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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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erklärte seine Frau.
    »Wo wir gerade davon reden, Maury erwartet, dass das sogenannte Lösegeld aus unserer Tasche gezahlt wird. War dir das klar? Als ich gemeint habe, das Geld könne doch aus dem Produktionsbudget des Labels kommen, ist er regelrecht ausgeflippt. Hat gesagt, Jailbait Records verhandelt nicht mit Kriminellen.«
    »Das ist doch lächerlich – die Musikindustrie würde zusammenbrechen ohne die Kriminellen.«
    »Genau«, pflichtete Ned Bunterman ihr bei. »Aber Maury lässt sich nicht umstimmen. Er sagt, das ist Sache der Familie.«
    Cherrys Mutter geriet in Wallung. »Dieser Sicherheitsfuzzi, Chemo, der ist überzeugt, dass er den Kidnapper – Stalker, was weiß ich – überreden kann, fünfzig Riesen zu akzeptieren. Fünfundsiebzig ganz bestimmt.«
    »Das ist zu viel«, erklärte Ned Bunterman. Er dachte an die langen Weinproben-Wochenenden mit dem abartig veranlagten dänischen Pärchen und daran, wie dankbar die beiden immer waren, wenn er die Rechnung übernahm.
    »Finde ich auch. Viel zu viel.« Janet Bunterman dachte an ihre Tennisstunden dreimal die Woche und an das, was für gewöhnlich darauf folgte. Und daran, wie sehr sich ihr Profi an die Tausend-Dollar-Trinkgelder gewöhnt hatte, die sie ihm in seinen Sackschutz steckte.
    Ned Bunterman sagte, er müsse seine Golfschuhe suchen gehen. »Sag Mr Chemo, bei fünfzig ist für uns Schluss. Ende der Durchsage.«
    »Das Problem ist nur, wir können es uns nicht leisten, Annie zu verärgern. Wirklich nicht.«
    Janet Bunterman brauchte es nicht näher zu erläutern. Am anderen Ende der Leitung räusperte sich ihr Mann. »Bist du sicher, dass sie noch lebt? Du meintest doch, beim letzten Telefongespräch hättest du einen Schuss gehört …«
    »Nein, sie lebt noch.« Janet Bunterman gab sich Mühe, nicht allzu enttäuscht zu klingen. Die ganze Zeit redete sie sich ein, dass sie nicht so kaltherzig sei wie die Larks und nie ernsthaft gewollt hätte, dass Ann DeLusia etwas Schreckliches zustieß. Andererseits war dieser Fotograf, der sie entführt hatte, offenkundig zwielichtig und unberechenbar. Es gab keine Garantie dafür, dass er seinen Teil des Deals einhalten würde, egal, wie viel Geld er bekam. Die Buntermans waren gezwungen, vorsichtig zu sein.
    »Diese Lösegeldnummer«, sagte Ned Bunterman, »war das nicht unsere Idee?«
    »Stimmt. Er hat nie Geld verlangt.«
    »Er will nur Cherry, richtig? Eine private Fotosession.«
    »Ned, was denkst du denn? Fang bloß nicht so an.«
    »Im allerschlimmsten Fall …«
    »Nein!«
    »Hör mir doch erst mal zu«, sagte Cherrys Vater.
    Geiselnahme war Schwerstarbeit, und Bang Abbott war hundemüde. Zuzusehen, wie seine Gefangene die Schlaftabletten wegpennte, half auch nicht gerade. Er versuchte, sich selbst wachzurütteln, in dem er sich – wie jeden Tag viele Male – die Nummer mit Cherry in dem Privatjet ins Gedächtnis rief. Das war eine erfreuliche Ablenkung, die normalerweise Bang Abbotts Lebensgeister weckte, nicht jedoch bei seinem gegenwärtigen Erschöpfungszustand und bei all diesen Selbstzweifeln.
    Der Plan, Ann gegen Cherry einzutauschen, schien nicht aufzugehen, und je mehr er über das Lösegeldangebot nachdachte, das ihm von dem gruseligen einarmigen Bodyguard überbracht worden war, desto weniger beleidigend erschien es ihm. Er konnte dieses ganze Durcheinander unbehelligt mit fünfzig Riesen hinter sich lassen, steuerfrei, und ohne jegliches Risiko, im Knast zu landen. Cherrys Betreuer würden alles Nötige unternehmen, um sicherzustellen, dass die Schauspielerin ihn nicht anzeigte oder ihre Kidnapping-Story an die Medien verkaufte. Sie würden sie entschädigen, und zwar nicht zu knapp, weil ihnen gar nichts anderes übrig blieb.
    Und währenddessen würde Bang Abbott sich wieder der sabbernden Meute anschließen und sich von neuem auf die Jagd machen nach Lindsay, Paris, Nicole, Kim, Katie, Kate, Katy, Posh, Star, Mischa, Penelope, Jen, Julia, Jessica, Reese, Winona, Gisele, Heidi, Miley … Nein!
    Er wollte nicht wieder raus auf die Straße.
    Cherry Pye war seine Bestimmung, das endgültige Portfolio.
    Ihre letzten Tage in Nahaufnahme.
    Der Fotograf fühlte, wie etwas sein Bein streifte, und trat danach, woraufhin ein Schmerzensschrei ertönte. Er öffnete die Augen – großer Gott, war er etwa eingenickt? – und sah, wie Ann mit blutiger Nase neben ihm zurückfuhr.
    »Echt super«, nuschelte sie.
    Er schaute nach unten und sah den Colt neben dem Bremspedal liegen, wo sie ihn

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