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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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entgegenkommenden Autos sehen. »Tut mir leid, okay? Ich tu’s auch nie wieder. Mann!«
    Chemo merkte, dass der Fahrer lauschte, und verpasste ihm eine Kopfnuss.
    »Willst du mal?«, flüsterte Cherry.
    »Will ich was?«
    »Mich angraben, Mann.« Sie stupste Chemo mit einer Brust. »Na los. Dann sind wir quitt.«
    Er wandte seine schleimverklebten Augen nicht von ihrem Gesicht ab und machte keinerlei Anstalten, sie anzufassen. »Diese Lady, wir waren zusammen auf einem Boot. Nur sie und ich.«
    »War das so eine Art Date?«
    Er lachte höhnisch. »Wir waren auf der Suche nach ihrem Ex. Jedenfalls hat sie mich mit diesen gemeinen Ausdrücken beleidigt, also hab ich ihr den Anker auf den Schoß geschmissen, und sie ist über Bord gegangen. Blubber, blubber, blubber – hat beim Absaufen die ganze Zeit gequasselt.«
    »Alter, das ist so was von nicht witzig.«
    »Was ich sagen will, ist, leg’s verdammt noch mal lieber nicht drauf an.«
    Vom Fahrersitz her meldete sich Thad zaghaft zu Wort. »An der Ampel hier muss ich entweder links oder rechts abbiegen. Kommt’s für euch drauf an, in welche Richtung es geht?«
    »Fahr nach rechts«, wies Cherry ihn an. »Zum Causeway.«
    Chemo warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Was gibt’s denn rechts?«
    »Star Island«, antwortete sie. »Da wohnt Tanner.«
    »Wer?«
    »Mein Freund, schon vergessen? Großer Gott!«
    Thad beäugte sie ängstlich im Rückspiegel. »Es ist grün«, sagte er.
    »Ach, was soll’s. Nach rechts«, knurrte Chemo. Das war besser, als die ganze Nacht mit dieser hirnlosen Tussi im Kreis zu fahren. Außerdem hatte er Hunger, und er ging davon aus, dass jemand, der auf Star Island lebte, bestimmt etwas Anständiges zu essen im Haus hatte.
    Der Wachmann am Torhaus laberte am Telefon und winkte den Minivan nach einem flüchtigen Blick durch. Sofort begann Cherry, auf die Promivillen zu zeigen – P.Diddy, Julio Iglesias, A-Rod, die Estefans, Shaqs Ex.
    Chemo gähnte und knurrte: »Ich bin ja so von den Socken.«
    »Weißt du was? Du kannst mich mal.«
    Tanner Dane Keefe hatte ein Haus gemietet, das früher einmal entweder Rosie O’Donnell oder Al Capone gehört hatte, je nachdem, welcher Makler es zeigte. Cherry klopfte eine Weile, bis eine junge Frau mit roter Sarah-Palin-Brille die Tür öffnete. Sie stellte sich als Tanner Dane Keefes Assistentin vor und sagte, er sei oben und schliefe.
    »Sagen Sie ihm, ich will mit ihm spielen«, sprudelte Cherry.
    »Aber es ist zwei Uhr morgens.«
    »Echt?« Cherry schlüpfte an der Frau vorbei in die Eingangshalle und rief Tanners Namen.
    Chemo ging in die Küche und stapelte geräucherte Putenbrust mit Tomaten und Mozzarella auf Roggenbrotscheiben. Er war gerade dabei, Senf auf das Ganze zu schmieren, als er Geschrei hörte. Eilig hastete er eine Marmortreppe hinauf und fand Cherry in einem Schlafzimmer mit hoher Decke, von dem aus man einen Blick auf die Bucht hatte. Sie hüpfte auf und ab und kreischte einen jungen Mann an, in dem Chemo ihren schlappschwänzigen Begleiter aus dem Tätowierstudio wiedererkannte. Der Mann saß im Bett und hatte die Bettdecke bis unter die Achselhöhlen hochgezogen. Neben ihm lag etwas Längliches regungslos unter der Decke.
    Die Frau mit der Palin-Brille flehte Cherry an, nach unten zu gehen, doch Cherry packte die Decke und versuchte wütend, sie vom Bett zu reißen. Die nicht identifizierte Silhouette neben Tanner Dane Keefe krümmte sich schutzsuchend zur Form eines Kommas zusammen.
    »Hör auf, dich zu verstecken, du Schlampe!«, keifte Cherry.
    Chemo schlang seinen unversehrten Arm um ihre Taille und zerrte sie weg. Sie schlug um sich und fauchte wie eine Katze.
    Tanner Dane Keefe versuchte, jeglicher Gewalt aus dem Weg zu gehen; er betrachtete dergleichen als Bedrohung für sein gutes Aussehen und damit für seine Zukunft beim Film. Er drängte Cherrys Bodyguard, cool zu bleiben.
    »Es ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht«, beharrte der Schauspieler, obwohl die neben ihm zusammengekauerte Gestalt erschrocken zusammenfuhr. Augenblicke später tauchte ein verschwitzter, katzenhafter Kopf unter der Decke hervor. Er gehörte Tanner Dane Keefes Personal Trainer, einer Hochspringerin, die vom syrischen Leichtathletikteam ausgeliehen worden war.
    Cherry stieß einen entrüsteten Wutschrei aus. Die Frau schnellte nackt aus dem Bett und verschwand durch die Tür.
    »Sie hat nur meine Kniesehnen bearbeitet«, verkündete Tanner Dane Keefe.
    Cherry Pye schüttelte die Faust.

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