Sternchenhimmel
gewandt. Ein untersetzter Zivilist saß hinter dem Lenkrad; sein von einer Baseballkappe bedeckter Kopf war zur Seite gekippt. Cherry ging hin und klopfte mit den Fingernägeln auf den Kofferraum, worauf der Fahrer so erschrak, dass er sich versehentlich sein Bluetooth-Headset aus dem Ohr riss.
Als er das Fenster herunterließ, fragte sie: »Können Sie mich mitnehmen?«
»Mich auch«, meldete sich Methane von hinten.
Der Mann fragte, wo sie hinwollten.
»Nach Holmby Hills«, antwortete Cherry. »Und dann nach Burbank.«
»Hey, und was ist mit dem Strand?«, fragte Methane.
Der Fahrer musterte Cherry neugierig. »Sie meinen den Flughafen in Burbank?«
»Wenn’s nicht zu viele Umstände macht, ich zahl auch das Benzin.«
»Kein Problem.«
»Ich hab da ein voll wichtiges Meeting in Miami.«
»Klar. Steigen Sie ein.«
Cherry Pye glitt auf den Beifahrersitz. »Schicke Kiste. Ist das die neue C-Klasse?«
»S«, sagte der Fahrer.
»Echt super.« Ganz schön teure Karre, um nach Pommes zu müffeln, dachte Cherry. Der Typ kam ihr bekannt vor, aber sie konnte sein Gesicht nicht einordnen.
Methane klopfte ans Seitenfenster des Mercedes. »Die hintere Tür ist zu, Kumpel.«
»Fahren wir«, sagte Cherry.
»Was ist mit Ihrem Freund?«
»Hat ’ne Vollmacke, ich meine, so richtig. Fahren Sie einfach los.«
»Geht klar.«
»Hey, Cherish «, brüllte Methane giftig. »Sag ihm, er soll die Scheißtür aufmachen.«
Sie machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, als sie davonrasten und den Schlagzeuger fuchtelnd mitten auf der Straße stehen ließen. Cherry bedachte den beleibten Fahrer mit einem hinreißenden Lächeln und sagte: »Danke. Ich heiße Cherish.«
»Ich weiß, wer Sie sind.«
»Echt?« Sie warf einen raschen Blick über die Rückenlehne und entdeckte eine große Kameratasche und einen Feldstecher zwischen den McDonald’s-Tüten. »Oh Scheiße, das kann doch nicht wahr sein.«
Der Mann streckte ihr eine schmierige Hand hin. »Claude Abbott. Riesenfan.«
5
Der Absturz des Immobilienmarktes hätte für Jackie Sebago zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Der privilegierte Kreis seiner Investoren hatte zusammen mehr als neun Millionen Dollar in Jackies Eigenheimprojekt gesteckt. Um ihre Bedenken zu zerstreuen, hatte die Sebago Isle Limited Partnership, LLC , die Investoren zu einer luxuriösen Einkehr im exklusiven Ocean Reef Club auf North Key Largo eingeladen, einem legendären Zufluchtsort für reiche, verdrießliche Weiße. Auf der Erholungsagenda standen Tennis, Golf, Hochseeangeln, Pilateskurse, Warmsteinmassagen, ein Privatkonzert von Michael Bolton und – falls nötig – eine Besichtigungstour des Baugrundstücks, das nur ein paar Kilometer südlich des Clubs an der County Road 905 lag. Die Tour würde kurz sein, da erst zwei Fundamente gegossen waren.
Jackie Sebago plante, die Investoren sich tagsüber vergnügen und sie dann die ganze Nacht saufen zu lassen, um so die Gelegenheiten für bohrende finanzielle Fragen zu minimieren. Jackie hatte ihr Geld genommen und vier Grundstücke zu je 4040 Quadratmeter gekauft, auf denen er insgesamt vierundzwanzig Luxusreihenhäuser zu bauen gedachte, in Gehnähe zum Atlantik. Die Grundstücke allein hatten vier Millionen gekostet; anstatt sich mit einer neugierigen Bank herumzuschlagen, hatte Jackie mit Bargeld aus der Investoreneinlage gezahlt. Die restlichen fünf Mille hatte er sich selbst unter den Nagel gerissen und es vorgezogen, die stufenweise geplanten Baumaßnahmen mit künftigen Anzahlungen begeisterter Käufer zu begleichen. Es war ein klassischer Florida-Schwindel, der wunderbar funktionierte, solange reichlich wohlhabende, arglose Kunden vorhanden waren. In einem brachliegenden Markt war es allerdings der sichere Weg in die Katastrophe.
Widerstrebend hatte Jackie die zweihundertfünfzig Riesen, die der Spaß im Ocean Reef kosten würde, seinem eigenen Geheimvorrat in Luxemburg entnommen. Aufgrund einschlägiger Erfahrungen ging er davon aus, dass ein Wochenende der sonnengesättigten Exzesse jegliche aufkeimende Revolte abwürgen würde. Acht der Investoren hatten zugesagt; alle würden entweder die Ehefrau oder eine Geliebte mitbringen. Jackie empfing sie an der Gepäckausgabe des Miami International Airport und geleitete sie nach draußen zu einem exklusiven Minibus mit Satellitenfernsehen und gut bestückter Bar. Je schneller sie abgefüllt waren, dachte er bei sich, desto besser.
Dennoch war die Atmosphäre auf der
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