Sternchenhimmel
einen zerkauten grünen Faserklumpen in seine Cocktailserviette. »Fehlt hier nicht ein wichtiges Mitglied dieses Beraterstabs?«
»Ned ist bei Cherry. Ihre Kostümschneiderin schaut nach dem Abendessen vorbei.«
»Herrgott, ich rede doch nicht von Ned. Ich rede von Chemo«, knurrte Maury Lykes.
Er spießte eine Muschel von der Platte mit Appetithäppchen, warf einen Blick auf seine Rolex und fragte sich, ob auf Star Island vielleicht irgendetwas schiefgegangen war. Es erschien unwahrscheinlich, dass der riesige Bodyguard von einem Fettsack wie Bang Abbott überlistet oder überwältigt worden sein könnte, doch das Showbusiness hatte Maury Lykes gelehrt, sich auf gar nichts zu verlassen. Den Mord an dem Paparazzo zu arrangieren war nicht das Schlimmste, was der Promoter jemals für einen Star getan hatte, doch es brachte einige ungewöhnliche Risiken mit sich.
»Das Ding hier«, bemerkte er, während er auf der Muschel herumnagte, »schmeckt wie ein gebratener Tumor.«
»Versuchen Sie die Ponzu-Soße dazu«, riet Janet Bunterman.
»Was ist, wenn Abbott nicht einknickt?«, fragte Lucy Lark. »Diese Fixerfotos, die er von Ann gemacht hat, sind echt übel. Mit diesem grauenvollen Tattoo sieht sie genauso aus wie Cherry.«
»Diese Fotos werden nie an die Öffentlichkeit kommen«, stellte Maury Lykes klar. »Auf gar keinen Fall.«
»Und selbst wenn, das ist nicht das Ende der Welt.« Das kam von Lila und erwischte selbst ihre Schwester unvorbereitet. »Nein, im Ernst, ich habe darüber nachgedacht. Eine junge Frau mit Handschellen an die Toilette zu fesseln und sie zu zwingen, sich einen Schuss zu setzen – das würde doch zeigen, was für ein total abartiger Typ das war, oder? Und wie mutig Cherry war, sich nicht unterkriegen zu lassen und abzuhauen.«
Eifrig beugte Lucy sich vor. »Lila hat recht. Damit können wir arbeiten.«
»Wenn es sein muss«, ergänzte Lila. »Das, was da in der Spritze ist, muss ja kein Heroin oder Meth sein. Wir können immer noch behaupten, es war …«
»Koks«, schlug ihre Schwester vor.
»Klar. Oder vielleicht Ketamin.«
Maury Lykes massierte seine Nasenwurzel. »Mann, jetzt geht’s mir ja so viel besser.«
»Können wir bitte das Thema wechseln?«, fragte Cherrys Mutter.
Es klopfte an der Tür. Einer der Zwillinge stand auf und ließ Chemo herein. Er setzte sich zwischen Janet Bunterman und Maury Lykes aufs Sofa. Um Platz für seine Beine zu machen, trat er den Couchtisch weg.
»Also, wir haben alle geduldig gewartet«, sagte der Promoter. »Wie ging die Sache aus?«
Chemo rückte sein Toupet zurecht. Er bat um eine Diet Pepsi, und Lucy brachte ihm eine.
»Was war mit Abbott?«, drängte Maury Lykes. »Alles cool?«
Das war ein Codewort, auf das er und Chemo sich verständigt hatten – cool hieß »tot.«
»Die Pläne haben sich geändert«, sagte Chemo.
»Was soll das denn heißen?«, fragte Janet Bunterman. »Wo sind die Fotos von Cherry?«
Maury Lykes merkte, dass seine Füße zuckten, ein Anzeichen für starke Angstgefühle. Offensichtlich war der Fotograf noch am Leben, und die potenziellen Komplikationen waren zu grässlich, um darüber nachzudenken.
Chemo nahm seine Sarah-Palin-Brille ab und putzte die Gläser mit der Ecke einer Serviette. »Ich habe die beiden Kameras von dem Mann. Die Bilder sind auf den Speicherkarten.«
»Gott sei Dank«, seufzte Cherrys Mutter.
»Und wo sind die?«, fragte Lila.
»Ja, wir müssen sie so bald wie möglich sehen«, bekräftigte ihre Schwester.
Chemo setzte die Brille wieder auf und sagte: »Die Kameras sind an einem sicheren Ort.«
»Ich hab’s ja gewusst«, knurrte Maury Lykes.
»Genau. Die gehören jetzt mir.«
»Lassen Sie mich raten: Sie und Abbott haben sich geeinigt.«
Chemo zuckte die Achseln. »Viele Optionen hatte er nicht.«
Janet Bunterman sah verwirrt aus. Die Zwillinge, die diesen verschlagenen Persönlichkeitsaspekt des Bodyguards noch nie bemerkt hatten, waren gleichzeitig erschrocken und fasziniert. Doch sie wurden wieder einmal ignoriert.
Als Maury Lykes Chemo fragte, wie viel er für die Fotos haben wollte, lachte dieser. »Hinten anstellen.«
»Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich?«
»Abbott hat erstklassige Beziehungen.«
»Sekunde«, sagte Lucy Lark. »Reden Sie etwa von der Boulevardpresse? Unsere Entführungsstory kann nämlich nicht funktionieren, wenn wir nicht die Kontrolle über diese Bilder haben. Ohne die Fotos wird ihr niemand glauben.«
»Selbst mit den Fotos wird es nicht
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