Sternchenhimmel
hatte. Und dann, gerade als es aussah, als würde sich alles zum Besseren wenden, war er von einem betrügerischen einarmigen Bodyguard angefallen worden, der ihm sadistisch das Arschfett mit einem Rasentrimmer bearbeitet hatte. Und was noch deprimierender war, Bang Abbotts ehrgeiziger Plan, die unvermeidliche Selbstzerstörung Cherry Pyes zu seinen Gunsten zu nutzen, war gescheitert. Die Gefallener Engel- Porträts, die er auf Star Island von der Sängerin gemacht hatte – seiner Meinung nach die besten Fotos seiner gesamten Laufbahn –, befanden sich in den Klauen des über zwei Meter großen, pizzagesichtigen Chemo, der ihm lediglich den namentlichen Bildnachweis und einen vagen Gewinnanteil versprochen hatte.
Und jetzt war auch noch Peter Cartwill am Telefon und versaute Bang Abbott das Abendessen. Der Fotograf hatte sich draußen vor dem News Café entspannt und ein paar Cheeseburger inhaliert, während er zugeschaut hatte, wie all diese bildschönen Zombies auf dem Ocean Drive vorbeigeschlendert waren. Er hatte den Chefredakteur des Eye angerufen, um ihm mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei und dass es nicht nötig wäre, seinen Laptop aus seiner Wohnung in Los Angeles zu holen.
»Zu spät. Unser Mann hat ihn gestern abgeholt, und er ist heute Morgen per FedEx angekommen«, erwiderte Cartwill. »Ihr Bildschirmschoner ist übrigens widerwärtig.«
»Aber ich habe euch doch gesagt, ihr sollt bis morgen warten!«, protestierte Bang Abbott. »Und erst loslegen, wenn ich bis Mittag nicht angerufen hätte.«
»Also wirklich, Claude. Sie enttäuschen mich.«
Cartwill hatte recht. Bang Abbott war eigentlich schlau genug, einem Boulevardredakteur nicht zu vertrauen.
»Sie sind ja ganz durcheinander«, fuhr Cartwill fort. »Ich mache mir Sorgen um Sie.«
»War ’ne harte Zeit.«
»Diese Bilder, Claude, also, ich muss sagen …«
»Sie haben sie also gefunden?«
Cartwills Glucksen klang flatterig. »Die Datei hieß ›Klokunstwerke‹. Irgendwie ist es unseren IT -Jungs gelungen, den Code zu knacken. Was spritzt sie sich da eigentlich – Heroin?«
Bang Abbott trank einen Schluck lauwarmes Pellegrino und hätte sich fast an der Zitronenschale verschluckt. Wenn diese Bilder jetzt veröffentlicht wurden, wäre Cherry Pyes Tournee erledigt, das Star-Island-Portfolio wäre wertlos, und, was am schlimmsten war, Chemo würde ihn mit diesem gottverfluchten Rasentrimmer zur Strecke bringen und ihn zu zweihundert Pfund dampfendem Hackfleisch verarbeiten.
»Sie dürfen die Fotos nicht rausbringen, Peter.«
»Und wieso nicht?«
»Das ist kompliziert«, stotterte Bang Abbott.
»Das sehe ich anders. Erinnern Sie sich noch an unser letztes Gespräch? Über das Foto, das Sie von Cherry gemacht haben, vor dem Viper Room? Das, für das wir sechs Riesen gezahlt haben?«
»Ich erinnere mich.«
»Nur dass Cherry in Wirklichkeit an dem Abend im Cedars in der Notaufnahme war.«
»Sie glauben dieser dämlichen Krankenschwester mehr als mir?«, empörte sich Bang Abbott hitzig.
Cartwills Tonfall zeigte eindeutig an, dass dies der Fall war. »Die Frau, die auf diesen Fotos an die Toilette gefesselt ist – sagen Sie die Wahrheit: Ist das wirklich Cherry?«
»Ha! Schauen Sie sich doch dieses abgedrehte Tattoo an.«
»Das haben wir getan, Claude. Unsere Jungs von der Digitalabteilung haben die Bilder vergrößert. Sie sagen, das sieht nach Henna aus.«
Bang Abbotts Bluetooth-Headset fiel ihm vom Kopf und landete in einer Ketchuplache. Er wischte es ab und schaffte es nach zwei Fehlversuchen, sich das Ding wieder ins Ohr zu haken.
»Außerdem fehlt da eine Sommersprosse«, sagte Cartwill. »Auf dem rechten Handgelenk.«
»Ist das Ihr verschissener Ernst?«
»Die Wahrheit, Claude, oder wir rühren nie wieder ein Foto von Ihnen an«, warnte Cartwill. »Wenn sich das rumspricht, fotografieren Sie für den Rest Ihres Lebens auf Kreuzfahrten und Bar-Mizwas.«
Es war eine leere Drohung; Bang Abbott war zuversichtlich, dass er seine heimlich aufgenommenen Promischnappschüse immer irgendwo an den Mann bringen könnte. Der Markt war bodenlos, im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings konnte er es sich in Anbetracht der deftigen Leasingraten für seinen Mercedes nicht leisten, bei gut zahlenden Zeitschriften und Revolverblättern wie dem Eye in Ungnade zu fallen, sosehr sie sich auch wegen der Authentizität ihrer Bilder anstellen mochten.
»Okay, Peter, Sie haben mich erwischt. Das auf diesen Fotos ist nicht Cherry.«
»Ah.«
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