Sternchenhimmel
Normalerweise ließ Ann Claudes Voicemail anspringen, doch sie fühlte sich von Sasha inspiriert, die meinte: »Du gehst ran. Ich mache Pause.«
Am anderen Ende der Leitung verlangte ein unhöflicher Mann Geld.
»Hier ist Fremont Spores. Wo zum Teufel ist Abbott?«
»Er ist gerade nicht zu sprechen«, erwiderte Ann. »Ich bin seine Assistentin – kann ich Ihnen helfen?«
»Seine Assistentin. Das ist gut.« Fremont Spores klang mürrisch und beunruhigt. »Ja, Sie können Claudius fragen, wo er gestern war. Warum er nicht aufgekreuzt ist, so wie er’s gesagt hat.«
In ihrer beschwichtigendsten Sekretärinnenimitation beteuerte Ann: »Das tut mir wirklich leid. Hatten Sie einen Termin mit ihm?«
»Im McDonald’s an der Lincoln Avenue, wie immer. Aber er hat mich versetzt.«
»Nun ja, Mr Abbott hatte eine sehr hektische Woche.«
»Wer sind Sie?«, fragte Fremont. »Dieses schmierige Sackgesicht schuldet mir zweihundert Piepen.«
Ann dachte daran, wie Claude sie in den Kofferraum seines Wagens gesperrt hatte; ihre Fingerknöchel wiesen immer noch Spuren auf, weil sie versucht hatte, sich den Weg hinaus freizuprügeln. Und das mit den Handschellen – das war ebenfalls vollkommen inakzeptabel.
»Ich möchte Ihnen nicht allzu große Hoffnungen machen, Mr Spores«, sagte sie.
»Was?«
»Darauf, dass Sie Ihr Geld kriegen. Claude ist nicht gerade der ehrenhafteste Mensch der Welt.«
»Hören Sie, ich hab mich ihm gegenüber immer fair verhalten. Und jetzt pisst er mir wegen zwei lausiger Hunderter ans Bein?«
»Falls es Sie interessiert«, erwiderte Ann, »mir schuldet er auch etwas.«
»Wie viel denn?«
»Drei Tage meines Lebens.«
»Lady«, fauchte Fremont, »das ist nicht witzig. Ich muss meine Miete bezahlen.«
»Hey, ich hab da was, was Sie vielleicht interessiert.« Ann berichtete ihm von einer SMS , die vor einer Stunde gekommen war: heute abend party im pubes. megan fox. lil wayne. + kohle für mehr? es heißt, lindsay kommt vielleicht auch.
»Wenn Claude davon erfährt, wird er dort sein«, sagte sie.
Fremont wusste, dass die junge Frau recht hatte. Sie würden alle da sein, die ganze sabbernde Meute. »Heute Abend, haben Sie gesagt. Alles klar.«
»Vielleicht kriegen Sie Ihr Geld ja doch noch.«
»Irgendwas in der Art.«
»Oh, eins noch.« Ann spürte, wie Sasha, die Hennakünstlerin, sie in den Ellenbogen zwickte.
»Dann aber schnell«, sagte Fremont.
»Sie wissen nicht zufällig, ob Owen Wilson gerade in der Stadt ist?«
»Wenn er verhaftet wird oder vielleicht ein Auto zu Schrott fährt, werd ich’s erfahren. Soll ich Sie anrufen, wenn das passiert? Geht auf mich.«
Sasha hatte ihn gehört und nickte eifrig.
»Sie sind ein Schatz«, sagte Ann zu Fremont Spores, der daraufhin zweifelnd grunzte.
»Sie haben doch den Namen von dem Club mitbekommen, oder? Das Pubes.«
»Oh, ich hab’s mitbekommen. Keine Sorge.«
29
Chemo setzte Maury Lykes davon in Kenntnis, dass er beschlossen habe, die Schauspielerin nicht umzubringen.
»Behalten Sie Ihre verdammte Kohle«, sagte er zu dem Promoter.
»Genau das hat sie auch gesagt. Ist hier irgendwas in dem beschissenen Leitungswasser oder so?«
Maury Lykes machte sich Sorgen; er konnte sich nicht vorstellen, dass Ann DeLusia einfach still und leise von der Bildfläche verschwinden würde. »So langsam wundere ich mich ja über Sie«, knurrte er den Bodyguard gereizt an. »Erst kneifen Sie bei Abbott und jetzt bei der Kleinen.«
»Abbott kann ich benutzen. Die Kleine, die kann ich gut leiden.«
Sie saßen einander in Maury Lykes’ Limousine gegenüber, die mit laufendem Motor in der Auffahrt des Stefano stand.
»Aber sie kann alles kaputt machen«, gab der Promoter zu bedenken.
»Lassen Sie sie ja in Ruhe.« Chemo wusste nicht genau, warum, aber er wollte nicht, dass Maury Lykes einen anderen Attentäter auf Ann ansetzte. Absolut nicht.
»Wenn ihr irgendwas passiert«, sagte er, »dann finde ich Sie und häcksele Ihnen Ihren kleinen Affenpimmel bis zum Ansatz weg.« Um Maury eine Vorstellung davon zu geben, rammte Chemo den verhüllten Rotor seines Rasentrimmers in das Y, das Schritt und Schenkel des Promoters bildeten und das bereits vom fröhlichen Treiben mit den tschechischen Turnerinnen wundgescheuert war.
»Okay, ich hab’s kapiert!« Maury Lykes stieß die Prothese weg. Die Augen des Fahrers waren im Rückspiegel riesengroß wie die einer Puppe. »Wer macht gerade den Babysitter für Cherry?«
»Mom und Dad«, antwortete
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