Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Fahrt zu den Keys angespannt. Einer der Investoren, ein junger Hedgefonds-Hai namens Shea aus Providence, lehnte alles Hochprozentige ab und setzte Jackie lautstark mit Fragen zu, die dieser nicht zu beantworten geneigt war. Der Mann schlug einen anklagenden Ton an, der seinen Gastgeber erschreckte; vergeblich wartete er darauf, dass die anderen Investoren sich zu Wort meldeten, um seine Rechtschaffenheit zu verteidigen. Stattdessen verstummten sie bis auf eine gelegentliche, an ihre Begleiterinnen gerichtete halblaute Bemerkung und lauschten mit beklemmend ernsten Mienen Sheas nasalem Verhör. Jackie Sebago konnte jedes Mal die Eiswürfel in ihren Gläsern klirren hören, wenn der Bus über einen Straßenbuckel fuhr.
    Der strittige Punkt war der Restbetrag des Investorenguthabens und was damit gemacht wurde. Als Jackie Shea versicherte, das Geld würde sicher in Kalifornien verwahrt, besaß der arrogante Schnösel die Frechheit, diese läppische Lüge zu hinterfragen, indem er den Namen der Bank und die Kontonummer wissen wollte. Jackie gab sich gekränkt und bot Shea an, ihm seine gesamte Investmentsumme zurückzuüberweisen. Dabei zückte er sein Smartphone, als wolle er die Überweisung sofort in die Wege leiten, und war einigermaßen geschockt, als Shea keinen Rückzieher machte. Tatsächlich warteten alle im Bus gebannt, ob Jackie ernst machen würde. Es war grauenhaft – niemand ergriff das Wort, um ihm aus der Klemme zu helfen.
    Mit wachsender Furcht spielte Jackie auf Zeit, indem er so tat, als suche er in seinem Telefonverzeichnis nach der Privatnummer des Bankers. Was für ein beschissener Anfang für einen Floridaurlaub, dachte er. Diese undankbaren Schweine hatten es nicht verdient , von Mr Michael Bolton ein Ständchen gebracht zu bekommen.
    »Wo ist denn das verdammte Problem?«, fragte Shea.
    Jackie scrollte emsig weiter. »Ich dachte, ich hätte die Nummer in meinem Telefonbuch, aber sie ist wohl auf meinem anderen Handy.« Mit großer Geste schaute er auf seine Armbanduhr. »Und überhaupt, Scheiße, in L . A . haben die Banken gerade zugemacht.«
    »Dann überweisen Sie eben per E-Mail«, sagte Shea.
    »Was genau wollen Sie eigentlich andeuten?«, fragte Jackie, als wüsste er das nicht. Das Ganze war ein Albtraum – was, wenn jetzt alle ihr Geld zurückhaben wollten?
    Genau in diesem Moment trat der Fahrer wie durch ein Wunder mit aller Kraft auf die Bremse. Der Bus schwenkte heftig zur Seite und kam dann ruckelnd zum Stehen. Jackie eilte den Mittelgang hinauf, hochbeglückt darüber, einen Grund zu haben, vor Sheas Inquisition zu flüchten.
    Der Busfahrer umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen. »Verdammt, beinahe hätte ich sie erwischt«, japste er und zeigte auf eine junge Frau, die im Licht der Scheinwerfer am Straßenrand winkte. Sie trug strassbesetzte Flipflops und ein dünnes, schwarz-weiß kariertes Wickelkleid.
    »Alle Mann hierbleiben«, wies Jackie Sebago seine Investoren dramatisch an, die eher verärgert als besorgt aussahen. Jackie betrachtete die verletzte Fußgängerin als göttliche Fügung und sprang mit einem Satz aus dem Bus.
    »Gott sei Dank, dass Sie angehalten haben«, stieß die junge Frau hervor.
    »Was ist denn passiert? Sind Sie okay?« Jackie stellte fest, dass sie ziemlich attraktiv war, selbst mit einer geschwollenen Lippe.
    »Es ist schrecklich«, stammelte sie. »Ich kann es gar nicht beschreiben. Er hat mich gezwungen, mich in dieses … eklige alte Teil hier zu wickeln.« Angewidert schnippte sie mit dem Finger gegen das seidige Kleidungsstück.
    »Was ist das?«
    »Das ist von irgend so einem bescheuerten Autorennen.«
    »Die Zielflagge?«
    »Ja, der Typ ist echt krank.« Die Frau schlug nach einer Mückenwolke.
    Jackie Sebago fand eigentlich, dass sie so in eine Zielfahne gewickelt zum Anbeißen aussah, doch er verkniff sich dieses Kompliment klugerweise. »Soll ich den Rettungsdienst rufen?«
    »Bringen Sie mich zuerst hier weg, okay? Jetzt gleich.«
    Die Frau machte einen Schritt auf den mit laufendem Motor wartenden Bus zu. Jackie verstellte ihr den Weg. »Aber wir fahren in die andere Richtung, zum Ocean Reef Club.«
    »Ist egal. Hauptsache, weg hier.«
    »Wie heißen Sie denn, meine Liebe?«
    »Annie«, antwortete die Frau.
    Sie folgte Jackie Sebago die Stufen hinauf in den Bus. Er erklärte dem Fahrer, dass sie medizinische Hilfe bräuchte und dass sie mit ihnen zum Club fahren würde.
    Von hinten rief Shea: »Was zum Teufel ist denn

Weitere Kostenlose Bücher