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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Als er sich wieder gefangen hatte, hatte Cherry sich bereits in Ann DeLusias schwarzes Cocktailkleid hineingewunden. Es passte ihr großartig.
    »Tanny hat ein paar Lortab-Pillen unter seinem Bett versteckt«, sagte sie.
    »Frühstück für Champions«, meinte Bang Abbott. »Später vielleicht.«
    Er setzte sie auf den Stuhl und klickte einen Ring der Handschelle um ihr Handgelenk. Das offene Ende ließ er herabbaumeln wie eine protzige Schmuckkette. Cherry kicherte. »Voll geil.«
    Chemo legte seine Zeitschrift weg und trat näher, um zu beaufsichtigen. Bang Abbott zeigte ihm den Colt und drehte die Trommel, so wie sie es in den alten Western immer machten. »Keine Angst«, sagte er. »Das Ding ist nicht geladen.«
    Der Bodyguard enthüllte seinen elektrischen Rasentrimmer und ließ dessen Überzug zu Boden fallen. Bang Abbott zuckte zusammen. »Hören Sie, Mann, Sie müssen lockerbleiben, sonst kann ich hier keine Wunder wirken.«
    »Ich hab das Lockerbleiben erfunden«, entgegnete Chemo und machte sich auf der Suche nach Kuchen oder Gebäck auf den Weg in die Küche.
    Nun war Bang Abbott allein mit Cherry, vollkommen allein. Überwältigt von einem Wirrwarr widerstreitender Gefühle, begann er zu hecheln wie ein Bernhardiner. Ein Schweißschwall durchnässte sein Hemd, als er neben dem Stuhl auf die Knie plumpste.
    »Ich muss dir was zeigen«, sagte er.
    »Okay.«
    Er gab sich Mühe, die Nikon ruhig zu halten, damit sie das Foto auf dem Display sehen konnte. »Oh ja«, quietschte sie, »an den Tag erinnere ich mich!«
    Es war eins der Selbstporträts, die sie mit seiner Kamera im Stefano gemacht hatte, das, auf dem sie schielte und die Zunge herausstreckte.
    »Warum?«, verlangte Bang Abbott zu wissen.
    »Warum was? Du meinst das Tattoo?« Ihre freie Hand hob sich an ihren Hals.
    »Nein, ich meine das Gesicht«, erwiderte er. »Das Gesicht, das du da machst. Was soll der Quatsch?«
    Die ehemalige Cheryl Bunterman starrte ihn voll kristallklarem Unverständnis an. Claude schien wirklich gekränkt zu sein.
    »Das war meine Kamera«, fuhr er mit hochrotem Gesicht fort. »Du hast gewusst, dass ich dieses grässliche Foto darauf finden würde, stimmt’s? Du musstest es wissen! Dann war das hier also irgend so ein rotziger kleiner Witz, oder? ›Auch wenn wir uns im Flugzeug dumm und dämlich gevögelt haben, so denke ich wirklich über dich, Arschloch.‹«
    »Äh«, war alles, was sie sagen konnte.
    Einer der Vorteile von unverdientem Reichtum und Ruhm bestand darin, sich niemals mit den verletzten Gefühlen anderer auseinandersetzen zu müssen. Derartige Pflichten wurden stets von anderen übernommen, um dem Star lästige Ausbrüche, Tränen und Vorwürfe zu ersparen. Entsprechend wusste Cherry nichts mit der befremdlichen Reaktion des Fotografen auf ihre Schielpose anzufangen, die doch nichts anderes als ein Gag gewesen war. Sie hatte keine Ahnung, wieso ihn das kränkte, wie es auch nur im Entferntesten mit ihrem wenig denkwürdigen Schnellfick in der Gulfstream zusammenhing oder was sie sagen sollte.
    »Das Bild war doch nicht für dich«, behauptete sie. »Das war irgendwie für niemanden.«
    »Blödsinn.«
    »Mann, Claude, da war ich wahrscheinlich total breit.«
    Er stand auf und holte tief und rau Atem. Sein Herz hämmerte so heftig, dass seine Schwabbelbrüste unter dem Bowlinghemd bebten. Was zum Teufel passiert hier mit mir?, dachte er.
    »Willst du wissen, wie breit ich war?«, fragte Cherry. »Ich hab sogar eins von diesen dämlichen Fotos auf MySpace eingestellt.«
    Bang Abbott grunzte. »Ja, das hab ich gesehen. Wenigstens hast du da die Zunge drinbehalten.«
    »Du warst auf meiner Seite?«
    »Ich sag doch, ich bin ein Fan.« Mit seiner Baseballkappe wischte er sich die Stirn ab. »Wieso hast du deine Titten da rausgeschnitten?«, fragte er.
    Cherry seufzte verärgert. »Das war nicht meine Idee, sondern Moms.«
    »Soll ich ehrlich sein?«, hörte Bang Abbott sich sagen. »Das Foto, das du da eingestellt hast, das war echt sexy.«
    Sie platzte vor Stolz. »Ich hab doch bloß voll vorm Badezimmerspiegel rumgeblödelt.«
    »Das können wir viel besser.«
    »Echt?«
    Eigentlich mochte der Paparazzo nichts, was ihn irgendwie an einen Strand erinnerte, aber die ultrasanfte Surfermusik, die aus den Lautsprechern drang, schien eine beruhigende Wirkung zu haben. Er spürte, wie sein Puls allmählich zur Ruhe kam und seine Konzentration zurückkehrte.
    »Ich kann dich so was von verdammt scharf aussehen

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