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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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er.
    Sie gingen den Strand hinunter – der dicke, schlurfende Paparazzo und der schlaksige, windschiefe Bodyguard – und wurden selbst von abgebrühten South-Beach-Stammgästen angestarrt. Chemo schien all die Aufmerksamkeit gar nicht zu bemerken, Bang Abbott jedoch fühlte sich unbehaglich. Er war es gewohnt, der Spanner zu sein, nicht der Beglotzte, und ohne seine Kameras kam er sich nackt vor.
    »Ich habe gefunden, wonach Sie gesucht haben«, sagte Chemo.
    Bang Abbott versuchte, seine freudige Erregung zu verbergen. »Ja?«
    »Sie sind ein ganz schön fleißiges Bienchen, Kumpel. Das Ding klingelt rund um die Uhr.«
    »Wie viel wollen Sie dafür? Ich gebe Ihnen fünfhundert.«
    Chemo hörte auf, eine Latina zu bewundern, die oben ohne mit einem kleinen Jungen Strandtennis spielte. Es war eine hübsche Szene, verdammt weit weg vom Gefängnishof in Raiford.
    Der Ball landete vor Chemos Schuhgröße-48-Füßen im Sand, und der Dreikäsehoch kam angerannt, um ihn zu holen.
    Allmächtiger, dachte der Fotograf. Der arme Kleine wird für den Rest seines Lebens bei Licht schlafen.
    Doch als Chemo ihm den Ball reichte, schaute der Junge hoch, winkte mit seinem Schläger und sagte: »Gracias.« Er schien nicht im Mindesten traumatisiert zu sein. Bang Abbott war verdutzt – bestimmt war der Zwerg weitsichtig.
    Chemo ging weiter. »Ich bin befugt, wegen dem Mädchen zu verhandeln«, sagte er über seine Schulter hinweg.
    Der Bodyguard machte lange Schritte, und Bang Abbott beeilte sich mitzuhalten. »Was denn verhandeln? Ich kriege ein Ganztagesfotoshooting mit Cherry, und die kriegen ihre süße kleine Hochstaplerin heil und unversehrt zurück.«
    »Läuft nicht. Fünfundzwanzig Riesen – die Kohle für die Schauspielerin. Bar auf die Hand.«
    »Haben Sie sie noch alle?«, stieß Bang Abbott hervor.
    »Und vielleicht lege ich das BlackBerry noch obendrauf.«
    »Sehe ich aus, als wäre ich bescheuert?«
    Chemos freudloses Lächeln ließ seine schmuddeligen Schneidezahnstummel sichtbar werden. »Für mich sehen Sie aus wie ein perverser Fettsack«, erwiderte er.
    Bang Abbott kochte vor Wut. »Fünfundzwanzig Riesen sind ein Witz. Haben Sie eigentlich eine verschissene Ahnung, was diese Annie alles über Cherry Pye weiß? Was die für Schaden anrichten kann?«
    »Wahrscheinlich kann ich sie auf fünfzig hochreizen, wenn Sie mir vielleicht fünf davon rüberschieben«, meinte Chemo. »Außerdem rate ich Ihnen dringend, der Schauspielerin nichts zu tun, wenn Sie nicht extralangsam abkratzen wollen, geschuppt wie eine verdammte Forelle.« Drohend hob er den vinylverhüllten Rasentrimmer.
    Bang Abbott fiel einen Schritt zurück. »Herrgott, ich bin doch kein Killer!«
    »Also, ich schon. Wo ist sie jetzt?«
    »Sie ist in Sicherheit, ich schwör’s bei Gott.«
    Chemo war abermals stehen geblieben, diesmal wegen der unerwarteten Anwesenheit von mindestens einem Dutzend uniformierten Gesetzeshütern zwischen all den Sonnenanbetern und Frisbeewerfern. Ein paar waren Miami Beach Cops, ein paar waren vom Zoll, und ein paar waren vom Grenzschutz. Dem Fotografen brach der kalte Angstschweiß aus; der Colt fühlte sich an seinem ausgefransten Hosenbund wie ein Anker an.
    Saucool meinte Chemo: »Hey, Hungerhaken, schauen Sie sich das an.«
    Gegenstand des Polizeiinteresses war ein weißes Donzi-Rennboot mit blauem Rand, das irgendjemand in der Nacht mit hoher Geschwindigkeit auf den Strand gesetzt hatte. Touristen scharten sich darum und schossen Fotos mit ihren Handys. Das Boot hatte eine tiefe Furche in den Sand gezogen und lag jetzt mit Schlagseite nach backbord da, dreißig Meter vom Wasser entfernt. Leere Bierflaschen waren ordentlich am Heck aufgereiht. Niemand war an Bord, und die Cops schienen emsig bestrebt zu sein, den Bootsführer und/oder die Passagiere ausfindig zu machen.
    »Alkohol am Steuer«, sagte Bang Abbot.
    Chemo vermutete, dass es sich um eine Schmuggeloperation handelte. »Die schaffen Haitianer von Bimini rüber«, erklärte er.
    »Und lassen das verdammte Boot einfach liegen?«
    »Andauernd.«
    »Völlig irre«, sagte Bang Abbott.
    Chemo machte kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung, den Fotografen im Schlepptau.
    »Gehen Sie zurück und sagen Sie Ihren Leuten, ich will ihr Geld nicht. Ich will Cherry.«
    »Oder?«, fragte der Bodyguard.
    »Nur keine Angst. Ich habe einen Plan.«
    »Scheiße im Hirn, das ist alles, was Sie haben.«
    Eine Möwe hatte Chemos exotisches Toupet erspäht und setzte auf der

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