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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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danach, einen Auftragsmord-Deal in Unfrieden enden zu lassen. Der Killer hatte es verdient, ganz vorn im Flugzeug zu sitzen, sich einen Vince-Vaughn-Film anzusehen und sich alles zu bestellen, was er wollte. Jackie Sebago war mit einem Ausrufungszeichen abgetreten und würde nie wieder die Früchte des Betrugs ernten. Shea kannte eine Anwaltskanzlei, die den Nachlass dieses Drecksacks aufspüren und die Testamentseröffnung um Jahre verzögern würde.
    Er rief sein Reisebüro an und sagte: »Lassen Sie alles stehen und liegen.«
    Die Polizeikollegen vor Ort waren gestresst, aber hilfsbereit. Sie gaben Detective Reilly einen Stadtplan und einen Stapel vor kurzem eingegangener Meldungen zu Zwischenfällen, die selbst für South Beach als unüblich galten. Er suchte die drei vielversprechendsten heraus und machte sich auf den Weg, die Zeugen aufzutreiben.
    Unglücklicherweise hatte der Mann an der Rezeption des Marriott ein Gedächtnis, das genauso betrüblich war wie sein Akzent. Er wand sich unter den Fragen, und seine Beschreibung des Eindringlings, der Marian DeGregorios Koffer in Brand gesteckt und ihren Malteser gestohlen hatte, änderte sich mehrfach, bis dieser nur noch eine vage Ähnlichkeit mit dem Herumtreiber aus Key Largo hatte, der Reillys Hauptverdächtiger war. Reillys nächste Station war die Wohnung einer Kellnerin, die am Strand vor sexuellen Übergriffen gerettet worden war. Ein anonymer Samariter hatte dafür gesorgt, dass die Möchtegernvergewaltiger jetzt Gipskorsetts trugen. Das Opfer berichtete Reilly, ihr rasender Retter habe einen rasierten Schädel gehabt und einen Trenchcoat getragen. Mehr hatte sie nicht zu bieten – sie hatte an jenem Abend getrunken, und am Schauplatz des Überfalls war es sehr dunkel gewesen. Schließlich versuchte Reilly, einen haitianischen Taxifahrer zu befragen, der den Diebstahl seines Taxis durch einen hochgewachsenen, schielenden Obdachlosen gemeldet hatte, doch das Treffen brachte nicht viel ein. Der Fahrer beharrte darauf, dass er sich geirrt habe; das Verbrechen sei nie passiert. »Er hat immer noch Angst, dass er ausgewiesen wird«, erklärte ein Miami-Beach-Detective Reilly, »auch nach siebenundzwanzig Jahren.«
    Die beiden Cops aßen kubanische Sandwiches, als dem Detective aus Miami Beach über Funk ein Vorfall gemeldet wurde. Irgendein großer Glatzkopf drehte unten auf der Collins Avenue am Rad. Reilly dachte bei sich, das sei zu schön, um wahr zu sein, aber zum Teufel, warum nicht? Sie eilten zu einem kleinen Hotel namens The Loft und drängten sich durch eine Schar erheiterter Zuschauer, die sich vor dem Gebäude versammelt hatte. Der Mann, der inmitten der Menge um eine Palme herumtanzte, war nicht der, hinter dem Reilly her war. Der Palmentänzer war zwar einigermaßen groß und hatte definitiv eine Glatze, außerdem jedoch war er schwabbelig, bleich wie eine Flunder und im Besitz zweier funktionsfähiger, wenn auch entzündeter Augäpfel.
    Nachdem er im Sittendezernat von Key West gearbeitet hatte, ein allnächtliches Festival törichten Betragens, ließ Reilly sich durch die Freakparade von South Beach nicht aus der Ruhe bringen. Daher wäre er auch nicht geschockt gewesen zu erfahren, dass der Mann, der da mit nacktem Oberkörper johlend ganz in der Nähe des Hoteleingangs herumwirbelte, ein angesehener Podologe aus Greenville in North Carolina war, ein Kirchenältester und Trainer einer Kinderbaseballmannschaft. Offenbar war er nicht hinreichend darüber informiert worden, welches die optimale Dosierung war, wenn man Ecstasy mit Xanax und Mojitos mischte. Sein Florida-Urlaub hatte sich jäh zum Schlechteren gewendet.
    Während Streifenpolizisten ihn im Kreis herumjagten, griff sich der benebelte Tourist aufs Geratewohl etwas aus dem Gras, das wie zwei bunte Kabelstücke aussah. Er begann, damit geräuschvoll über seinem Kopf hin und her zu peitschen. »Ich rette dich, Rapunzel!«, krähte er zur Fassade des Hotels hinauf. »Warte auf mich, meine Prinzessin!«
    Die Menge lachte; Reilly jedoch lachte nicht. Es gelang ihm, einen genauen Blick auf das zu werfen, womit der Mann da durch die Luft drosch: zwei silbergraue Haartaue, mit alten Schrotpatronenhülsen verziert. Die Cops legten den ausgeflippten Fußspezialisten mit einem Taser flach, zerrten ihm die Zöpfe aus den Fäusten und schmissen sie ins Gebüsch. Reilly wartete, bis der Mann fortgeschafft wurde und die Gaffer sich zerstreuten, ehe er die schmuddeligen Flechten einsammelte, die

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