Sternchenhimmel
gesehen«, meinte Vincent, »und ich bin seit Viertel nach sieben hier.«
»In der Toilette lag ein Handy.«
»Damit hab ich nichts zu tun!«
»Ich brauche den Kreditkartenbeleg.« Der Fremde winkte mit zwei Fingern.
»Mann, Sie wissen doch, dass ich das nicht darf.«
»Okay.« Der Penner setzte sich auf den Boden, zog einen seiner vergammelten Basketballschuhe aus und fing an, damit auf die Außenhülle des Laptops einzudreschen, bis Vincent den Einzahlungsbeleg herausrückte, auf dem Claude Abbotts Kreditkartendaten ausgedruckt waren.
»Danke, mein Junge«, sagte der Mann und reichte Vincent den eingedellten Laptop, der ihn mit beiden Armen fest an die Brust drückte.
»Was haben Sie eigentlich für ein Problem?«, fauchte er den Fremden zornig an.
Der Mann holte eine Bierflasche aus der Innentasche seines Trenchcoats, trank den Rest des Inhalts aus und stellte die leere Flasche auf den Tresen. »Ich hoffe, ihr recycelt«, sagte er.
Cherry Pyes Eltern waren nicht die einzigen Buntermans, die darauf bauten, dass Skantily Klad ein Megahit wurde. Cherrys Brüder, allesamt Versager, hatten jeder einen hochbezahlten, nicht vorhandenen Job in ihrem persönlichen Management-Unternehmen, und keiner von ihnen war intellektuell dafür gerüstet loszuziehen und sich eine richtige Arbeit zu suchen. Leonard, der älteste, wohnte in Steamboat Springs und sprach vielleicht ein- oder zweimal im Jahr mit seiner berühmten Schwester, wenn sein Vorrat an Autogrammware zur Neige ging. Adam, der mittlere Bruder, verbrachte seine Zeit entweder auf Barbados oder in Cabo San Lucas und kommunizierte vorrangig durch Überweisungsträger mit der Familie. Der jüngste, der dreiundzwanzigjährige Joshua, hatte eine Galerie in La Jolla, wo er homoerotische Skulpturen und Aquarelle ausstellte, die mit dem Schwanz seiner tauben Perserkatze auf Packpapier gemalt waren.
Die ehemalige Cheryl Bunterman hatte keine Ahnung, was für ein Kapitalfluss notwendig war, um sie und ihre Schnorrerbrüder über Wasser zu halten. Ned Bunterman jedoch, der die Bücher führte, war nur allzu klar, dass sich das Leben der Familie drastisch verändern würde, wenn Skantily Klad floppte. Das Geld – das ganze Geld von den früheren Alben! – war inzwischen futsch, und die Buntermans verheizten gerade Cherrys siebenstelligen Vorschuss für Skantily , und zwar ziemlich schnell.
Janet Bunterman sagte, er solle aufhören, sich den Kopf zu zerbrechen. »Die CD wird ein Riesenhit. Wo steckst du überhaupt?«
»In Palm Springs, erinnerst du dich? Abschlag ist in zwanzig Minuten. Das Lupus-Benefizturnier?«
Klar doch, dachte Janet Bunterman. Mir doch egal.
»Die Tournee ist nicht ausverkauft«, merkte ihr Mann ernst an, »nicht einmal der Boston Garden. Ich habe mit Maury gesprochen.«
»Warum musst du eigentlich immer so negativ sein, Ned? Das liegt nicht an Cherry, das liegt an der Wirtschaftslage. Ich hab gehört, Springsteen ist um sieben Prozent runtergegangen.«
»Das ist so nicht wahr, Liebling«, erwiderte Ned Bunterman. »Die Jonas Brothers sind auch raufgegangen. Coldplay ist rauf, und wie. Und Britney sorgt immer noch für ausverkaufte Stadien, selbst nach diesen ätzenden Strandfotos.« Ein britischer Paparazzo hatte die Sängerin mithilfe eines Scharfschützen-Zielfernrohrs auf den Malediven ausgemacht, wo sie sich in einem eher unvorteilhaften Badeanzug gesonnt hatte.
»Warte nur ab, bis die CD rauskommt«, sagte Janet Bunterman. »Der Garden wird restlos ausverkauft sein und alles andere auch. Sie werden noch Zusatzkonzerte dranhängen, wart’s nur ab.«
Ihr Mann erwähnte die garstige Vorabbesprechung im Spin -Magazin nicht, in der das Album zu Skankily Klad umgetauft worden war. Es war ein Segen, dass Cherry nicht gern las.
»Ein ordentlicher Publicityschub wäre wirklich hilfreich«, sagte er.
»Die Tattoo-Fotos werden im Netz massenweise angeklickt«, berichtete Janet Bunterman. »Ich meine, sicher, das blöde Ding sieht aus wie ein Brandzeichen, und ich bin stinkwütend auf sie, weil sie sich ihren wunderschönen Hals verschandelt hat, aber die Google-Hits sind aberwitzig.«
»Wenn diese Typen nur alle Karten für ihre Konzerte kaufen würden«, sagte Ned Bunterman. »Aber das tun sie nicht, Janet. Wir brauchen etwas, um den Verkauf anzuheizen.« Missbilligend wies er darauf hin, dass die Larks mit Cherrys Blog, den sie abwechselnd schrieben, mehrere Tage im Rückstand waren.
»Sie hatten mit dieser Annie-Geschichte zu tun«,
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