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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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los?«
    »Diese junge Dame ist verletzt. Wir nehmen sie mit«, verkündete Jackie. Er hatte ein sehr gutes Gefühl dabei, der Frau zu helfen. Ihre auffällige Gegenwart garantierte, dass während der restlichen Fahrt nicht mehr von Bilanzprüfungen oder Treuhandkonten geredet werden würde.
    Eine der Ehefrauen erkundigte sich bei Annie, was in aller Welt denn bloß passiert sei.
    »Es war furchtbar, einfach furchtbar«, antwortete Annie schaudernd. »Ich kann nicht darüber reden.«
    Jackie wies den Busfahrer an loszufahren.
    »Oh nein, warten Sie!«, stieß Annie hervor. »Ich hab was vergessen.«
    Sie hüpfte aus dem Bus und verschwand im Schatten der Mangroven. Jackie Sebago spähte beklommen aus dem Fenster. Zu den ungeduldigen Fahrgästen sagte er: »Keine Sorge, sie kommt gleich wieder.«
    Die junge Frau kam wirklich kurz darauf zurück, doch sie war nicht allein. Ein angegrauter Riese mit klappernden rot-grünen Zöpfen betrat ruhig hinter ihr den Bus. Seine Augen schienen zu schielen, und bis auf einen Trenchcoat und eine schlecht sitzende Duschhaube mit verblassten Schmetterlingen darauf war er nackt. Der Mann hatte seinen gebräunten Körper rasiert und sich in eindeutiger Eingeborenenmanier mit Theaterschminke bemalt.
    Jackie tastete nach seinem Handy, doch es war zu spät. Als der Fremde eine abgesägte Schrotflinte hob und sie ihm an den Kopf hielt, war Jackie tatsächlich erleichtert, einen der Investoren rufen zu hören: »Nicht, Mister! Der hat unser ganzes Geld!«
    Die Frau namens Annie nahm Jackies Handy in Gewahrsam. Dann ging sie mit einem schmutzigen Kissenbezug den Gang hinunter, sammelte sämtliche weiteren Telefone ein und sagte dabei: »Es tut mir ja so leid. Er ist einfach unmöglich.«
    Mit zitternder Stimme flehte der Busfahrer den Fremden an, ihn nicht zu erschießen. Der Mann bedeutete ihm loszufahren.
    »Was wollen Sie?«, blökte Jackie Sebago. »Ist das hier so eine Art Raubüberfall?«
    »Schön wär’s für euch«, brummte der Mann mit den Zöpfen.
    Janet Bunterman rief Maury Lykes an, um ihm die schlechte Nachricht zu überbringen. »Cherry ist aus Rainbow Bend getürmt, über die Mauer.«
    »Herrgott noch mal.«
    »Sie hat eine G5 gechartert und ist nach Miami zurückgeflogen.«
    »Mit wessen Geld?«, fragte Maury Lykes.
    »Es war noch ein Passagier in dem Flugzeug. Wir glauben, dass es der Drummer von den Poon Pilots war – er ist zur selben Zeit aus der Klinik verschwunden wie Cherry.«
    »Wunderbar. Sie hätte wohl nicht mit dem Leadsänger durchbrennen können? Irgend so einem sensiblen Surfertyp mit Waschbrettbauch, den jeder Teenie in ganz Amerika bumsen möchte? Nein, Ihre Tochter fährt auf den spillerigen, untalentierten Drogenfreak mit der vergammelten Fressleiste ab.« Maury Lykes seufzte säuerlich. »Was für eine rührende Liebesgeschichte, Janet. Ich kann’s kaum erwarten, sie in der Boulevardpresse zu lesen.«
    »Glauben Sie, Ned und ich finden das toll?«
    Maury Lykes sagte, er würde die Buntermans auf jeden einzelnen Dollar verklagen, den sie besaßen, wenn Cherry Pye vor der großen Konzerttournee mit Heroin anfing.
    »Das würde sie niemals tun!«, sagte Janet Bunterman. »Und selbst wenn, können wir das so regeln, dass das hinhaut.«
    »Wie bitte?«
    »Schauen Sie sich doch mal all die großen Musiker an, die irgendwas genommen haben und nicht gestorben sind. Clapton, Keith Richards, David Bowie – ich meine, kommen Sie schon, Maury! Lassen Sie uns doch nicht gleich automatisch davon ausgehen, dass die Situation nicht beherrschbar ist.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte langes Schweigen. Schließlich sagte Maury Lykes: »Janet, wehe, wenn Sie nicht in der nächsten verdammten Maschine nach Florida sitzen. In der Zwischenzeit habe ich vor, Ihre idiotische Tochter ausfindig zu machen und sie an die Leine zu legen.«
    »Und wie?«
    »Dieser Typ, von dem ich Ihnen erzählt habe. Der neue Lev.«
    »Aber wir hatten doch noch gar keine Zeit für ein Vorstellungsgespräch«, beschwerte sich Janet Bunterman. »Bei so was muss man doch bestimmte Abläufe einhalten, Maury. Noch ist er nicht offiziell angestellt.«
    »Betrachten Sie’s als offiziell«, erwiderte Maury und legte auf.
    Janet Bunterman packte gerade, als ihr Mann hereinkam und ihr mitteilte, dass die Publicity-Zwillinge unten warteten. Die Kunde von Cherrys Aufenthalt in Rainbow Bend und ihrer anschließenden Flucht war an die Öffentlichkeit gelangt, und das PR -Team hatte einen Plan

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