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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Versuchen Sie’s zuerst im Spa«, sagte Lila Lark und ging Seite an Seite mit ihrer Schwester davon. Ned Bunterman fand, dass ihr Schritt und ihre Haltung etwas Paramilitärisches hatten, und er konnte sich nicht vorstellen, mit einer von ihnen (oder mit beiden) zu schlafen, trotz ihrer fein gearbeiteten Gesichtszüge.
    Er ging hinunter zu Julios Bootssteg, um einen Blick aufs Wasser zu werfen, das milchig trüb, aber trotzdem tröstlich war. Bald gesellte sich seine Frau zu ihm und schirmte ihre Augen hinter der extravaganten Sonnenbrille gegen die grelle Morgensonne ab.
    »Ich frage mich, wie es wohl da drüben läuft«, meinte Janet Bunterman und schaute zu der großen, im spanischen Stil erbauten Villa hinüber, in der ihre Tochter für einen Widerling posierte und glaubte, sie würde das Cover der Vanity Fair zieren.
    »Janet, wie zum Teufel ist es zu alldem gekommen?« Ihr Mann sprach nicht von ihrer Ehe, er sprach vom Geschäft.
    »Cherry ist eben ein Freigeist, Ned.«
    »Nein, sie ist eine Vollidiotin. Traurig, aber wahr, und wir beide wissen das ganz genau. Was in aller Welt sollen wir machen, wenn das hier schiefgeht?«
    »Das ist eben der Unterschied zwischen uns beiden«, bemerkte seine Frau. »Ich denke von Grund auf positiv.«
    Sie wurde von einer raschen Folge scharfer Knallgeräusche unterbrochen, die aus der Richtung von Tanner Dane Keefes Mietvilla ertönten.
    Cherys Mutter fuhr zusammen und schob sich hinter ihren Mann. »Chinaböller?«
    »Schüsse«, entgegnete Ned Bunterman. »So viel zum Thema positives Denken, Janet. Das war eine verdammte Knarre!.«

24
    Blondell Wayne Tatum alias Chemo kannte sich aus mit Problemfamilien. Seine eigenen Eltern hatten einer radikalen Sekte angehört, die rotes Fleisch, Monogamie und Einkommensteuern ablehnte, und sie waren bei einer ungeschickten Schießerei mit Bundespolizisten vor einem Postamt in North Dakota ums Leben gekommen. Klein-Blondell, damals erst sechs Jahre alt, kam zu einem Onkel und einer Tante, die ihrerseits auf der Flucht vor einer Anklage wegen Postbetrugs waren und sich mit moderatem Erfolg als amische Weizenfarmer ausgaben. Kein Wunder, dass Chemo sich mangels redlicher Vorbilder schon früh der Kriminalität zugewandt hatte.
    Nachdem er die Buntermans aus der Nähe erlebt hatte, war der Bodyguard nicht völlig frei von Mitgefühl für ihre berühmte Tochter. Mit Ned und Janet am Steuer hatte Cherry nie eine Chance gehabt. Obwohl Chemo erfreut darüber war, wie schnell sie ihre Sprache in Ordnung gebracht hatte, plante er dennoch keine weiteren Annäherungen. Er war nicht vom Tussi-Rettungsdienst; seine Mildtätigkeit erschöpfte sich darin, Cherry nicht umzubringen. Mehr war nicht drin.
    Ihr Gesang ließ allerdings Mordgelüste in ihm aufsteigen.
    I need a jealous bone, jealous bo-ooone
    In my body.
    It’s been too long, I’ve been so wronnngg
    To hold out.
    So, boy, don’t talk, just take a waaaalk
    To my party.
    They don’t need to know, need to kno-ooow
    What’s goin’ on.
    I need a jealous bone, jealous bo-oooone
    In my body.
    Want your jealous bone, jealous bo-oooone
    So come on!
    Es war ein furchtbares Gejaule, unmelodisch und gequetscht.
    Chemo trat zu Cherry Pye und sagte: »Halt den Rand.«
    Bang Abbott schob sich um ihn herum und knipste immer weiter. »Machen Sie Witze? Das ist doch eine Supernummer.«
    »Das ist die neue Single«, erklärte Cherry Chemo. »Herrgott, was hast du für ein Problem?«
    Sie saß rittlings verkehrt herum auf dem Stuhl und trug noch immer Anns Kleines Schwarzes. Ihr Stringtanga hatte dieselbe Farbe.
    »Das Video ist echt toll«, sagte sie und sang trotzig weiter. Chemo hielt ihr den Mund zu.
    Der Fotograf legte die Kamera hin und zog den Colt aus seiner schmuddeligen Hose. Chemo sah Patronen in der Trommel und fragte sich, wann der hinterhältige Scheißer das Ding geladen hatte.
    »Lassen Sie sie los«, befahl Bang Abbott mit zuckender Hand. Sein Mittelfinger, nicht der verpflasterte, kroch auf den Abzug zu.
    »Klar doch«, antwortete Chemo. Als er von Cherry zurücktrat, wirbelte er herum und schwang den Rasenschneider aus der Schulter seines verstümmelten Arms im Bogen aufwärts. Obwohl der Golftaschenbezug den Aufprall ein wenig dämpfte, bekam Bang Abbott trotzdem einen schmerzhaften Schlag auf die Rübe. Er kippte um und grunzte wie ein benommenes Warzenschwein.
    Chemo hob die 38er von den polierten Holzdielen auf und feuerte sämtliche Kugeln bis auf eine in ein Aquarell über dem

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