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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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»Tanny, ich fasse es verdammt noch mal nicht, dass du mir das antust.«
    »Komm her. Zeig mal das neue Tattoo.«
    »Ich denk nicht dran«, erwiderte Cherry. »Wieso hast du nicht auf meine SMS geantwortet?«
    Der Schauspieler klopfte auf die Bettdecke. »Jetzt komm schon, Cherish. Sei doch nicht so.«
    Beim Klang dieses Namens schmolz ihr Zorn dahin. Sie hopste aufs Bett und kroch neben ihn.
    »Schau, ich hab sogar ein Gummi übergezogen«, sagte er und hob die Decke an.
    »Oh Baby. Ich liebe dich.«
    Während die beiden Idioten knutschten, konfiszierte Chemo ein Fläschchen mit verschreibungspflichtigen Tabletten vom Nachttisch und eins aus dem Badezimmer. Dann ging er nach unten, wo ihm die Assistentin des Schauspielers ein kaltes Light-Bier brachte.
    »Ihrer Freundin ›Cherish‹ ist das hier vorhin runtergefallen. Es klingelt.« Sie hielt ein grellfarbenes BlackBerry hoch.
    Chemo kniff die Augen zusammen. »Wie nennt man diese Farbe?«
    »Melone?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Mandarine?«
    »Geben Sie mal her.«
    Als er auf die grüne Taste drückte, fragte eine kratzige Stimme: »Abbott?«
    »Ja.«
    »Timberlake hat gerade im Mandarin eingecheckt. Woll’n Sie die Zimmernummer.«
    »Klar.«
    »Fünfzig Mäuse.«
    »Kein Problem.«
    »Er hat die 710. Und Taylor Swift, die wohnt in der 714. Ohne Scheiß, Alter.«
    »Fein.« Chemo brach das Gespräch ab. Wenigstens wusste er jetzt den Namen des Kidnappers: Abbott. Irgendwo hatte er auch eine Telefonnummer, noch von der Kameratransaktion her.
    Das BlackBerry gab zwei Klingeltöne von sich. Chemo hielt es hoch und erblickte eine SMS : kanye gerade aus pubes weg. allein. d-blauer bentley.
    Jetzt begriff er, warum Cherry das Handy des Fotografen behalten hatte. Für jemanden wie sie war es Gold wert – ein kontinuierlich aktualisierter Audioguide für die Partyszene.
    »Sind Sie ihr Bodyguard oder was?«, fragte Tanner Dane Keefes Assistentin.
    »Mehr so eine Art Lebensberater«, antwortete Chemo.
    »Den braucht sie auch. Glauben Sie, die beiden bumsen? Nach dem, was gerade passiert ist?«
    Chemo meinte, das würde ihn nicht überraschen. »Es sei denn, Ihr Junge ist zu bedröhnt, um einen hochzukriegen. Ich könnte ein Éclair vertragen.«
    Die Assistentin lächelte. »Im Kühlschrank, oberstes Fach. Woher wussten Sie das?«
    »Dieses Haus hier, das sieht aus, als ob man hier Éclairs isst.«
    Sie bemühte sich vergeblich, ihn nicht anzustarren. »Darf ich Sie was fragen?«
    »Die Antwort lautet zwei Meter sechs«, knurrte Chemo schroff.
    »Wow. Haben Sie je …«
    »Nein.«
    »Nicht mal im College?«
    Mit schneidender Stimme erwiderte Chemo: »Nicht mal im Knast.«
    Tanner Dane Keefes Assistentin schien diese Information nicht zu beeindrucken. »Und wieso kein Basketball? Wegen dem Unfall?«
    Chemo überlegte, ob sie wohl seinen Arm oder sein Gesicht meinte. Es verblüffte ihn, dass die Leute so taktlos sein konnten. Ein entstellter Schwerverbrecher zu sein verlieh einem in gewissen sozialen Kreisen durchaus Gewicht, anscheinend jedoch nicht in South Beach.
    Er stellte fest, dass er aus irgendeinem Grund an die entführte Schauspielerin dachte, Annie. Ihm fiel wieder ein, wie sie zusammen im Hotelfahrstuhl waren und sie ihn gefragt hatte, wie sie in ihrem neuen Kleid aussähe. Das hatte ihn vollkommen kalt erwischt, dass es ihr wichtig war, was er dachte. Jetzt war sie verschwunden, und das war seine Schuld. Chemo war schon lange immun gegen normale Schuldgefühle, aber er war wütend auf sich selbst.
    »War’s ein Autounfall?«, fragte die Assistentin.
    »Was?«
    »Na, das, wobei Sie so vermurkst worden sind. Ich bin bloß neugierig.«
    »Unglaublich.«
    »Wenn Sie nicht drüber reden wollen, belassen wir’s dabei.«
    »Lassen Sie mich das Ding da mal anprobieren.« Chemo nahm ihr die schmale, rechteckige Brille von der Nase. Als er sie aufsetzte, stellte er fest, dass seine Sehschärfe unverändert war. Alles sah genauso aus wie vorher.
    »Ist schon okay. Die ist mir nicht vom Augenarzt verschrieben worden«, erklärte sie.
    »Und warum zum Teufel tragen Sie sie dann?«
    »Machen Sie Witze?« Die Assistentin lachte. »Weil die rattenscharf ist, deswegen.«
    »Verstehe«, sagte Chemo.
    Er sperrte die Assistentin in die Speisekammer und nahm sich zwei Schokoladen-Éclairs. Dann ging er nach oben und zog Cherry unter Tanner Dane Keefe hervor, der mit grimmig entschlossener Miene, aber ohne erkennbare Lust drauflospumpte. Der

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