichen Schrei.«
    »Ich kann den Golden Globe schon förmlich riechen.«
    »Hören Sie, ich weiß, dieser Cherry-Gig ist nicht gerade das Tollste auf Erden. Aber es ist eine feste Stelle, Annie, und Sie machen acht Scheine die Woche. Die meisten jungen Schauspielerinnen, ganz ehrlich, die würden auf diesem Zug mitfahren, solange es geht.«
    »Was ich auch getan habe«, erwiderte Ann. »Ach, übrigens? Janet hat auf Tausend erhöht, aber ich kündige trotzdem.«
    »Nein, nein, nein!« Marcus Mink trauerte um seine verlorene Vermittlungsprovision. Er fragte sich, was wohl passiert war, dass sie endgültig genug hatte. »Sie haben da etwas von einem Paparazzo gesagt?«
    »Machen Sie einfach Ihren verdammten Job«, fuhr sie ihn an und legte auf.
    Nachdem sie die Villa verlassen hatten, trafen sie sich drei Grundstücke weiter unter einem Banyanbaum auf dem gepflegten smaragdgrünen Rasen von Julio Iglesias. Die Larks hatten da eine Verbindung; sie hatten einen Freund eines Freundes des Latino-Frauenschwarms während eines Routine-Vaterschaftsklageskandals vertreten. Julios Villa auf Star Island wurde gerade renoviert, aber sein Team hatte gemeldet, dass Cherry Pyes Eltern sich gern, so lange sie wollten, im Garten aufhalten könnten, von dem aus man einen Blick auf die Biscayne Bay hatte. Seine bescheidene Hütte jedoch war tabu.
    »Ich habe diesen Kerl schon öfter gesehen.« Janet Bunterman meinte Abbott. »Er ist Teil der sabbernden Meute.«
    »So gefährlich sah der gar nicht aus. Mit dem wird Mr Chemo problemlos fertig«, befand ihr Mann. »Cherry passiert schon nichts.«
    Die Larks, die zu den Buntermans gestoßen waren, nutzten die Freiluftszene, um sich Zigaretten anzuzünden. Sie machten sich weniger Gedanken wegen Cherrys Fotoshooting als wegen des jüngsten Verschwindens von Ann DeLusia. Die Zwillinge wollten nicht recht glauben, dass es sich dabei um eine Entführung handelte.
    »Wieso sollte sie ihn ›Captain‹ nennen? Es sei denn, sie kennt ihn«, überlegte Lucy laut.
    »Genau das habe ich im ersten Moment auch gedacht«, meinte Janet Bunterman, »aber so redet sie doch mit jedem – Sie wissen schon, unsere freche, unerschütterliche Annie.«
    Ned Buntermans höhnische Einschätzung lautete: »Nie im Leben ist der Captain von irgendwas . Das ist ein waschechter Penner.«
    Lila schüttelte den Kopf. »Lucy hat recht. An der Geschichte ist was faul.«
    Für ihre Medienstrategie war es von entscheidender Bedeutung, dass Ann DeLusia sicher unter Verschluss war. Der Plan sah vor, ihr Schweigegeld zu zahlen und dann zu drohen, ihre künftige Karriere zu sabotieren, falls sie jemals etwas ausplauderte. Nach Ansicht der Zwillinge stellte eine ehrgeizige Schauspielerin eine viel größere Bedrohung dar als ein gerissener Straßenfotograf. Letzterer war im Grunde genommen ein einzelliger Organismus, angetrieben von Habgier und/oder Geilheit. Ann DeLusia war

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