Sternchenhimmel
behauptet: »Es wird allmählich ziemlich ernst. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.« Lucy und Lila Lark, die Power-Sprecherinnen von Cherry Pye, sagen, der unstete Popstar ist »bei bester Gesundheit und genießt das Leben. Sie mag Nils sehr gern.«
Es wird sich zeigen, ob er tatsächlich Le Man ist, oder lediglich ein weiterer kurzer Boxenstopp für den Wildfang Cherry.
Die ehemalige Cheryl Gail Bunterman war betrübt über den unerwarteten Tod von Nils Creosoto, jedoch nicht am Boden zerstört. Sie waren genau dreimal miteinander ausgegangen. Entgegen den Medienspekulationen war an ihrer Beziehung überhaupt nichts ernst gewesen. Autorennen langweilten Cherry zu Tode, und Nils hatte die unangenehme Angewohnheit, beim Sex Zwischengas zu geben. Ihr letztes Date war eine herbe Enttäuschung gewesen, denn Cherry war in der Erwartung in den Madison Square Garden gegangen, eine exotische Magiervorführung zu sehen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Yanni ein Musiker war.
Kurz nachdem Nils Creosoto von dem Taxi plattgemacht worden war, hatten die Larks in einer Massen-E-Mail verkündet, Cherry sei von der tragischen Nachricht »schockiert und völlig niedergeschmettert« worden. Tatsächlich war sie mit einem Pornostar namens Rod Harder auf dem Weg nach Steamboat Springs. Ein paar Tage später, als die Termine der Gedenkfeiern für Nils Creosoto veröffentlicht wurden, sagten die Zwillinge den Buntermans, Cherry solle bei der Beerdigung zugegen sein. Die Trauerfeiern böten eine Gelegenheit, ihre sensible, mitfühlende Seite zu zeigen, meinten sie. Als gramgebeugte Freundin aufzutreten konnte ihr Image nur verbessern – nur Witwe zu sein wäre noch besser, erklärten die Larks.
Doch Cherry war nicht beerdigungstauglich. Während sie also nach Los Angeles gebracht wurde, um sich dort ihrer üblichen halbjährigen Nasenscheidewand-Reparatur zu unterziehen, stieg Ann DeLusia in ein Flugzeug nach Europa. Ihr erster Stopp war Göteborg, der zweite Athen. In beiden Städten wurde jeweils die Hälfte von Nils Creosotos Asche aus einem mit Vollgas dahinrasenden Ferrari verstreut, gefolgt von schwermütigen Gottesdiensten, bei denen Ann in der ersten Kirchenbank höchstüberzeugend schluchzte und zitterte. Das war ja schon schrecklich genug. Schlimmer jedoch waren all die tröstenden Umarmungen seitens der trauernden Angehörigen des Rennfahrers, die (dank der globalen Mediensättigung durch die Larks) glaubten, Cherry sei seine Verlobte, das Licht seines Lebens. Am Ende der Reise hatte Ann kurz vorm Selbstmord gestanden.
»Soweit ich mich erinnere, durften Sie das Beerdigungskleid behalten«, sagte Cherrys Mutter.
»Das habe ich gespendet«, erwiderte Ann.
»Aber das war von Vera Wang!«
»Sehen Sie, Janet, genau das ist das Problem.«
Beide Seiten waren übereingekommen, sich auf Dinner Key an Bord einer Yacht zu treffen, die einem Produzentenfreund von Maury Lykes gehörte. Die Buntermans wurden von Chemo begleitet, der Cordhosen, echte Beatle Boots, eine braune Baskenmütze, seine Sarah-Palin-Brille und eine weite Lederjacke trug, die die Hülle seiner bedrohlichen Prothese verbarg. Ann hatte Skink mitgebracht, frisch eingekleidet mit einem blauen, taillierten Ermenegildo-Zegna-Nadelstreifenanzug und einer dazu passenden Augenklappe. Sie hatte ihn dazu überredet, sich seiner windschiefen, wenngleich festlich geschmückten Zöpfe zu entledigen, und sein haarloser, sonnengegerbter Schädel glänzte wie poliertes Teakholz. Die abgesägte Remington steckte in einer Converse-Sporttasche, die zwischen den nagelneuen Kenneth-Cole-Schuhen des Gouverneurs in Größe 48 auf dem Deck stand. Dieser Großstadtlook, der hier völlig fehl am Platze war, entfachte Janet Buntermans heimliche Sehnsucht, obgleich Anns Gefährte keinerlei Interesse an irgendjemandem außer ihr zeigte.
Selbst Chemo war anfangs verblüfft. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Schauspielerin mit einem eigenen Mega-Bodyguard aufkreuzen würde, und er kam sich ein bisschen schlecht angezogen vor.
»Annie, Sie waren eine echte Lebensretterin für uns«, beteuerte Cherrys Mutter. »Diese Creosoto-Geschichte – wie Sie gesagt haben, das ging weit über Ihre beruflichen Verpflichtungen hinaus. Immer wieder sind Sie für unsere Cherry in die Bresche gesprungen, wenn es hart auf hart gekommen ist.«
»Sie meinen, wenn sie mal wieder hart drauf war«, warf Ann ein.
Chemo lächelte in sich hinein. Die Kleine hatte Haare auf den
Weitere Kostenlose Bücher