Sternchenhimmel
Schätzchen«, versicherte Janet Bunterman.
Sie und ihr Mann hatten im Fillmore vorbeigeschaut, wo ihre Tochter gerade probte. Cherry stand in ihrer Garderobe vor dem Spiegel und betrachtete das Axl-Rose-Tattoo. »Findet ihr, er braucht einen Hintern?«, fragte sie. »Der Zebra-Teil, meine ich. Vielleicht sollte ich noch mal da hingehen und dem Typen sagen, er soll’s fertig machen.«
Ned Bunterman gab sich Mühe, nicht allzu peinlich berührt zu klingen. »Nein, Baby, das reicht vollkommen.«
Cherry war in voller Bühnenaufmachung – rote Spandex-Caprihosen, zehn Zentimeter hohe Stiletto-Pumps und ein von grellblau pulsierenden Neonschläuchen durchzogenes Neoprenbustier. Ihre Frisur war der von Greta Garbo in Menschen im Hotel nachempfunden, das Make-up ähnelte dem von Alice Cooper in seiner Python-Periode. Cherrys Vater hatte es längst aufgegeben, eigene Vorschläge zu machen.
»Setz dich mal hin, Kleines«, sagte er.
»Wozu denn?«
»Wir haben Neuigkeiten«, antwortete Janet Bunterman.
Cherry hielt sich die Ohren zu. »Nein danke. Heute nicht.«
»Schatz, bitte.«
»Warum tut ihr mir das immer wieder an? Mein Gott!« Cherry öffnete eine Dose Red Bull und ließ sich aufs Sofa plumpsen.
»Versprich mir, dass du dich nicht aufregst«, fing ihre Mutter an. »Es geht um das Vanity Fair- Cover.«
»Ja?«
»Nun ja … daraus wird nichts.«
Ned Bunterman zuckte zusammen, als Cherry die Dose gegen die Wand schleuderte. Der umherspritzende Schaum traf seine Frau mitten ins Gesicht.
»Komm, beruhige dich«, sagte er zu seiner Tochter. »Du hast doch immer noch die Us Weekly .«
Er traute sich nicht, ihr zu sagen, dass sie darin von der Titelstory zu einem Artikel weiter hinten degradiert worden war, wegen brandaktueller Neuigkeiten über die verstorbene Anna Nicole Smith. Den Platz auf einem Zeitschriftencover an eine tote Schauspielerin abtreten zu müssen war laut den Larks nur minimal weniger tragisch, als ihn wegen einer lebendigen Schauspielerin zu verlieren.
»Ich hasse euch, alle beide! Ihr seid die allerschrecklichsten Menschen der Welt!«, kreischte Cherry ihre Eltern an.
»Das reicht.«
»Und was ist mit Esquire ? Scarlett war letzte Weihnachten auf dem Esquire- Cover.«
»Bitte hör doch mal zu«, flehte ihr Vater.
»Details? Marie Claire? Herrgott noch mal, was erzählt ihr da?« Cherry riss sich die hochhackigen Schuhe von den Füßen und schmiss sie ebenfalls an die Wand. Wenn sie in Drugstores herumstöberte, ging sie stets die Zeitschriftenständer durch, um zu sehen, welche weiblichen Stars ihr Gesicht zeigen durften.
»Mom, sag mir, was passiert ist, sofort! Ich mein’s ernst!«
Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, schilderte Janet Bunterman die Situation. Schließlich hörte Cherry auf zu wüten und bemühte sich, die Fakten auf die Reihe zu bekommen.
»Also hat Claude gar nicht für die Vanity Fair gearbeitet?«
»Das Ganze ist kompliziert. Er hat versucht, uns zu erpressen«, erwiderte Ned Bunterman.
»Wow. Wir reden hier doch vom selben Claude, oder?« Cherry konnte es kaum fassen. »Wer hat sich denn diese abgefahrene Entführungsgeschichte ausgedacht? War das Lucy oder Lila?«
»Wir alle zusammen«, antwortete ihre Mutter.
»Und wie lange war ich eine Geisel? Ich meine, wenn die Leute mich fragen.«
»Sag einfach, ein paar Tage. Die Star-Island-Fotos sind übrigens fantastisch geworden. Nicht wahr, Ned?«
»Spektakulär«, bekräftigte Cherrys Vater, der genau wie seine Frau nicht eine einzige Aufnahme gesehen hatte. »Das wird eine Riesennummer. Gigantisch. Wir behaupten, der Kidnapper hätte sie an die Boulevardzeitungen geschickt.«
»Nachdem ich angeblich getürmt bin«, ergänzte Cherry.
»Genau.«
»Und wie hab ich das gemacht?«
»Du hast dich durch ein Kellerfenster gequetscht und bist in den Sumpf gerannt«, erklärte Janet Bunterman.
Cherry horchte auf. »Das ist ja voll geil. Gab’s da irgendwie auch Alligatoren und Bären und so was?«
»Schätzchen, wenn du das richtig hinkriegst, dann landet dein neues Album sofort auf Platz eins und die Tournee ist in null Komma nichts ausverkauft. So sieht’s aus.«
»Cool. Aber was ist mit der Polizei?«
Ned Bunterman klickte mit den Zähnen. »Ich fürchte, denen wirst du ein kleines Märchen erzählen müssen. Du hattest den Kerl vorher noch nie gesehen. Du weißt nicht, wie er heißt. Du hast keine Ahnung, wo er dich gefangen gehalten hat. Es war dunkel, als du entkommen bist. Du bist einfach immer
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