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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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anscheinend erst vor kurzem dicht über den Haarwurzeln abgetrennt worden waren.
    Der Detective trat zurück und schaute zu den Fenstern des Hotels hinauf. Er sah nur eins, das offen stand.
    Ann DeLusia erstand ein Ladegerät für das mandarinfarbene BlackBerry sowie – mit einigem Bangen – ein Paar grüne Kontaktlinsen. Dann ging sie zu der Hennakünstlerin.
    »Warum noch immer dieses grässliche Ding da an deinem Hals?«, verlangte Sasha zu wissen. »Du hast versprochen, du schrubbst ab.«
    »Bald«, versicherte Ann. »Aber erst müssen Sie es noch einmal auffrischen.«
    »Nein, ist zu hässlich. Wer diese böse Gesicht soll sein?«
    »Ein berühmter Rocksänger. Bitte, Sasha, ich zahle Ihnen hundert Dollar.«
    »Aus Band Kiss, dieser Sänger? Sag mir sein Name. Oder Jam Pearl?«
    »Nein, das ist Axl Rose. Die Band heißt Guns N’ Roses.«
    »Und er malt sich an, dieser Mann, wie wildes Zebra?« Sasha richtete die Lampe auf Anns Tattoo aus und machte sich mit ihren Hennastiften an die Arbeit. »Diesmal kein Penis«, verkündete sie entschlossen. »Das für dich ist sehr verkehrt.«
    »Schön«, lenkte Ann ein. »Kein Penis.«
    Das Geld der Buntermans abzulehnen war leichter gewesen, als sie gedacht hatte. Sie wusste, dass die fünfzig Riesen ihr keine Freiheit gebracht hätten – ganz im Gegenteil. Nach dem, was mit dem Fotografen geschehen war, hatte Ann sich sauber und unwiderruflich von Cherrys Eltern lösen müssen. Ihre zaudernde Reaktion auf ihre Entführung zeigte deutlich, dass sie nicht gerade von Trauer überwältigt gewesen wären, wenn sie ums Leben gekommen oder nie wieder aufgetaucht wäre. Ann war kein rachsüchtiger Mensch, aber sie hatte eine boshafte Ader und ein Talent für Ironie. Außerdem war sie davon überzeugt, dass Cherry Pye sich bald versehentlich umbringen würde, wenn niemand auf die Bremse trat. Und das, fand Ann, könnte sie ebenso gut selbst übernehmen.
    »Dafür brauchen Sie nicht hierzubleiben«, hatte sie zu dem Gouverneur gesagt.
    »Doch, natürlich«, hatte er erwidert und war dann unters Bett gekrochen, um sich vor dem Zimmermädchen zu verstecken. Sie hatte ihn dort zurückgelassen, als sie sich auf den Weg zum Hennastudio gemacht hatte.
    In ihrer Handtasche meldete das BlackBerry ohne Pause zirpend Anrufe, SMS -Eingänge und Voicemail-Nachrichten. So hatte Ann auch herausgefunden, dass es Claude gehörte, obwohl ihr nicht ganz klar war, wie Cherrys Bodyguard es in seinen Besitz gebracht oder warum er es an sie weitergegeben hatte.
    Bisher hatte Ann nie begriffen, wieso die Paparazzi immer zufällig gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Nach dem Mobilfunkverkehr zu urteilen, der Claudes Handy glühen ließ, war sein Netzwerk aus fiesen Schnüfflern und Informanten umfangreich und wachsam. Während die Hennakünstlerin widerwillig ihr Tattoo auffrischte, scrollte Ann durch die letzten SMS , die eine ständig neue Momentaufnahme von Promiaktivitäten boten, von Küste zu Küste. Unwillkürlich musste sie an diese Websites denken, die anhand von Echtzeitradar jedes einzelne Flugzeug zeigten, das sich gerade in der Luft befand.
    In New York kuschelten Kate und A-Rod in einer Sitznische in der Gramercy Tavern.
    In Las Vegas zofften sich Becks und Posh in der Lobby des Bellagio.
    In Santa Monica joggten Tom und Gisele mit einem Rottweiler namens Ludwig am Strand.
    In Chicago weigerte sich Jennifer Lopez, in der Oprah Show aufzutreten, wenn sie ihren Zumba-Lehrer nicht mitbringen durfte.
    Und in Miami Beach schlich sich Tanner Dane Keefe gerade durch die Hintertür des Fillmore, für ein Mittagsschäferstündchen mit Cherry Pye, die dort wieder einmal für eine Comeback-Tournee probte.
    »Wahnsinn«, sagte Ann und klickte emsig weiter. Jede noch so winzige Info traf mit dem Namen (oder Spitznamen) des Tippgebers versehen ein. Wenn es mehr als einen Hinweis gab, variierten die Details oft. Bei einem Informanten hatten Khloe und Lamar soeben im National eingecheckt, während ein anderer sie im Metropole ortete.
    Sasha schaute von ihrer Zeichnung auf. »Ist nur Klatsch, nicht wahr?«
    »Das hier?« Ann tippte auf das Display von Claudes Handy. »Ja, es ist ziemlich schrecklich.«
    »Weißt du, wer ist Matt Damon?«
    »Klar.«
    »Weiß dein BlackBerry, wo steckt er? Ich würde gern kennenlernen.«
    »Ich fürchte, er ist verheiratet«, wandte Ann ein.
    »Scheiße«, knurrte Sasha. »Dann kannst du nachschauen für mich Owen Wilson?«
    Das Handy begann zu klingeln.

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