Sternchenhimmel
der Welt einen Vorgeschmack zu geben. Und dann, sobald es ernst wird, lasse ich das Buchprojekt in New York zur Auktion gehen.«
»Sagen Sie mir noch mal, wieso ich Sie nicht einfach abknallen und mir die Kohle von Mr Lykes holen soll.«
»Weil ich Sie mit vierzig Prozent am Gewinn beteilige, und ich habe vor, den ganz dicken Reibach zu machen.«
»Ich sehe schon, Sie hatten noch nie einen Partner wie mich«, stellte Chemo fest.
»Na schön. Fünfundfünfzig.«
»Oder ich könnte Sie auch einfach plattmachen und die Bilder selbst verkaufen.«
Bang Abbott brachte ein bissiges Lachen zustande, was nicht leicht war, denn er hatte Todesangst. Sein Schließmuskel hatte sich zu Zeckengröße zusammengezogen.
An den Bodyguard gewandt, sagte er: »Sie wüssten doch nicht mal, wo Sie anfangen sollten. Die würden Sie voll über den Tisch ziehen, ich meine, die bescheißen Sie nach Strich und Faden. Mann, in diesem Geschäft gibt’s echt null Anstand.«
»Wirklich? Ich war mal im Hypothekengeschäft.« Chemo schälte sich eine Hautschuppe von der Größe eines Crackers vom Unterkiefer. »Da gibt’s nur Heilige und Chorknaben.«
Bang Abbott sah zu, wie der dünne Hautfetzen zu Boden schwebte. »Das wäre eine große Sammlung, so ein riesiger Luxusbildband«, setzte er hinzu und verdeutlichte mit den Händen die beeindruckenden Dimensionen.
»Und für wie viel würde das Ding verkauft werden?«, fragte Chemo.
»Neununddreißig, vierzig Dollar.«
»Sie spinnen ja, Kumpel. Niemand gibt so viel Geld aus, um sich Fotos von irgendeinem verkorksten Flittchen anzugucken, das noch nicht mal singen kann.«
»Und ob die das ausgeben werden«, widersprach Bang Abbott. »Wenn sie erst mal tot ist.«
Chemo fand die Idee mit dem Buch lachhaft, doch er glaubte sehr wohl, dass die eigenartigen Fotos unter den richtigen Umständen wertvoll sein könnten. Unglücklicherweise hatte Abbott in einem recht: Chemo hatte keinen blassen Dunst davon, wie man mit Zeitschriften und Boulevardzeitungen verhandelt. Dafür würde er den Paparazzo brauchen.
Er beugte sich vor, um das Bild auf dem Display der Kamera zu betrachten – Cherry in dem aufgeknöpften Polohemd und den Frosch-Boxershorts auf dem Balkon. Sie blickte über die Biscayne Bay hinweg zur Skyline von Miami hinüber. Die abgekauten Fingernägel der einen Hand zeichneten sacht den Zebra-Teil ihrer Tätowierung nach, während die andere Hand – die, die ans Geländer gefesselt war – ein Wegwerffeuerzeug umfasst hielt. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht hätte jemand, der sie nicht kannte, irrtümlich für eine Miene heftigen Nachsinnens halten können, doch Chemo wusste genau, dass sie lediglich scharf auf die nächste Zigarette war.
»Ich habe einen noch besseren Plan«, sagte er.
Bang Abbott schluckte einen Rülpser mit Olivengeschmack hinunter. »Darf ich den mal hören?«
»Sie dürfen am Leben bleiben«, erwiderte Chemo. »Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
26
Die verlockenden Tweets waren bereits unterwegs. Cherrys von Ghostwriterhand verfasster Blog war aufpoliert und startklar. Ebenso die Presseerklärung, in der die erfundene Entführung, ihre entwürdigende Gefangenschaft und ihre tollkühne Flucht geschildert wurden. Die Produzenten von Showbiz Tonight, Extra und ET waren auf einen Blockbuster-Tipp vorbereitet worden. Alles, was jetzt noch zu tun war, bevor die Lügengeschichte in die Welt gesetzt wurde, war, sich Ann DeLusias Stillschweigen zu sichern.
Zumindest dachten die Larks das.
»Annie hat das Hotel verlassen«, sagte Janet Bunterman. »Hat alle ihre Sachen mitgenommen.«
»Oh, die ruft schon noch an«, meinte Lucy.
»Das Mädchen ist doch nicht blöd«, fügte ihre Schwester hinzu.
Maury Lykes zog den Selleriestängel aus seiner Bloody Mary und biss ihm den Kopf ab. »Nur dass ich das richtig verstehe: Die Schauspielerin ist schon wieder weg?«
»Vorübergehend«, beschwichtigte Cherrys Mutter.
»Die Einzige, die diesen ganzen Schwindel aufdecken kann – das Double Ihrer Tochter.«
»Sie ist kein Double, Maury, sie ist bloß eine Vertretung.«
Der Promoter malmte geräuschvoll auf dem Sellerie herum. »Das ist doch wirklich unfassbar, verfluchte Scheiße. Ihr habt gesagt, ihr habt sie im Griff.«
Die Larks hätten die Stirnen in Falten gelegt, wenn sie gekonnt hätten. Für Ann DeLusia waren sie nicht zuständig.
»Sie hat eine Menge durchgemacht«, gab Janet Bunterman zu bedenken. »Sie kommt sicher bald zur Vernunft.«
Maury Lykes spuckte
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