Sternchenhimmel
unerschütterlichen Larks zu bleiben; ihre chirurgisch fixierten Gesichter schienen noch straffer und großäugiger zu werden.
Maury Lykes machte den Anfang, indem er das Offensichtliche aussprach. »Diese Sache mit Annie ist der absolute Super- GAU .« Er wackelte mit dem gekrümmten Finger in Richtung des Bodyguards. »Sie zuerst. Was machen wir als Nächstes?«
»Kommt drauf an«, meinte Chemo, »ob Sie wollen, dass dieser Vollidiot ins Gras beißt, oder ob Sie nur das Mädchen wiederhaben wollen. Oder vielleicht beides.«
»Beides«, sagte der Promoter.
»Nicht so schnell«, ging eine der Larks dazwischen.
Maury Lykes lachte hohl. »Ich hab doch bloß Spaß gemacht. Wir bringen schon niemanden um.«
Chemo zuckte die Achseln und griff nach einem Bagel. »Wie Sie wollen.«
Janet Bunterman berichtete von dem spätabendlichen Anruf von Ann DeLusia, und wie erschreckend er geendet hätte – Schüsse und eine tote Leitung.
»Mein Gott, glauben Sie, er hat sie wirklich erschossen?«, fragte Maury Lykes.
»Jetzt aber mal im Ernst«, warf Chemo ein und unterkühlte alles mit seinem Lächeln.
Ein unbehagliches Schweigen setzte sich fest. Der Promoter legte den Kopf schief. »Was kriege ich hier nicht mit?«
»Das Große und Ganze«, antwortete Lila Larks. »Dafür bezahlen Sie uns ja.«
Abwechselnd erläuterten die Schwestern die PR -Gefahren, die Cherrys Mannschaft drohten, wenn Annies Rolle in ihrer Organisation bekannt wurde. Was mit Sicherheit geschehen würde, wenn sie zum Ziel einer Polizeifahndung wurde.
»Deswegen haben wir ihnen ja auch nicht gesagt, dass sie in dem Geländewagen gesessen hat«, erklärte Cherrys Mutter.
Maury Lykes nickte ungeduldig. »Ja, ja, das leuchtet mir ja alles ein.«
»Sagen wir also mal, dieser Typ ist durchgedreht und hat Annie erschossen«, fuhr Lucy Lark fort und versuchte, nicht zu Chemo hinüberzuschauen, »oder sie kommt aus irgendeinem anderen Grund nicht zurück. Ja, das wäre eine Tragödie. Ja, das ist ein grauenvolles Verbrechen. Aber andererseits …«
Janet Bunterman nahm den Ball auf. »Schauen Sie, Maury, es wäre ja simpel, wenn der Kerl nur Geld wollte. Dann hätten wir alles unter Kontrolle. Wir könnten das Lösegeld zahlen und Annie selbst zurückholen. Aber er will tauschen – Annies Leben gegen einen Tag mit Cherry.«
»Einen Tag? Um was zu tun?«, fragte Maury.
»Um sie zu fotografieren, sagt er. Aber jetzt mal ehrlich.«
Genau wie ihre Schwester merkte auch Lila Lark, dass ihr Puls in Chemos Gegenwart aus dem Takt kam. Sie sammelte sich und sagte: »Leute, können wir mal kurz zurückspulen? Selbst wenn es eine ganz klare Lösegeldforderung gäbe, die Chancen, dass wir das durchziehen, ohne dass irgendjemand irgendwas an die Medien durchsickern lässt, stehen ungefähr eine Milliarde zu eins. Wenn Annies Name erst mal rauskommt, wenn die Regenbogenpresse erst mal Wind von der Geschichte bekommt, dann ist sie nicht mehr zu halten. Wenn die von People anrufen, Maury, glauben Sie wirklich, sie lehnt dann dankend ab?«
»Scheiße«, brummte der Promoter. Er überlegte, ob dies hier wohl das war, was man ein »moralisches Dilemma« nannte.
Lucy Lark wollte sich in Sachen düsteres Szenario nicht ausstechen lassen. »Stellt euch mal vor, wie unsere sensible junge Klientin reagieren würde, wenn sie TMZ einschaltet, und da redet irgendeine heiße Tussi namens Ann DeLusia davon, dass sie dafür bezahlt worden ist, sich aufzudonnern und als Cherry rumzulaufen. Erzählt von all den Malen, wo Cherry einen auf Amy Winehouse gemacht hat und in die Entzugsklinik geschafft worden ist …«
»Zur Ernährungsberatung«, flehte Janet Bunterman.
»… eine Frau, die Cherry noch nie gesehen hat, redet davon, wie sie entführt worden ist und von einem Stalker mit einer Schusswaffe als Geisel festgehalten wurde, der irrtümlich gedacht hat, er hätte einen Superstar gekidnappt. Das wäre die ultimative Megastory«, machte Lucy Lark beharrlich weiter, »viel größer als Cherrys neues Album, Maury. Größer als die Tournee.«
Maury Lykes hob die Hände und formte damit ein T. »Vielen Dank für diese aufmunternden Worte«, knurrte er. »Und jetzt, nur so aus Neugier, kann mir bitte mal jemand sagen, wie zum Teufel wir in diese spezielle Scheiße hineingeraten sind? Zum Beispiel, welche Verbindung besteht zwischen unserem selbstzerstörerischen Popsternchen und diesem psychotischen Fotografen?«
Die Larks wandten sich zu Cherrys Mutter um, die verkniffen
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