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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Sie sich hinter die Ohren schreiben, Fräulein – lassen Sie niemals gutes Fleisch umkommen.«
    »In meiner Handtasche ist Aspirin«, sagte Ann.
    »Natürlich.«
    »Und ein Handy ist auch da drin.«
    Er kam nur mit dem Aspirinfläschchen zurück und klopfte drei Pillen auf ihre Handfläche. Sie schluckte sie alle auf einmal und sagte dann: »Ich sollte wirklich zum Arzt.«
    »Manche Leute nennen mich Skink«, sagte der Mann. »Oder Captain. Kommt ganz darauf an.«
    »Leben Sie hier draußen?«
    »Ihr Auto ist abgesoffen – ich übernehme die volle Verantwortung. Hier, probieren Sie mal.«
    Die Krokodilfleischstücke schmeckten durchaus passabel, stellte Ann fest. Wie zu lange gekochter Fisch.
    »Ich dachte, ich wäre in irgendwelche Bäume gekracht«, sagte sie.
    »Sie sind direkt durch sie durchgefetzt, wie eine Rakete«, sagte der Mann. »Sind verkehrt rum in einem Wasserlauf gelandet.«
    »Heilige Scheiße!« Ann schauderte bei dem Gedanken, wie dicht sie vor dem Ertrinken gewesen sein musste. Nichtsdestotrotz kam es ihr merkwürdig vor, dass ihre Kleider und ihre Taschen gar nicht feucht waren. »Bitte bringen Sie mich zum Arzt.«
    »Sie werden schon wieder.« Sein Lächeln erwischte sie kalt. Für einen Obdachlosen hatte er unglaubliche Zähne, so weiß und ebenmäßig. Und es waren auch noch alle vorhanden.
    »Die Lage ist folgende, Miss Ann DeLusia«, sagte er. »Ich kann Sie im Moment nicht gehen lassen.«
    »Was?« Sie glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ich brauche Ihre Hilfe bei einem Projekt«, erklärte er.
    Sie stellte ihren Teller hin. »Captain, hören Sie auf. Sie machen mir Angst.«
    »Wenn das vorbei ist, kümmere ich mich sofort um Ihre Weiterreise – versprochen«, sagte er. »Aber Sie werden eine Weile hier bei mir bleiben müssen.«
    Anns Hände zitterten. »Großer Gott, sind Sie übergeschnappt? Das ist Kidnapping!«
    »Ich bedauere die Unannehmlichkeiten wirklich außerordentlich«, beteuerte der Mann namens Skink. »Wie wär’s mit gebratenen Bananen?«
    Der Drummer der Poon Pilots hieß Methane Drudge. Er weigerte sich zuzugeben, dass dies nicht sein richtiger Name war. Der Gruppenleiter maßregelte ihn behutsam: »Wir werden keine großen Fortschritte machen, solange du nicht den Weg der Aufrichtigkeit einschlägst.«
    »Tja, also, du kannst den langen, haarigen Weg in meinen Arsch einschlagen. Wie wär’s damit?«, erwiderte Methane Drudge.
    Cherry Pye verdrehte die Augen und dachte: Noch so ein Billigrocker mit Ausverkauf-Tattoos. Wie langweilig. Laaangweeeiiillllig!
    Der Gruppenleiter ließ nicht locker. »Methane, du bist freiwillig nach Rainbow Bend gekommen, wie alle anderen in diesem Zimmer. Du hast ein Gelöbnis unterschrieben, es mit diesem unserem Weg zu versuchen, weißt du noch?«
    Methane lachte heiser. »Alter, da war ich total auf China White, ich war vollkommen breit. Ich hätte einen Pfandschein für meine dreizehnjährige Schwester unterschrieben.«
    »Arschloch«, sagte Cherry Pye. Genau das war der Grund, warum sie nie mit Drummern oder Bassisten schlief.
    Es war eine kleine Gruppe, nur sechs Patienten und der Therapeut. Cherry erkannte ein paar der anderen Süchtigen von ihren früheren Entzügen her wieder. Eine junge Frau war dank einer Nebenrolle in einer beliebten Kabel-Sitcom fast ebenso berühmt wie sie selbst. Die Frau spielte die dauergeile Nachbarin einer gestressten Mutter, die schuftete, um die Zahnarzthelferinnen-Schule zu bezahlen.
    »Gesundwerden basiert darauf, sich wirklich zu kennen, und wir können uns nicht wirklich kennen, solange wir unsere Fassade nicht ablegen. Deswegen benutzen wir hier in Rainbow Bend unsere richtigen Namen. Wir kommen im Laufe der Diskussion noch mal auf Methane zurück. Cheryl, möchtest du dich gern mittteilen?«
    »Eigentlich nicht.« Cherry hasste es, Cheryl genannt zu werden.
    »Bitte.« Der Gruppenleiter war neu in der Klinik. Dafür, dass es sich um eine solche Edelklapse handelte, hatte Rainbow Bend ein erhebliches Personalproblem. Anscheinend war es gar nicht so einfach, Therapeuten zu finden, die eine Kundschaft aus verwöhnten Showbusiness-Blindgängern ertragen konnten, egal für welches Honorar.
    »Cheryl, bitte fang an«, drängte der Gruppenleiter abermals.
    »Na schön, von mir aus.« Cherry hatte das alles schon Dutzende Male mitgemacht, aber trotzdem hätte sie für eine Zigarette gemordet. »Okay, also, es läuft gerade alles total klasse. In ein paar Wochen kommt eine neue CD von mir raus, die ist

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