Sternchenhimmel
besaß noch immer die Secondhandpentax, die er zusammen mit dem Billighandy in der Pfandleihe in Hialeah gekauft hatte. Was brauchte er mehr zum Überleben?
Unglücklicherweise waren die Kontaktdaten seiner besten Quellen in seinem verlorenen BlackBerry gespeichert, daher arbeitete Bang Abbott mit einer frisch rekonstruierten Informantenliste. Doch er machte sich keine Sorgen, er hatte schon öfter bei null angefangen.
»Na, schau mal, wer da ist!« Ein Mann, beinahe ebenso ungepflegt wie er selbst, stand breit grinsend neben seinem Tisch. Um seinen Hals hingen drei hübsche Leicas.
»Heute ist mein Glückstag«, brummte Bang Abbott.
»Alter, willst du mir nicht wenigstens einen Platz bei dir am Tisch anbieten?« Es war Teddy Loo. Er setzte sich auch so.
»Nimm dir ruhig ein paar Pommes«, bot Bang Abbott mürrisch an.
Teddy Loo hatte einen dürren Hals, einen ebenso breiten wie geschlitzten Mund und glitzernde, vorstehende Augen. Er sah aus wie ein magersüchtiger Ochsenfrosch. »Alles fit im Schritt, Claude?«
»Aber immer.«
»Bist du wegen Megan Fox hier?«
»Na klar«, log Bang Abbott.
»Ich hab gehört, sie wohnt im Standard.«
»Ha! Wer hat dir denn den Scheiß erzählt?«
»Wieso? Was hast du denn gehört, Alter?« Teddy Loo rümpfte die Nase und beugte sich vor.
»Im Clevelander, hundertpro«, erwiderte Bang Abbott. Er saugte sich das alles aus den Fingern.
»Scheiße, was riecht denn hier so? Mein Gott.«
»Magst du keine Auberginen?« Bang Abbott hatte nicht vor zuzugeben, dass er die Höhlen und Spalten seines Körpers mit einem Produkt namens »Axe Body Spray« besprüht hatte. Anns spitze Bemerkungen während ihrer Gefangenschaft hatten ihn dazu gebracht, seine liberalen Ansichten in Sachen Hygiene neu zu überdenken.
»Im Clevelander«, wiederholte Teddy Loo. »Bist du sicher?«
»Absolut.«
»Cool. Und die Party steigt immer noch Mittwochabend, richtig?«
»Richtig.«
»Im Pubes, hab ich gehört.«
»Ich hab gehört, im Mondrian, aber das ist eher unsicher.« Bang Abbott zwinkerte. Das hier würde ein großer Spaß werden. »Fotografierst du fürs Eye? « , fragte er Teddy Loo.
»Gut geraten. Und du?«
»Für den Globe. «
»Uargh.«
»Kann man wohl sagen.« Bang Abbott stand auf und klatschte einen Fünfzig-Dollar-Schein auf den Tisch. »Wir sehen uns an der Front«, sagte er zu Teddy Loo.
»Alles klar, Alter. Danke für die Info.«
»Kein Thema.« Bang Abbott lächelte, als er den Ocean Drive hinunterging. Es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, diese Idioten über den Tisch zu ziehen.
Es war so einfach wie Fahrradfahren.
27
Bevor sie von Bang Abbott entführt worden war, war das Schlimmste, was Ann DeLusia während ihrer Zeit als Cherrys Double passiert war, die Beerdigung von Nils Creosoto gewesen, einem Formel-1-Rennfahrer und internationalem Playboy, mit dem Cherry ein romantisches Verhältnis nachgesagt worden war. Was bedeutete, dass sie öfter als einmal mit ihm geschlafen hatte.
Wie es in der Promiwelt manchmal der Fall war, waren die Umstände von Nils Creosotos Tod banaler, als die Medien es gern gehabt hätten: Er wurde überfahren, als er am helllichten Tag auf der Bleecker Street unten im Village unachtsam die Straße überquerte. Schlimmer noch, er war zu diesem Zeitpunkt stocknüchtern und vollkommen bekleidet. Der Autofahrer, der Nils Creosoto niedermähte, war keine zornige Exfreundin oder ein neidischer Rennrivale, sondern ein unschuldiger nigerianischer Immigrant, der seit elf Jahren Taxi fuhr und sich nie etwas hatte zuschulden kommen lassen.
Die Polizei stellte fest, dass Nils Creosoto die alleinige Schuld an dem Unfall traf. Als er vom Bordstein auf die Fahrbahn getreten war, war er in eine Zeitung vertieft gewesen – genauer gesagt, in die New York Post, die bei dem Aufprall wie Taubenfedern in alle Winde verstreut wurde. Später wurde spekuliert (natürlich von der Post ), dass Nils Creosoto einen Artikel über sich selbst auf Seite sechs gelesen hatte, als er angefahren und tödlich verletzt worden war. Der Klatschartikel, mit einem Foto von ihm und Cherry Pye versehen, wie sie soeben das Morgan Hotel verließen, las sich wie folgt:
Nils Creosoto, knackiger schwedisch-griechischer Formel- 1-Pilot, tritt nicht mehr bei Schmollmund Mary Kate Olsen aufs Gas. Gestern Abend steuerte er seine neue Flamme Cherry Pye zu einem Yanni-Konzert im Garden und danach zu einer Ehrenrunde in seiner extralauschigen Suite.
Ein Freund von Creosoto
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