Sternchenhimmel
sagte Janet Bunterman. »Wieso hat Cherry denn das Handy von diesem Kerl?«
»Sie hat’s ihm geklaut, nachdem sie ihn im Flugzeug gevögelt hat.« Ann gehörte nicht zu den Menschen, die schlechte Nachrichten beschönigen. »Jedenfalls braucht er das Ding so schnell wie möglich. Sie kann’s ja mitbringen, wenn sie zum Shooting kommt.«
Cherrys Mutter senkte die Stimme. »Daraus wird nichts, Annie.«
»Er meint, er braucht nur einen Tag mit ihr.«
»Sie können ihm mitteilen, dass die Antwort Nein lautet.«
»Janet, Sie haben doch die Polizei angerufen, oder? Wegen dem, was heute Abend passiert ist.«
»Natürlich haben wir die Polizei verständigt.«
»Also suchen die überall nach mir«, sagte Ann. »Suchen das ganze County ab.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause, dann war ein Geräusch zu vernehmen, als würde der Deckel einer Mineralwasserflasche abgeschraubt. »Sie haben vor einer Stunde den Wagen auf Watson Island gefunden«, sagte Janet Bunterman.
»Schön und gut, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich noch nicht gefunden haben.«
»Annie, die Sache ist kompliziert. Cherrys neues Album kommt demnächst raus, ganz zu schweigen von der Tournee – ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, was für eine Riesensache das ist. Was ich zu sagen versuche, ist, wir arbeiten noch an einer Strategie, wie wir Sie zurückbekommen können …«
Mit dem Handballen ihrer freien Hand drosch Ann aufs Armaturenbrett ein. Bang Abbott stieß ihr den Lauf des Colts in die Rippen und zuckte missmutig die Schultern.
»Jetzt verlieren Sie nicht gleich die Fassung«, sagte Cherrys Mutter gerade.
»Niemand hat der Polizei gesagt, dass ich in dem Wagen gesessen habe? Also, was jetzt – Fall erledigt?« Ann war aufgebracht, obwohl sie es hätte kommen sehen sollen. Sie war ein Geheimnis, das bewahrt werden musste.
»Wir setzen uns zusammen und lassen uns was einfallen«, versprach Janet Bunterman.
»Sie machen mich echt sauer«, sagte Ann.
»Hat er Ihnen was getan?«
»Danke, dass Sie fragen. Wirklich.«
Mittlerweile stinkwütend fuhr Abbott an den Straßenrand und sagte: »Was hab ich Ihnen gesagt? Die lassen Sie sofort fallen.«
Der Fotograf riss ihr das Handy weg und stieg aus. Er konnte Cherrys Mutter am anderen Ende der Leitung hören. »Annie? Sind Sie noch da? Annie?«
Dann hielt er das Handy dicht neben die Pistole, richtete den Lauf gen Himmel und feuerte einen Schuss ab, der eine Straßenlaterne zerschmetterte. »Ach du Scheiße!«, schrie er auf und krabbelte eiligst zurück in den Buick. Seine Ohren dröhnten, und seine Hände auf dem Lenkrad zitterten heftig, als er nach Westen in Richtung Alton fuhr. »Das war ja so was von scheißlaut!«, stieß er erregt hervor. »Fragen Sie doch mal, ob sie mir jetzt zuhört! Na los. Sagen Sie ihr, das waren keine Platzpatronen.«
Ann nahm das Handy. »Janet, das war die Pistole. Der Kerl meint’s ernst.«
Doch die Leitung war tot.
»Scheiße«, sagte Ann.
Bang Abbott stopfte den Colt unter den Vordersitz. »Das sind ja ein paar echt miese Typen, für die Sie da arbeiten«, bemerkte er.
»Und Sie, Sir, sind auf diesem Gebiet ja Experte.«
Immer wieder schaute sie in den Seitenspiegel und hoffte, das blinkende Blaulicht eines Streifenwagens zu erblicken, doch die Straße hinter ihnen war leer. Zielloses Herumgeballere hatte allem Anschein nach bei der Polizei von Miami Beach nicht mehr oberste Priorität. Bang Abbott erlaubte Ann, ihr Fenster herunterzulassen, damit sie vergeblich auf das Geräusch von Polizeisirenen lauschen konnte.
Detective Reilly blieb wieder einmal länger und durchforstete die Datenbänke; er versuchte, alles über Jackie Sebago herauszufinden. Der Mann war nicht vorbestraft, allerdings förderte eine Nexis-Recherche einen Zeitungsartikel über ein bankrottes Dorf aus privaten Skihütten in Montana zutage. Dort hatten verstimmte Geschäftspartner Jackie Sebago wegen abhandengekommener Gelder und einer nicht vorhandenen »Chefsekretärin« verklagt, die sich als seine Geliebte entpuppt hatte. Jackies Name tauchte außerdem als Mitinhaber einer Golfanlage in Maryland auf, die zu einer Geldstrafe von 37 000 Dollar verurteilt worden war, weil dort eine Schar Stockenten vergiftet worden war, die ständig den Rasen vollgeschissen hatten.
Diese Informationen warfen genug Licht auf Sebagos Charakter, um Reillys Überzeugung zu stützen, dass der Bauunternehmer das eigentliche Ziel des wahnsinnigen Busentführers auf North
Weitere Kostenlose Bücher